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Die drei Frauen von Westport

Titel: Die drei Frauen von Westport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Schine
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skandalös, ganz recht.«
    »Heiliger Bimbam.« Annie dachte: Frederick, trotz deiner Fehltritte oder wegen deiner Fehltritte, dir muss sich doch der Kopf drehen. Mir dreht sich jedenfalls der Kopf. Sie hätte sich gerne hingesetzt. Angestrengt versuchte sie, sich auf Frederick zu konzentrieren. »Kommst du klar? Ich meine …«
    Frederick dachte einen Moment nach. Er lächelte ein wenig und schürzte die Lippen, dann schüttelte er langsam den Kopf und sagte: »Ganz ehrlich? Ich finde, das ist ein Traumpaar. Diese beiden werden sich gegenseitig die Hölle heißmachen.«
    »Aber was ist … mit … dem Kind?«
    Frederick stieß ein kurzes hässliches Lachen aus, bei dem er nicht fröhlich aussah. Annie bereute es, diese Frage gestellt zu haben. Hatte sie aus Neugierde gefragt?Wenn nun etwas Furchtbares passiert war, eine Fehlgeburt zum Beispiel? Und wenn nichts Furchtbares passiert war? Dann zog der Sohn das Kind desVaters auf. Klang sehr nach Tobacco Road .
    »Das Kind?«, sagte Frederick. Er sah sie prüfend an. »Du meinst bestimmt Gwens Kind.«
    Annie sagte nichts. Ihre Mutter war nicht mehr da. Sie hatte keine Mutter mehr.
    »Gwens Kind soll im nächsten Monat geboren werden.« Er warf ihr einen scharfen Blick zu. Diesmal funkelten seine Augen nicht.
    Annie zwang sich zu einem Lächeln. »Ah«, sagte sie. Sie würde wohl nie erfahren, was wirklich geschehen war. Aber es würde vermutlich keinen Frederick junior geben. Wie erleichtert musste Frederick gewesen sein, als er hörte, dass sein Fehltritt keine Folgen hatte. Sie stellte sich vor, wie er davon erfahren hatte – eine Abtreibung? Oder einfach eine Lüge?
    Was Amber auch getan oder nicht getan hatte, was sie gesagt oder nicht gesagt hatte – Annie merkte plötzlich, dass es ihr einerlei war.
    »Manchmal entwickelt sich alles anders, als wir erwarten.« IhrTonfall geriet bedeutsamer, als sie beabsichtigt hatte.
    Frederick zog eine Augenbraue hoch.
    »Manches geht zu Ende«, fügte sie hinzu. »Nicht wahr?«
    »Schade«, sagte er.
    Er küsste sie auf dieWange, unbekümmert, scheinbar ungerührt ob desTohuwabohus im Leben seiner Kinder und sogar in seinem eigenen. Dann lächelte er. Fredericks Lächeln war magnetisch, Annie spürte noch immer seine Kraft. Aber dieser Magnet verfügte über einen praktischen Kippschalter, mit dem man es an- und ausschalten konnte. Frederick war unantastbar, zog Menschen nur so dicht an sich heran, wie es ihm beliebte, gab nur so viel von sich, wie er geben wollte, ein autarker, selbstgenügsamer Kreislauf, sein ganz persönlicher Seelenmarxismus. Frederick konnte sich das Funkeln in den Augen erlauben.
    Wird er jetzt sagen Komödie der Irrungen ?, dachte Annie.
    »Eine wahrhafte Komödie der Irrungen«, sagte er.
    Annie dankte ihm im Stillen für das »wahrhaft«. Es würde sie beruhigen, wenn sie traurig sein würde, weil sie ihn verloren hatte. Sie war jetzt schon traurig, ihn verloren zu haben, obwohl er noch vor ihr stand.
    »Ich muss los«, sagte sie.
    Annie hielt ihre Söhne im Arm, zuerst Nick, dann Charlie, und spürte deren starke Schultern, während sie weinte. Sie strich den beiden über den Kopf, fühlte ihre Wärme. Wie sollte sie jemals wieder damit aufhören können? Sie hielt sich an ihnen fest. Während derTrauerfeier saß sie hinter ihnen und sah nur die beiden an. Sie erinnerte sich, wie sie als kleine Jungen auf dem breiten Bett in BettysWohnung geschlafen hatten. Charlie umklammerte seinen Hasen und einen angeknabberten Bagel, Nick lag in seinem Körbchen. Betty saß zwischen den beiden und schaute immer von einem zum anderen. Stundenlang.
    Miranda setzte sich neben Annie und nahm ihre Hand.
    R oberts ließ sich behutsam auf Annies anderer Seite nieder, die langen Beine seitlich abgewinkelt.
    »Ich werde sie mein Leben lang vermissen«, sagte Annie. Die Köpfe ihrer Söhne waren wunderschön.Trotz desTränenschleiers konnte sie ihre Umrisse erkennen.
    »Dein Leben lang«, sagte R oberts, legte Annie zärtlich den Arm um die Schultern und zog sie an sich. »Das ist wahr.«
    Als der Kantor die uraltenWorte sprach, weinte Annie laut, so laut sogar wie ihre Schwester. Dann legte sie den Kopf an R oberts’ feste Schulter und weinte noch ein wenig weiter.
    Danksagung
    Ich freue mich, bei dieser Gelegenheit erneut meiner Lektorin Sarah Crichton für ihre Geduld und Liebenswürdigkeit danken zu können, und meiner ebenso geduldigen und liebenswürdigen Agentin Molly Friedrich dafür, dass sie nicht die

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