Die drei Ausrufezeichen 44 - Skandal im Cafe Lomo
nicht ausgezogen ist. Aber sie tut, was sie will, und hält sich nicht an unsere Abmachung.«
»Was habt ihr denn für eine Abmachung?«, hakte Marie nach.
»Eine ganz einfache«, erklärte Franzi. »Jede hat die Hälfte des Zimmers zur Verfügung. Wir haben es extra ausgemessen und mit blauer Kreide einen Strich auf den Boden gemalt. Und was macht Chrissie heute Morgen? Sie verteilt ihre Kleider und Schminksachen überall. Aber es kommt noch schlimmer: Sie weigert sich mit Händen und Füßen, meinen Bereich freizuräumen!«
Kim stöhnte. »Typisch Chrissie! Sie kann ganz schön egoistisch sein.«
»Egoistisch, zickig, ätzend, unverschämt, absolut daneben, total gemein und … und …«, Franzi musste kurz Luft holen, »UNMÖGLICH!«
Kim und Marie sahen Franzi verblüfft an. Die Gäste an den Nachbartischen verstummten und drehten sich neugierig um. Franzi war es in dem Moment völlig egal, was die anderen von ihr dachten. Energisch schlug sie mit der Faust auf den Tisch und rief: »Das musste einfach mal gesagt werden!«
Kim kicherte und Marie pflichtete Franzi im Brustton der Überzeugung bei: »Unbedingt! Ich glaube, wir sind reif für eine zweite Runde LICK . Die geht auf mich. Mein Vater hat mir heute Extra-Taschengeld zugesteckt. Nicky?« Marie zeigte der Besitzerin drei ausgestreckte Finger.
»Drei LICKs ? Kommen sofort.« Nicky ging mit einem leeren Tablett hinüber zu Außen-Bar.
Während die Getränke zubereitet wurden, bedauerten Kim und Marie Franzi noch mal ausgiebig und gaben ihr Tipps, wie sie mit Chrissie besser klarkommen könnte.
»Stell ihr ein Ultimatum«, riet Marie. »Wenn sie die Sachen nicht bis heute Abend Punkt sechs Uhr weggeräumt hat, wirfst du sie aus dem Fenster … äh … ich meine die Sachen, nicht Chrissie, wobei das auch keine schlechte Idee wäre.« Marie grinste.
Kim schlug eine diplomatischere Lösung vor: »Ihr braucht einen Streitschlichter. Wie wär’s mit Oma Lotti? Sie hört beide Parteien an und ihr erarbeitet gemeinsam eine Lösung, eine Art Vertrag. Dann hast du auch eine Zeugin, wenn Chrissie das nächste Mal vertragsbrüchig wird.«
Franzi zögerte. »Hört sich in der Theorie toll an, aber ichmöchte Oma Lotti mit so was nicht belasten. Sie ist immer noch sehr schwach.«
Kim und Marie nickten verständnisvoll. Seit ihrem Schlaganfall war Oma Lotti rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen. Frau Winkler übernahm die Pflege und die restliche Familie unterstützte sie, so gut es ging. Das war nicht immer leicht. Auch Franzi kam dabei immer wieder an ihre Grenzen.
»Wir drücken die Daumen, dass Oma Lotti wieder ganz gesund wird!«, sagte Kim.
Marie strich liebevoll über Franzis Arm. Ihr fehlten gerade die Worte.
»Ja, das wäre schön«, murmelte Franzi. Sie musste schlucken und war froh, dass Nicky die zweite Runde LICK brachte. Das Tablett war randvoll mit Getränken und die Besitzerin fluchte leise vor sich hin, als sie es abstellte.
Marie beschloss, nun doch mal nachzufragen. »Geht es dir nicht gut?«
Nicky fuhr sich nervös durch die blonde Pixie-Frisur. »Tut mir leid, ich hab gerade überhaupt keine Zeit zum Reden. Ihr seht ja, was heute los ist.«
»Nicky? Kommst du mal? Da ist ein Mann, der dich dringend sprechen will.« Leo, der sonst hinter der Theke stand, tauchte in der Tür auf.
»Jahaaa!«, sagte Nicky genervt. Sie hielt nach ihrer Angestellten Ausschau. »Sabrina? Könntest du bitte hier übernehmen?« Wie der Blitz war sie weg.
Marie starrte Nicky nach. »Die Arme! Ihr scheint es wirklich nicht gut zu gehen.«
»Hallo zusammen«, sagte Sabrina fröhlich und hob das ersteGlas LICK vom Tablett. Schwungvoll stellte sie es auf dem Tisch ab. Ein Schwall Kakao schwappte über den Rand. »Wie konnte mir das bloß passieren?«, entschuldigte sie sich.
»Ist doch nicht schlimm.« Kim lächelte freundlich, obwohl es nicht das erste Mal war, dass die Bedienung etwas schusselig war. Aber Sabrina gehörte anscheinend zu den Menschen, denen eben ein bisschen mehr runterfiel als anderen. Dafür hatte sie bestimmt andere Stärken.
Hastig nahm Sabrina ein grobes Leinentuch, das sie immer in ihrem Gürtel stecken hatte, und wischte die Kakaoflecken damit weg.
»Danke!« Franzi probierte von ihrem LICK . Er kühlte wunderbar ihre trockene Kehle und tat einfach gut.
Kim dagegen rührte ihr Getränk nicht an. »Seht mal!«, flüsterte sie und zeigte zur offenen Tür.
An der Theke stand ein Mann im dunklen Anzug. Nicky hörte ihm mit gerunzelter
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