Die drei Frauen von Westport
durch den Kopf ging, dicht gefolgt von demWort »neu«, verflogen seine Zweifel, und er sagte »diese Frau«, als sei Betty eine unhöfliche Angestellte in einer Mautstelle, eine wildfremde Person, die ihm die ungepflegte Hand entgegenstreckte. Darauf wurde Felicitys Blick merklich sanfter.
»Aber natürlich wirst du großzügig sein«, sagte sie. »Du bist ein großzügiger Mann. Alles, was du tust, ist großzügig, Joe.« Sie nahm seine Hand und küsste sie. »Und ich werde dir dabei helfen, Joe«, fügte sie hinzu. »Ich werde dir helfen, großzügig zu sein.«
»Natürlich werde ich ihr dieWohnung überlassen«, sagte Joe. »Das ist nur recht und billig. Wir haben unser ganzes Leben dort verbracht, und sie hat so viel Mühe darauf verwandt. DieWohnung ist ihrWerk.«
Felicity hatte diese Wohnung schon einmal gesehen. In einer Zeitschrift. Die Räume strahlten den Charme und die Eleganz vergangener Zeiten aus. Behauptete jedenfalls die Zeitschrift. Felicity empfand sie vor allem als geräumig und luxuriös, obwohl die unterschiedlichen Beigetöne ihrer Ansicht nach hie und da einen Farbtupfer vertragen konnten und die Möbel, ob sie nun wertvolle Antiquitäten waren oder nicht, ihr zum Teil etwas altersschwach vorkamen. Sie hätte gerne in so einer Wohnung gelebt. Doch sie sagte: »Natürlich, keine Frage.« Dann betrachtete sie Joe gedankenvoll, der auf ihrer Couch in ihrem Wohnzimmer saß, in einem durchaus ansehnlichen Apartment in den Lincoln Towers, das früher einmal über eine Aussicht auf den Hudson verfügt hatte. Felicity stand auf, trat ans Fenster und blickte auf den Trump Tower, der dieser Aussicht nun im Weg stand. »Ihr habt die Wohnung damals für einen Pappenstiel bekommen, oder?«, fragte sie.
Joe lächelte. »Ja. Und wir haben immer unsere Raten bezahlt.«
» Du hast die Raten bezahlt«, rief Felicity ihm in Erinnerung.
»Ja, sicher. Das stimmt.«
»Von deinem Einkommen?«
»Nun, ein anderes gab es ja nicht«, antwortete Joe. »Betty hat nicht einenTag in ihrem Leben gearbeitet. Es war nicht nötig. Das weißt du ja.«
Felicity war das wohl bewusst. Sie dagegen hatte sehr vieleTage in ihrem Leben gearbeitet.
»Aber die Anzahlung haben wir mit ihrem Geld gemacht«, fügte Joe hinzu. Er betrachtete sich selbst gerne als gerecht.
»Was nicht viel war«, erwiderte Felicity. »Das hast du selbst gesagt.«
Joe sann über ihreWorte nach. »Stimmt. Eine Anzahlung von fünftausend Dollar. Kannst du dir das vorstellen?«
»Und jetzt ist dieWohnung wie viel wert? Drei Millionen?«
»Ach, das dürfte nicht reichen.«
Felicity blieb stumm, verarbeitete diese Information.
»Das ist eine ziemlich hohe Entschädigung für eine Investition von fünftausend Dollar, nicht wahr?«, sagte Joe.
»Ich vermute, man muss heutzutage sehr viel Geld in dieWohnung stecken«, bemerkte Felicity.
Joe nickte.
»Eher eine Belastung, so eine riesige alteWohnung«, gab Felicity zu bedenken. »Die arme Betty. Ich beneide sie nicht.«
»Sie sollte sich wirklich was Kleineres suchen«, meinte Joe. »Wir könnten die alteWohnung verkaufen, und sie könnte sich mit ihrem Anteil etwas Überschaubareres zulegen.«
»Du bist wirklich sehr großzügig, Joe«, sagte Felicity. »Und so selbstlos.«
Joe sah sie mit leerem Blick an. Er wusste, dass er großzügig und selbstlos war, aber in diesem Augenblick war ihm nicht ganz klar, wie es sich mit diesen Eigenschaften vereinbaren ließ, wenn er die Hälfte des Ertrags einstrich, anstatt darauf zu verzichten. Dann bemerkte Felicity plötzlich erschrocken: »Aber was ist mit den Steuern?Wenn die Steuern abgezogen sind, wird ja kaum etwas übrig bleiben für die arme Betty.« Sie sah, dass es sechs Uhr war, und schenkte Joe seinen Scotch ein. »Das wäre wirklich eine echte Belastung für sie, viel mehr als für dich. Du hast so viele Abzüge, sie nicht.Weil sie ja nicht berufstätig ist.«
Joe war nicht dumm, und ihm war daran gelegen, sich selbst als großzügig betrachten zu können; aber er liebte die weitläufige helleWohnung, die Betty für ihn so behaglich gestaltet hatte, und er liebte Felicity. Natürlich würde dieseWohnung eine Belastung für Betty darstellen, sagte er sich. Wie konnte er nur so gedankenlos und unsensibel sein?
»In ihrem Alter«, murmelte Felicity, als könne sie seine Gedanken lesen.
Für Felicity und ihn wäre dieWohnung viel besser geeignet. Felicity war jung und kraftvoll. Auf ihn traf beides nicht zu, aber er war vertraut mit
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