Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
wieder.«
Sie sehnte sich danach, die tiefe, ruhige Stimme des Akki zu hören, das ihnen Anweisungen erteilte, wie sie sich in dieser Krise zu verhalten hätten. Doch das Akki gab es nicht mehr. Mit den Problemen, die dieser Feuerball ihnen eventuell bescherte, mussten sie allein fertigwerden, und D'ram hatte soeben eine Möglichkeit aufgezeigt, wie sich die Situation meistern ließ. Sie entsann sich, dass Meister Idarolan einmal von einer riesengroßen Wasserwand erzählte, die eine ganze Insel verschlang. ›Tsunami‹ hatte er diese gigantische Welle genannt.
»Um die Küsten zu sichern, brauchen wir Meister Idarolans Hilfe. Er hat das nötige Fachwissen und die Erfahrung«, flüsterte sie D'ram zu. »Außerdem besitzt er ausgezeichnetes Kartenmaterial.«
»Worüber tuschelt ihr die ganze Zeit, Lessa?« mischte sich F'lar mit verhaltener Stimme ein.
»Wenn dieses Ding aus dem Weltraum auf Pern fällt, müssen wir vorbereitet sein.«
»Aber …« begann F'lar.
»Ich schlage vor, dass wir Idarolan als Berater hinzuziehen«, fuhr sie fort. »Selbst wenn wir noch mal mit dem Schrecken davonkommen und der Feuerball nur die äußere Atmosphäre des Planeten streift, wird ihn der gesamte Vorgang faszinieren. Und hier kann er alles viel besser beobachten als von seinem Wohnsitz in Nerat aus.«
»Habe ich richtig gehört?«, rief Meister Wansor aufgeregt, Lessa übertönend. »Die Wahrscheinlichkeit einer Kollision beträgt achtundfünfzig Prozent?«
»Nun mach schon und hol ihn her!«, drängte Lessa ihren Gefährten. »Und gib Idarolan ausreichend Zeit, sämtliches Material mitzubringen, das er vielleicht braucht.«
»Bin gleich wieder da«, erwiderte F'lar schmunzelnd.
Lessa warf einen Blick auf die Wanduhr. 11:35!
»Er wird doch nicht etwa …?« D'ram brach ab. »Aber sonst ermutigst du doch niemanden, Spritztouren durch die Zeit zu unternehmen.«
»Richtig. Aber wir müssen uns auf das Schlimmste gefasst machen und dementsprechend handeln.« Sinnend betrachtete sie den in einem satten Orangerot glühenden Feuerball. »Wenn die Augen eines Drachen in dieser Farbe leuchten, ist er am gefährlichsten.«
D'ram folgte ihrem Blick. »Du hast Recht.«
Sieben Minuten später, als die Uhr 11:42 anzeigte, betraten F'lar und Idarolan das Konferenzzimmer. Beide waren bepackt mit Taschen voller zusammengerollter Karten und sahen aus, als wären sie gerannt. Idarolan musterte die Anwesenden, dann richtete er sein Augenmerk auf den Bildschirm.
»Wie ich sehe, komme ich gerade noch rechtzeitig, um von Nutzen zu sein«, verkündete er mit seiner rauen Seemannsstimme.
»Ich bin froh, dass du hier bist, Idarolan«, rief Wansor. »Vermutlich wird das Fragment des Kometen hier einschlagen. Wie groß ist seine Leuchtkraft jetzt?«
»Minus acht«, antwortete Idarolan und ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen. »Ich habe selbst ein paar Berechnungen angestellt.« Er spähte in die Runde. »Wo steckt Erragon?«
»Er beobachtet das Phänomen im Interface-Büro«, erwiderte Lytol und fuhr fort, Wansor die neuesten Messdaten vorzulesen.
Alle schwiegen, während sich auf dem Bildschirm die unmittelbar bevorstehende Katastrophe abzeichnete.
Meister Idarolan brach die beklemmende Stille. »Ich benötige die Hilfe eurer besten Mathematiker«, sagte er, derweil er in seinen Karten herumklaubte. »Monaco muss zuerst evakuiert werden. Ich weiß nicht, wie viel Zeit noch bleibt - schätzungsweise zwei, drei Stunden.«
Lessa stand auf und griff nach Idarolans Hand. »Sag den Drachenreitern, sie sollen der Zeit ein Schnippchen schlagen und die Rettungsoperation in die Wege leiten.«
Idarolan erwiderte ihren Händedruck und zwinkerte ihr listig zu, ein Zeichen, dass er sie verstanden hatte.
Monaco-Weyr - 10:22 vormittags - Zeitsprung
Golanth und Zaranth schwebten in Höhe der Baumkronen über der breiten Lichtung mit dem großen, lang gestreckten Gebäudekomplex, der den Weyr der Monaco Bucht beherbergte. Auf dem freien Platz konnten viele Drachen sicher und ohne zu Drängeln landen. Wehmütig dachte F'lessan daran, wie viel Wert auf risikoarme Starts und Landungen gelegt wurde. Doch sie durften die Zeit nicht damit vertrödeln, sämtliche Gefahren ausschalten zu wollen. Als Golanth vor dem Weyr nach unten sackte, erhaschte F'lessan einen Blick auf das ruhige, blassgrüne Meer und den feurigen Streifen am nordöstlichen Himmel.
So sehr ich mich für Astronomie interessiere, ich wünsche mir, ich hätte diesen Kometen nie gesehen
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