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Die drei Fragezeichen und der 5. Advent

Die drei Fragezeichen und der 5. Advent

Titel: Die drei Fragezeichen und der 5. Advent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Minninger
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Antiquitäten abzuladen.
    »Nun ja …, wenn ich ehrlich bin …« Er warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr und machte ein verlegenes Gesicht. »Onkel Titus wartet im Gebrauchtwarencenter schon auf mich und er kann sehr ungehalten werden, wenn –«
    »– wenn sein einziger Neffe nicht zum vereinbarten Zeitpunkt erscheint«, brachte Mrs Candle den Satz zu Ende. »Ich kenne Titus ja! Aber es war ganz reizend, dass du mir diese Überraschung vorbeigebracht hast!« Dabei deutete sie mit einem verschmitzten Lächeln auf das Geschenk und erhob sich aus ihrem Sessel. »Aber bevor du gehst, lass uns doch noch schnell gemeinsam nachsehen, was sich heute in meinem Adventskalender befindet!«, sagte sie schnell. »Ich habe mir mein Päckchen noch aufgespart.«
    »Ach, Sie besitzen einen Adventskalender?«, fragte Justus interessiert. »Darüber habe ich einmal etwas gelesen. Dieser vorweihnachtliche Brauch soll sich ja auch bei uns in Amerika immer mehr verbreiten. Stammt diese Tradition nicht ursprünglich aus Deutschland?«
    Mrs Candle lächelte anerkennend. »Ja, das ist richtig. Du weißt wirklich eine Menge, mein Junge. Meine Großeltern waren Deutsche. Jedes Jahr am ersten Dezember bekam ich von ihnen vierundzwanzig kleine Päckchen, die von eins bis vierundzwanzig nummeriert waren. An jedem Morgen durfte ich dann eines der Geschenke öffnen. Als Kind habe ich es geliebt, mir so das Warten auf Weihnachten mit einer täglichen Überraschung zu verkürzen. Heute ist es zwar nicht mehr so spannend – ich habe die Päckchen schließlich alle selbst gepackt –, aber freuen kann ich mich darüber immer noch!«
    Mrs Candle trippelte zum Kamin. Über dem Sims waren an einer Schnur vierundzwanzig Stoffsäckchen befestigt.
    »Komm her, Justus! Hilf mir, die Einszu suchen!« Die alte Dame rückte ihre Brille zurecht und begann, umständlich die Säckchen zu prüfen.
    Justus trat hinzu und deutete nach wenigen Sekunden mit zielsicherem Blick auf das vorletzte Säckchen auf der rechten Seite. »Da haben wir es schon! Die Eins!«
    »Richtig!« Freudestrahlend löste die Dame das kleine Bündel von der Schnur und machte sich mit zitternden Händen daran, es zu öffnen. »Nun bin ich aber wirklich gespannt!«
    Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Mrs Candle den Knoten gelöst und den Inhalt des Säckchens auf ihre Handfläche geschüttet hatte. Zum Vorschein kamen zwei Marzipankugeln, ein kleiner Bleistiftanspitzer in Form eines Schneemanns und ein winziges Kuvert, das kaum größer als eine Streichholzschachtel war.
    »Oho … sicher ein Gruß vom Weihnachtsmann!«, mutmaßte die alte Dame und löste die Lasche des Umschlags. Dann zog sie ein Kärtchen hervor, klappte es auf und begann zu lesen. Sämtliche Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Oh nein …« Hilfe suchend stützte sie sich auf dem Kaminsims ab und schnappte aufgeregt nach Luft.
    »Mrs Candle! Was haben Sie? Ist Ihnen nicht gut?« Justus ergriff die Hand der alten Dame und führte sie zu ihrem Sessel. Mit weit aufgerissenen Augen ließ sie sich nieder und reichte Justus wortlos das kleine Kärtchen. Er las:
    Liebe Großmama,
    oft geschehen Dinge im Leben, die man nicht vorhersehen kann. Ich weiß, dass du der einzige Mensch bist, dem ich je vertrauen konnte, und hoffe, dass das auch jetzt noch so ist und bleibt. Ich möchte dir nur mitteilen, dass ich immer noch e xistiere.
    In tiefer Verbundenheit
    dein Edward
    Justus ließ das Kärtchen sinken und blickte Mrs Candle fragend an. »Was hat es mit diesen Zeilen auf sich? Warum versetzen sie Sie so in Aufregung?«
    Mrs Candles Augenlider begannen nervös zu flattern. »Das … das muss ein böser, hinterhältiger und geschmackloser Scherz sein! Ich … ich kann mir das nicht erklären … Ich begreife das nicht!«
    Justus blickte die alte Dame noch immer irritiert an. »Können Sie mir das etwas genauer erklären?«
    »Ich … ich … nein … das ist doch unmöglich!« Fassungslos griff sich Mrs Candle an die Stirn. »Dieses Kärtchen … und die Handschrift …«
    »Was hat es damit auf sich?«
    Mrs Candles Atem kam stoßweise. »Edward ist mein einziger Enkel … Aber … aber er ist bereits seit fünf Jahren tot!«

»Wie jetzt – tot?«, fragte Peter und riss dabei das oberste Blatt des Kalenders ab, sodass der 2. Dezember zum Vorschein kam.
    »Nun, tot ist tot«, bemerkte Bob, der dem Bericht von Justus’ Erlebnis ebenfalls gelauscht hatte, und biss dabei herzhaft in ein Stück Christstollen,

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