Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
Recht«, prophezeite Nip.
***
Während der nächsten fünf Planetenumläufe beschäftigte sich Robinton mit Angelegenheiten der Harfnerhalle. Er bat Groghe, ihm den besten Kämpfer seiner Garde zu überlassen, der dann jeden Angehörigen der Halle in Selbstverteidigung unterrichtete. Zu Robintons Überraschung stürzte sich Sebell förmlich auf die Übungen, und nach einer Weile waren nur noch Saltor, der Obmann der Wache, und dessen Assistent Emfor ebenbürtige Partner für ihn.
»Sebell ist ein erstaunlicher Kämpfer«, bemerkte Robinton zu Saltor, nachdem der junge Harfner den stämmigen Emfor bei einem Zweikampf auf die Matte geworfen hatte.
Saltor blickte amüsiert drein. »Ihm kommt es darauf an, dich im Notfall zu beschützen, Meister Robinton. Mit ihm an deiner Seite hast du nichts zu befürchten.«
»Er hängt sich an mich wie ein Schatten«, erwiderte Robinton.
»Du bist bei allen deinen Lehrlingen und Gesellen beliebt,«, fuhr Saltor fort, und Robinton wurde ein wenig verlegen.
Doch Sebells Tüchtigkeit beschränkte sich nicht nur auf Kampfsportarten. Beinahe so schnell wie sein Meister wechselte er die Tische und stieg in den Rang eines Gesellen auf. Robinton schickte ihn nach Igen, um dort einen Planetenumlauf lang zu unterrichten, holte ihn jedoch frühzeitig zurück, weil er merkte, wie sehr er auf seine Unterstützung angewiesen war.
Nach einer Weile schlug Sebell vor, dem jungen Trailer, einem ständig zu Schabernack aufgelegten Lehrling, eine neue Rolle zuzuweisen. Mit seinen Streichen stellte Trailer die Geduld der Meister auf eine harte Probe, zudem ersann er alle möglichen Tricks, um sich vor jeder Arbeit zu drücken, die ihm nicht behagte.
Doch nur selten ließ er sich bei seinen Unbotmäßigkeiten erwischen, er war nie da, wenn Aufgaben verteilt wurden und wartete stets mit plausiblen Entschuldigungen für seine Abwesenheit auf. Er konnte jeden Renner reiten, traf mit seinem Wurfmesser auf hundert Schritt eine Fliege an der Wand, galt als raffinierter Ringkämpfer und schien nicht von Skrupeln geplagt zu sein.
Zudem war er intelligent und phantasievoll, wenn es um das Erfinden von Ausreden ging. Trotz seiner Fehler mochte Robinton ihn gut leiden, obschon er ihn häufig bestrafen musste. Er sang einen schönen Sopran, den er im Stimmbruch verlor, und fortan beschränkten sich seine musikalischen Talente auf das Trommeln.
Er trommelte immerzu, sei es im Trommelturm oder bei irgendwelchen anderen Beschäftigungen. Wenn ihm keine Schlegel oder Stöcke zur Verfügung standen, trommelte er mit den Fingern und – wie einer seiner Kameraden aus dem gemeinschaftlichen Schlafsaal sagte – des Nachts mit den Zehen. Im Speisesaal fiel er dadurch auf, dass er mit den Schenkelknochen von Geflügel trommelte.
»Es geht um Trailer«, begann Sebell eines Abends, als Robinton sich nach einer guten Mahlzeit entspannte.
»Ooooh«, stöhnte Robinton. »Was hat er denn jetzt schon wieder angestellt?«
»Ich finde, er könnte seine mannigfachen Talente besser nutzen, wenn er eine Lehre bei Nip machte«, erklärte Sebell mit einem listigen Grinsen. »Jedes Mal, wenn Nip Bericht erstattet, kommt er mir ausgemergelter und erschöpfter vor. Er braucht einen Gehilfen, und sei es nur, um Botschaften zu übermitteln.« Als er merkte, dass Robinton ernsthaft über seinen Vorschlag nachdachte, setzte er hinzu: »Es gibt keinen Menschen, der Trailer kontrollieren könnte. Aber mit seiner überschüssigen Energie wäre er Nip gewiss von Nutzen.«
»Eine ausgezeichnete Idee, Sebell. Ich frage mich, wieso ich nicht von selbst darauf kam.«
Sebell lachte. »Du bist halt mit anderen Dingen beschäftigt, Meister.«
Als Nip das nächste Mal die Harfnerhalle aufsuchte, rückte Robinton mit Sebells Vorschlag heraus.
»Ich kenne einen jungen Burschen, der bei dir eine Menge lernen könnte, Nip.«
Nip zog die Stirn kraus. »Ich reise am liebsten allein. Das ist sicherer.« Er wandte sich an Sebell, der Erfrischungen servierte. »Danke, Sebell, du hast genau das gebracht, worauf ich Appetit hatte.« Er nahm sich eine Fleischpastete und biss herzhaft hinein.
»Ich finde, du solltest den jungen Trailer erst einmal kennen lernen, ehe du Hilfe kategorisch ablehnst«, beharrte Robinton.
»Na schön, ich kann mir ja ein Bild von ihm verschaffen.«
»Wenn du ihn nicht als deinen Gehilfen nimmst, muss ich ihn nach Keroon zurückschicken. Denn hier in der Harfnerhalle kann er seine … besonderen … Begabungen nicht recht
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