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Die drei Frauen von Westport

Titel: Die drei Frauen von Westport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Schine
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bist so witzig«, sagte er.
    Betty brach inTränen aus.

2
    Etwa um dieselbe Zeit hatte Miranda ihren folgenschweren Auftritt in der Oprah-Winfrey-Show. Sie befand sich in einer ArtTrance – wurde aus dem Raum mit den Häppchen geführt, die sie vor Nervosität nicht angerührt hatte, stieg über Kabel hinweg, betrat die Bühne, setzte sich auf eine Couch, Applaus, die selbstsichere Frau ihr gegenüber, Fragen und Antworten … Wie hatte sie das zulassen können? Überprüfte sie denn die Geschichten ihrer Autoren nicht? Fiel ihr so etwas denn nicht auf? Oder war es ihr etwa egal?
    Miranda kam sich vor wie ein korrupter Politiker, der Journalisten auflaufen ließ, wie einVerbrecher, wie einer ihrer geschmähten Autoren. Aber was sie zu dieser Frau sagte, die so sehr Oprah war, dass sie Miranda fast irreal vorkam, war nicht nur wahr, sondern hatte auch Hand und Fuß. Wieso verstand niemand, was sie zu erklären versuchte? Dass ihre Autoren Geschichten aus dem wahren Leben schrieben, auch wenn diese erfunden waren?
    »Weil die Menschen auch im wahren Leben Geschichten erfinden«, sagte Miranda zu Oprah.
    Doch Oprah schüttelte nur ihren berühmten Kopf, und Miranda schämte sich in Grund und Boden.
    Danach verließ sie wochenlang ihreWohnung nicht mehr, ging nicht ansTelefon, beantwortete weder die Anrufe ihrer Autoren, die sie zu verteidigen versucht hatte, noch beachtete sie die dringlichen Stimmen auf ihrem Anrufbeantworter: ihre Mutter, ihre Schwester, sogar den Anwalt, der ihreVerteidigung übernehmen wollte, denn mehrereVerleger wollten sie nun wegen Betrugs verklagen.
    Miranda blieb im Bett liegen, in den Laken verheddert, und fragte sich selbst und die vier Wände mit lauter klagender Stimme: Warum ?
    Und dann stellte sie sich vor, wie die ironische Stimme mit dem jiddischen Akzent, die sie immer Gott zugeschrieben hatte, quasi achselzuckend und mit ratloser Geste antwortete: Warum nicht ?
    Hier spricht Miranda Weissmann , sagte der Anrufbeantworter. Und hier spricht Ihr Anwalt , antwortete die Maschine, und da Ihr gesamter Besitz verpfändet ist, bis ein Urteil erfolgt, möchte ich Sie doch bitten, mich zurückzurufen.
    Im wahren Leben rufen Menschen nicht zurück, erklärte Miranda ihrem Kissen. Im wahren Leben kriegen die MenschenWutanfälle.
    Annie und Betty wollten sie besuchen, aber Miranda machte nicht auf, obwohl sie an die Tür hämmerten und Annie schrie: »Sei doch nicht so verdammt blöde.«
    Erst als Annie eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterließ, in der sie in schrecklichsten Einzelheiten den Zustand ihrer unglücklichen Mutter schilderte, fühlte Miranda sich bemüßigt, ansTelefon zu gehen.
    »Sie leidet wirklich furchtbar«, erklärte Annie, als Miranda sich meldete. »Sie braucht dich.«
    Miranda duschte, zog sich an und fuhr zurWohnung ihrer Mutter. Ihr selbst war durchaus bewusst, dass sie sehr selbstbezogen war, aber niemand hatte MirandaWeissmann je vorwerfen können, dass sie selbstsüchtig sei.
    Aus der Wohnung ihrer Eltern im zehnten Stock hatte man einen Blick über den gesamten Central Park. Joseph hatte immer gesagt, der Park sei ihr Vorgarten. Als die Mädchen noch klein waren, hatten er und Betty den Versuch gemacht, außerhalb der Stadt zu leben, in Westport, Connecticut. Öde und einsam dort, hatten sie beide gefunden. Und da viele junge Paare New York verließen, hatten die Weissmanns nach nur einem Jahr diese große Wohnung am Central Park West ergattert und sie für einen Pappenstiel gekauft. Diesen Ausdruck hatte Joseph damals benutzt, und Betty erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem sie die Papiere unterschrieben und sich ihr neues Zuhause ansahen. Damals hatte dort die bedrückende Atmosphäre des Alters geherrscht – schmutzige Fingerabdrücke an Lichtschaltern, blinde Fenster und eine mit toten Insekten gespickte Fliegenpapierspirale. Aber Betty dachte nur daran, dass sie die Wohnung für einen Pappenstiel bekommen hatten, und Joseph wusste noch genau, wie schön und glücklich sie damals im silbrigen Licht der Stadt ausgesehen hatte.
    Doch nun streiften sie durch die Zimmer wie griesgrämige alte Hauskatzen und belauerten einander.
    »Da du mich ja verlassen willst«, sagte Betty einesVormittags, »könntest du doch allmählich ausziehen, oder?«
    »Was meinst du mit ›allmählich‹?«
    »Nun, ich finde, angesichts der Umstände sollten klare Grenzen gezogen werden, oder nicht? Es sei denn, du willst den Abschied absagen, natürlich.«
    Es gab

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