Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
beleidigt zusammen.
„Ts, ts“, machte der Drache missbilligend. „Ich hab mich telepathisch bei dir angekündigt, aber deine intuitiven Leitungen sind ja so was von verstopft…“
Kaja seufzte. Jetzt redete er schon wie Mémé, das war ja nicht auszuhalten. „Ich war halt mit meinen Gedanken woanders“, verteidigte sie sich.
„Hat dir meine Geschichte etwas gebracht?“, meinte er versöhnlich.
„Hm, im Moment sehe ich noch keine deutlichen Parallelen.“
Jetzt war der Drache an der Reihe zu seufzen. Was waren doch diese Menschenkinder immer begriffsstutzig. Er beschloss, erst einmal abzuwarten und sich in der Zwischenzeit über den Proviant her zu machen. Er wollte soeben nach der Tüte auf dem Beifahrersitz greifen, als sein Schützling wieder anfing zu sprechen.
„Ich werde als nächstes einfach zur Arbeit zurückkehren und von dort aus versuchen herauszubekommen, was die Hintergründe der ganzen Geschichte sind.“ Sie warf ihm einen Blick zu: „Du weißt schon, zuerst das notwendige, dann das mögliche und so weiter. Das hat mir noch eingeleuchtet. He, was machst du da?“
Der Drache biss eben genüsslich in einen Apfel. „Kannst du nicht wenigstens fragen?“, schimpfte sie. „Ich hätte dir auch einen abgegeben, wenn du darum gebeten hättest!“
„Siehst du, das habe ich doch sowieso gewusst. Und du warst gerade so schön am erzählen, da wollte ich dich nicht unterbrechen“, redete er sich heraus.
„Blabla“, murrte sie. „Wie kommt es eigentlich, dass du den Apfel festhalten und sogar essen kannst?“
„Hä, was meinst du mit dieser Frage?“ Lance blickte sie verständnislos an.
„Na ja, als ich bei meinem Versuch, Tims Brief zu ergattern, an deinem Arm hochklettern wollte, habe ich buchstäblich ins Leere gegriffen und keine drei Stunden später hast du mich aufgefangen. Und da habe ich deinen Arm deutlich gespürt. Das kam mir gleich so seltsam vor.“
„Ach das“ antwortete Lance wegwerfend, „das ist leicht zu erklären. Als Astralwesen bin ich nicht an die Gesetze der Materie gebunden – ich muss nur bewusst meine Energien verdichten, so einfach ist das.“
„Einfach?“ Kaja starrte ihn an.
„Würde es dir etwas ausmachen, auf die Straße zu achten?“, erkundigte sich der Drache ungewöhnlich liebenswürdig.
Kaja erschrak und richtete ihren Blick und ihre Aufmerksamkeit wieder pflichtbewusst nach vorn auf die Straße. „Tut mir leid, ich war nur kurz etwas abgelenkt durch deine ‚einfache’ Erklärung.“
Sie konzentrierte sich wieder mehr aufs Fahren. Nachdem der Drache seinen stibitzten Apfel genüsslich verspeist hatte, tat er es Zorro gleich und rollte sich auf dem Sitz zusammen, um zu schlafen. Fasziniert beobachtete Kaja im Rückspiegel, wie das große Untier immer mehr zu schrumpfen schien, bis er nicht mehr viel grösser war als eine Katze. So hatte er bequem Platz.
„Jetzt passt du gut in meine Handtasche“, neckte sie ihn. „So bist du ja richtig handlich.“
Lance blinzelte sie nur schläfrig unter halbgeschlossenen Lider an, erwiderte jedoch nichts darauf. Na gut, dachte Kaja achselzuckend, so viel zu meinem erhofften Unterhaltungsprogramm während der Fahrt. Sie drehte das Radio lauter und fuhr in Begleitung der mitreißenden Musik von „Nightwish“ der Schweiz entgegen.
Gut sieben Stunden später hielt sie erschöpft in der Straße vor ihrer Wohnung. Sie hatte unterwegs nur einmal kurz angehalten, um auf die Toilette zu gehen und Zorro die Chance zu geben, sich ein wenig die Beine zu vertreten. Müde rieb sie sich die angestrengten Augen. Dann drehte sie sich um, zupfte den Drachen am Schwanz und kraulte Zorro hinterm Ohr, der bereits, seit sie in ihre Straße eingebogen waren, aufgeregt aus dem Fenster schaute.
„Du weißt schon, dass wir wieder zu Hause sind, nicht wahr mein Kleiner?“, sagte sie liebevoll.
Lance räkelte sich und begann, wieder auf seine normale Grösse anzuwachsen. Kaja stieg aus und öffnete die Tür, um die beiden raus zulassen. Die Tasche ließ sie vorerst im Auto. Sie wollte mit Zorro noch zur Wiese gehen, damit er sein Geschäft erledigen konnte. Dann musste sie später nicht noch einmal raus. Während sie ihrem Hund zuschaute, wie er jedes Grasbüschel und jeden Strauch nach neuen Duftmarken abklapperte und sich sozusagen informierte, wer in seiner Abwesenheit alles auf seiner privaten Spielwiese gewesen war, streckte sie sich, um die Steifheit der langen Autofahrt aus ihren Gliedern zu vertreiben.
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