Die drei Im Schatten des Giganten drei Fragezeichen
dass der Sommer bereits vorbei war. Die Ahornbäume und Eichen im Tal leuchteten in Rot und Gelb und weiter oben im Wald strich ein kühler Wind um die Kiefernstämme.
Peter kniff die Augen zusammen. »Ist ja schön hier, aber kann mal einer das Licht anmachen?«
»Die Sonne steht jetzt genau hinter dem Half Dome«, erklärte Randy. »Deshalb ist es hier so schattig.«
Die Jungen blickten einen bewaldeten Hügel hinauf, der rechts von ihnen anstieg. Er ging in einen steinigen Hang über, der am Fuß einer gewaltigen Steilwand endete. Hunderte von Metern ragte der Felsen senkrecht in die Luft. Schwarze Schlieren zogen sich durch den Granitblock. Ein dünnes, goldenes Lichtband säumte die obere Kante – der einzige Beweis, dass hinter dem Giganten die Sonne schien.
Bob fröstelte. Von Nahem sah der Half Dome noch bedrohlicher aus.
»Die indianischen Legenden erzählen, dass der Berg weint.« Randy bog auf einen schmaleren Pfad ab, der einen Hang hinaufführte. »So erklärten sie sich wohl die dunklen Rinnsale, die den Fels herablaufen.«
»Wenigstens ist das zur Abwechslung mal keine unheimliche Legende«, fand Peter. »Oder ziehst du gleich noch irgendwelche Geschichten von Geistererscheinungen, Spukphänomenen und Bergflüchen aus dem Hut?«
»Nein«, entgegnete Randy ernst. »Von Geistererscheinungen am Half Dome habe ich noch nie etwas gehört. Aber es kommen viele Leute hierher, weil sie den Berg für einen Ort der spirituellen Energie halten.«
»Nicht gerade gruselig«, stellte Peter zufrieden fest.
»Ganz wie man es nimmt.« Randy sah sich nach dem ZweitenDetektiv um, der direkt hinter ihm ging. »Auch ganz ohne Zauber ist der Dome ein düsterer Ort. Auch für mich. Ich habe euch doch erzählt, dass mein Vater bei einer Rettungsaktion ums Leben gekommen ist.« Er machte eine kurze Pause und deutete dann hinauf zu der zerklüfteten Nordwand. »Es ist dort oben passiert. Sie wollten einen Bergsteiger retten, der unterhalb von einigen Felskaminen festsaß. Ein Unwetter zog auf. Drei Leute haben es nicht mehr rechtzeitig nach unten geschafft. Darunter auch mein Vater.«
»Das tut mir leid!«, sagte Bob betroffen. Peter und Justus murmelten leise ihre Zustimmung.
»Mein Vater hat immer gesagt, dass man bei seinem Job mit Unfällen rechnen muss. Aber wenn es passiert, kommt es trotzdem so überraschend.« Randy ging weiter. »Zuerst wollten wir wegziehen, aber dann hat Mom sich nur umso stärker in die Arbeit gestürzt. Ich glaube, wenn man einmal hier gelebt und gearbeitet hat, kann man nicht mehr so einfach weg.«
Sie stiegen über ein paar umgestürzte Bäume hinweg. Dann marschierten sie über eine Ebene mit Findlingen, krummen Kiefern und hohen Gräsern.
»Wir sind gleich da«, stellte Randy fest, als sie ein paar Klippen umrundet hatten. Sie waren jetzt ganz dicht an dem Hang, der zum Half Dome hinaufführte.
»Da! Da ist es.«
Vor ihnen erstreckte sich eine flache Felsplatte in der Form eines schiefen Vierecks. Sie erhob sich gerade einmal zehn Zentimeter aus dem Moos, das sie umgab. Dunkle Risse zogen sich über die Oberfläche, die ansonsten glatt und erstaunlich sauber war. »Hier habe ich die ersten Blutflecken gesehen.«
Justus umrundete den Felsen. Das Moos war an mehreren Stellen platt getreten. Ein hoher Pilz lag abgebrochen zwischen umgeknickten Grashalmen. Auf der feuchten Erde zeichnete sich undeutlich das Muster von schweren Stiefeln ab.
»Sieht mir nach Größe 44 oder 45 aus.« In gebückter Haltung ging Justus weiter um den Felsen herum. »Und der Abdruck hier ist noch größer. Zu dumm, dass die Ranger hier waren. So können wir nicht herausfinden, ob die Abdrücke zu ihnen gehören oder zu dem Individuum, das für die Blutflecken verantwortlich war.«
»Also, der große Abdruck könnte von mir stammen.« Randy hob demonstrativ einen Fuß. »Ich habe Größe 46.«
Der Erste Detektiv bückte sich. »Interessant!«
»Was denn?«
»Auf dem Fels befindet sich noch eine hauchdünne Schicht aus Algen und Erde. Sie ist an mehreren Stellen verwischt, beinahe so, als hätte jemand eine Scheuerbürste verwendet!«
»Also doch!« Randys Augen leuchteten. »Ich wusste es! Jemand ist hier gewesen und hat die Flecken beseitigt.«
»Ich halte den Zustand mal fest!« Bob machte ein paar Fotos von dem Stein, den Fußspuren und der Umgebung.
»Kannst du uns auch noch den zweiten Ort zeigen, an dem du Blutflecken gefunden hast?«, bat Justus, als er mit seiner Untersuchung fertig
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