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Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Titel: Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege
Autoren: Anne McCaffrey
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Kind zu sein, oder sein Vater ließ ihn ständig für sich arbeiten. In einer Siebenspanne glänzte er mindestens zwei Mal durch Abwesenheit.
    Nun jedoch nahm Dalor täglich am Schulunterricht teil, der an sechs Tagen einer Siebenspanne stattfand. Ein Tag war traditionsgemäß frei.
    Aber vielleicht hatte hier Meister Zist seine Hand im Spiel. Der Meisterharfner war schon streng, wenn es um die Gesangsausbildung ging, doch im normalen Schulunterricht, wenn allgemeines Wissen vermittelt wurde, verstand er überhaupt keinen Spaß und ließ keinen Fehler durchgehen.
    »Sieh dir das an! Dieses Gekrakel sollen Buchstaben sein?«, schimpfte er einmal mit der kleinen Sula. »Und mit dieser schlampigen Schrift möchtest du Backrezepte aufschreiben und sie auch noch mit anderen Leuten tauschen? Was denkst du dir eigentlich dabei?«
    Sula hatte den Kopf eingezogen und die Standpauke demütig über sich ergehen lassen. Wie alle wussten, wollte sie eines Tages im Geschäft ihrer Mutter arbeiten, die eine Backstube betrieb.
    An einem anderen Tag stauchte Meister Zist den sonst so dreisten Kaylek zu einem Häufchen Elend zusammen. Mit hochrotem Kopf konnte er nur noch kleinlaut stammeln. Als der Harfner ihn Rechenaufgaben lösen ließ, beherrschte er nicht die einfachsten Regeln der Multiplikation. »Kaylek«, fuhr Zist den beschämten Burschen an, »wie willst du berechnen, welches Gewicht ein Stützbalken aushalten muss, wenn du nicht einmal imstande bist, die Größe der Firste* zu ermitteln?«
    * First (Hangendes) - »Decke« eines durch bergmännischen Betrieb geschaffenen Raums - Anm. d. Übers.
    Dalor wurde nicht etwa besser behandelt, nur weil er der Sohn des Obersteigers war. Doch Kindan fiel auf, dass Meister Zist ihn nicht überforderte. Wenn er vormittags Dalor hart rangenommen hatte und der Junge verunsichert war, bemühte er sich, ihn am Nachmittag wieder aufzubauen.
    Nicht zu übersehen war, dass Meister Zist Kindan rücksichtsvoller behandelte als alle anderen Schüler. Als Cristov und Kaylek anfingen, darüber stichelnde Bemerkungen zu machen, wünschte sich Kindan, der Meisterharfner möge genauso ruppig mit ihm umgehen wie mit den übrigen Kindern.
    »Wieso hat er nur einen Narren an dir gefressen?«, höhnte Cristov einmal während der Mittagspause. »Bist du sein Liebling, weil du so schön singen kannst?«
    »Was anderes kann es ja wohl nicht sein«, entschied Kaylek.
    Aber Kindan wusste genau, warum Meister Zist ihn niemals zu hart anfasste. Kurz nachdem Silstra mit Terregar das Camp verlassen hatte, war es erneut zu einem Kräftemessen zwischen Kindan und dem Meister gekommen; der Streit, der zwischen ihnen entbrannte, war genauso heftig gewesen wie der Zusammenprall gleich am ersten Tag ihrer Begegnung.
    Und wiederum hatte es keinen eindeutigen Sieger oder Besiegten gegeben, doch Kindan hatte erkannt, dass Meister Zist mit seiner scheinbaren Sturheit und Hartnäckigkeit etwas ganz Bestimmtes bezwecken wollte - seine Schüler sollten ihr Bestes geben, ihre Möglichkeiten voll ausschöpfen. Vor allen Dingen durften sie keine Angst haben, ihn um Hilfe zu bitten. Kindan begriff, dass ihr Lehrer das Optimale aus seinen Schützlingen herausholen wollte und nahm die Herausforderung an.
    Anfangs war es schwer gewesen, doch bald genoss Kindan die Zeit, die er mit dem griesgrämigen Meisterharfner verbrachte. Er merkte, dass es vor allen Dingen auf Diplomatie ankam. Wenn er den richtigen Weg fand, um mit Meister Zist umzugehen, konnte er dessen Strenge ertragen und sich gegen ihn behaupten, ohne gleich als aufsässig abgestempelt zu werden.
    Als Kindans elfter Geburtstag näher rückte, war er sogar imstande, mit Kaylek auszukommen. Nachdem Meister Zist ihn unablässig wegen seiner miserablen schulischen Leistungen tadelte, ließ Kaylek sich dazu herab, Kindan um Hilfe zu bitten.
    Kalyek war gewitzt genug um einzusehen, dass die Arbeit in einem Bergwerk gefährlich war, und dass man ein fundiertes Fachwissen benötigte, um die Risiken zu minimieren. Also beugte Kaylek seinen Stolz - so weit es ihm möglich war - und ließ sich von seinem jüngeren Bruder Nachhilfeunterricht geben.
    Dann kam der Tag, an dem Kaylek zum ersten Mal mit seinem Vater und seinen Brüdern in die Grube einfahren sollte. Kindan staunte nicht schlecht, als Kaylek ihn mitten in der Nacht weckte und ihm einen Becher mit heißem Klah in die Hände drückte.
    »Ich dachte mir, du möchtest vielleicht bis zum Schachteingang mitkommen«, erklärte
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