Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
wurden, geklaut hatte. In dem Versuch, es zu beweisen, stiegen mein bester Freund Arturo und ich selbst in die Burg ein. Natürlich bei Nacht und Nebel, versteht sich, was auch hervorragend klappte. Offensichtlich hatte man darauf verzichtet, die Burg sorgfältig zu sichern und zu überwachen. Die alten Drachen hatten sich ganz darauf verlassen, dass sich das sowieso niemand trauen würde, aus Angst, aufzufliegen. Das ist so ähnlich wie bei dir. Dieser Freddy wähnt sich auch in Sicherheit, weil er denkt, die ganze Situation sei dir zu peinlich und du bist seinetwegen zu sehr am Boden zerstört, um etwas gegen ihn zu unternehmen. In dieser falschen Sicherheit wiegte sich also die Jury, und auch Jerry, wenn auch aus verschiedenen Beweggründen. Nur, jetzt hatten wir zwar bewiesen, dass es möglich ist, in die Burg einzusteigen, doch im Grunde hatten wir gar nichts erreicht. Dass Jerry vor dem Wettkampf dasselbe gemacht hatte, konnten wir ja immer noch nicht beweisen. Schweren Herzens beschlossen wir, ihm seinen Spaß als bester Jungdrache ein Jahr zu gönnen und dafür im nächsten Jahr vorbereitet zu sein.“
„Wirklich, ich habt euch so lange zurückgehalten? Das könnte ich nicht! Ich bin eher der ‚Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand-Typ’, oder ich lasse es gleich ganz bleiben.“
Der Drache dachte nach. „Das ist ja nicht immer eine schlechte Eigenschaft. Sie verleiht dir auch eine gewisse Zielstrebigkeit. Nur nützt der beste Plan nichts, wenn man den Zeitpunkt falsch wählt.“
„Ich finde es einfach recht schwierig, den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen“, seufzte Kaja.
„Tue zuerst das Notwendige, dann das Mögliche und schlussendlich das Unmögliche – das hat irgend so ein gescheiter Mensch, oder war es gar ein weiser Drache? – einmal gesagt. Und es stimmt. Handelst du mehr oder weniger danach und bleibst gleichzeitig offen und wachsam, wird sich dir die günstige Gelegenheit schon zeigen.“
„Hm“, antwortete sie, noch nicht ganz überzeugt. Inzwischen waren sie bei Lucs Garage angekommen und Kaja bat Lance: „Kannst du deine Geschichte einen Moment unterbrechen? Du kannst mir den Rest ja auf dem Rückweg erzählen. Es wundert mich wirklich, wie ihr das angestellt habt.“
„Hallo Kaja.“
„Oh, hallo Luc, ich habe dich gar nicht kommen sehen“, stotterte sie.
„Ja, das dachte ich mir. Führst du jetzt schon Selbstgespräche? Oder diskutierst du mit deinem Hund?“, wollte er wissen.
Verdutzt starrte sie ihn an. Sah er Lance etwa nicht? Schnell fing sie sich wieder und meinte scherzhaft: „Ich spreche dauernd mit Zorro, wusstest du das nicht? Bevor ich es vergesse“, sie hielt einen Moment inne und begann in ihrer Umhängetasche zu wühlen. „Hier, Mémé schickt dir diesen CD-Player, er muss repariert werden. Könntest du dir das bitte ansehen und flicken?“
Luc drehte das Gerät in seinen Händen, betrachtete es von allen Seiten und fragte: „Was fehlt ihm denn?“
„Hm, ich glaube es war eine Art Kurzschluss“, antwortete sie verlegen. „Aber ich bin sicher, dein magisches Mechaniker-Händchen wird es im Nu wieder richten.“
„So so“, brummte er. „Und du, bist du schon wieder auf dem Sprung? So wie ich dich kenne, holst du deshalb dein kleines Auto.“
„Ja, ich fahre morgen, aber ich komme wieder“, versicherte sie ihm.
„Aber erst, wenn du den richtigen, deinen eigenen Weg gefunden hast, gell!“
„Was meinst du damit Luc? Du hast gestern schon so etwas angedeutet.“ Doch er winkte nur ab. „Nicht jetzt, auf mich wartet noch eine Menge Arbeit. Mach‘s gut, meine Kleine!“
Mit halbem Ohr hörte Kaja Lance mürrisch murmeln, „Wieso darf er dich ‚Kleine’ nennen und ich nicht?! Das ist nicht fair“, schimpfte er weiter.
„Sch“, zischte Kaja Lance zu, worauf Luc sie verwundert musterte. Schnell lächelte sie ihn an und forderte: „Das musst du mir schon noch kurz erklären, du kannst mich doch nicht einfach ohne Antwort hier stehen lassen.“
Stattdessen zog Luc sie in seine Bärenpranken und drückte sie fest. „Mach‘s gut Kaja, bis bald. Du wirst schon wissen, was ich gemeint habe, wenn die Zeit dafür gekommen ist.“
Mit diesen Worten ließ er sie los und ging zur Garage. Etwas überrumpelt durch seinen prompten Abgang blickte Kaja ihm stumm nach. Sie runzelte die Stirn. Ich wäre wirklich froh, wenn nicht jeder in Rätseln mit mir sprechen würde, dachte sie.
Schließlich wurde es Lance zu langweilig und er quengelte: „Können wir
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