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Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Titel: Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Constable
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geb’s ja ungern zu, aber ich hatte ein paarmal wirklich das Gefühl, dass mir jemand folgt oder mich irgendwer komisch anguckt.«
    »Ich bin dir hin und wieder gefolgt.«
    »Echt?«
    »Ich wollte sichergehen, dass du auf der richtigen Spur bist.«
    »Verdammt, Butterfly, das ist ja wirklich krank.«
    »Hey, es war doch nur ein paarmal. Alles Übrige kannst du deiner Paranoia zuschreiben.«
    »Meiner Paranoia?«
    »Leute, die dich komisch angucken? Eine Verschwörung?« Sie strich sich über einen imaginären Bart und lachte.
    »Ich dachte, du würdest vielleicht irgendwo festgehalten und hättest mir Hinweise hinterlassen, damit ich dich rette.«
    »Nein, tut mir leid«, entgegnete sie. »Aber pass auf, wie wäre es denn damit als überraschende Wendung: Du hoffst das ganze Buch über, dass alles, was ich geschrieben habe, nur erfunden ist, aber in Wirklichkeit bin ich tatsächlich eine Serienkillerin und am Ende ermorde ich auch noch dich …«
    »Aber wer soll denn das Buch schreiben, wenn ich tot bin?«
    »Das ist ja das Überraschende: Du stirbst hier unten, aber ich gehe zurück nach oben, setze mich in deine Wohnung und schreibe das Buch, von Anfang bis Ende, nur eben aus deiner Perspektive. Ich schreibe es unter dem Namen Ben Constable, der am Schluss Zeuge von Tomomi Ishikawas Tod wird, damit niemand auf die Idee kommt, nach ihr – mir – zu suchen, und wäre glücklich bis an mein Lebensende. Vielleicht könnte ich mit meinem neuen Nom de Plume sogar eine ganze Schriftstellerkarriere starten. Wer würde schon vermuten, dass Ben Constable in Wirklichkeit eine Frau ist?«
    Ich lachte. »Das ist ja wohl das abgedrehteste Ende, das man sich vorstellen kann. Absolut krank.«
    »Tut mir leid. So funktioniert mein Verstand nun mal.«
    Wir schwiegen einen Moment, als mir plötzlich etwas einfiel. »Hey, es gab doch noch eine Person.«
    »Wen denn?«, wollte sie wissen.
    »Charles Streetny.«
    »Ach ja, klar. Der Vollstrecker meiner posthumen Wünsche. Echt lustig, wie du darauf reingefallen bist und gedacht hast, das wäre sein Name.«
    »Woher wusste er eigentlich, dass ich in New York war? Hast du die IP-Adresse meiner E-Mail zurückverfolgt?«
    »Was ist denn eine IP-Adresse?«
    »Eine Netzwerkadresse, die jeder Computer hat, der mit dem Internet verbunden ist. Die steht im Quellcode jeder E-Mail, die man verschickt.«
    »Von so was habe ich keine Ahnung. Ich wusste, dass du in New York warst, weil ich dir Hinweise gegeben hatte, die dich dort hinführen sollten, und dann warst du auf einmal verschwunden und irgendwann hast du mir ja auch eine E-Mail geschickt, in der stand, dass du angekommen warst. Das war also ziemlich einfach.«
    »Ach ja, stimmt.« Ich erinnerte mich an die Mail, die ich ihr geschickt hatte. »Ich dachte, Streetny wäre vielleicht besonders fit im Umgang mit Computern oder so.«
    »Schön wär’s. Leider war er nur mein etwas besser organisiertes Alter Ego. Ich brauchte jemanden, der ein bisschen zuverlässiger war als diese Zimperliese Beatrice.«
    »War Beatrice denn nicht zuverlässig? Ich dachte, du hättest sie zu so ziemlich allem bekommen, was du wolltest.«
    »Na ja, nicht ganz. Sie hatte überhaupt keine Fantasie.«
    »Ich mochte sie. Sie kommt nächste Woche nach Paris. Vielleicht ist sie sogar schon hier.«
    »Und, triffst du dich mit ihr?«
    »Das hängt wohl ein kleines bisschen von dir ab.«
    Tomomi Ishikawa sah alles an, nur nicht mich. »Tja, wir werden sehen. Ich habe noch keinen Plan.« Damit hob sie die Pistole. »Kannst du bitte vom Tor weggehen?«
    Ich saß noch nicht mal in der Nähe des Tors, trotzdem stand ich auf und stellte mich in die Ecke.
    Sie griff mit der Hand durch die Gitterstäbe, um den Wasserkrug und den leeren Joghurtbecher aufzusammeln. »Ich hole Nachschub«, sagte sie.
    Nach ein paar Stunden allein in der Dunkelheit fühlte mein Gehirn sich total zermürbt an. Ich hatte keine Zigaretten mehr und seit (wie vielen?) Tagen außer ein paar Bechern Joghurt nichts gegessen. Tomomi Ishikawa war zweimal hier gewesen, um meinen Eimer auszuleeren, und noch ein paarmal, um mir Wasser zu bringen oder mich einfach anzustarren. Stets leuchtete sie mit ihrer Taschenlampe durch das Gitter, fuchtelte mit ihrer Pistole herum und befahl mir, vom Tor wegzugehen, und ich gehorchte, weil ich keinen gesteigerten Wert auf eine Schusswunde legte. Irgendwann würde sie mich freilassen müssen. Das wusste ich und sie wusste es auch. Ich hatte keine Lust mehr, allein zu

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