Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
fuhr fort: »Wecken Sie ein paar Fischersleute im Dorfe und besetzen Sie mit diesen das Fahrzeug. Noch in dieser Nacht können Sie die Reise antreten. Chevalier d'Artagnan wird Sie begleiten. Ich stelle meinen Freund und treuen Helfer unter den Schutz Ihrer Ehre.« – Monk ließ einen neuen Ausruf der Verwunderung hören, und der Chevalier seufzte tief. – »Und nun, General, gute Fahrt und Gott befohlen! Wir sehen uns bald wieder.« Nach diesem Gruße machte Karl II. kehrt und verschwand in der Dunkelheit.
»Das Blättchen hat sich gewendet,« brummte d'Artagnan mürrisch. »Gewähren Sie mir noch ein paar Minuten Frist. Ich muß meine Leute ablöhnen.« – Monk nickte stumm, und der Chevalier pfiff dreimal. In wenigen Augenblicken waren sie von zehn Matrosen d'Artagnans umringt. Er warf ihnen eine mit 2500 Goldlivres gefüllte Börse zu. »Ich muß euch verlassen,« sagte er. »Dies als Abschlagszahlung. Vielleicht komme ich bald wieder, vielleicht dauert's auch lange, kann auch sein, wir sehen uns nimmermehr. Wartet immerhin in Calais ein Weilchen auf mich. Und nun, Herr General,« wendete er sich an diesen, »stehe ich zu Ihrer Verfügung. Wir werden die Reise zusammen machen – wenn anders Ihnen meine Gesellschaft nicht unangenehm ist –« – »Ganz im Gegenteil,« antwortete Monk gelassen, undd'Artagnan murmelte kopfschüttelnd: »Ich glaube, armer Planchet, unsere Aktien stehen faul.«
Während der Seefahrt sprach Monk kaum ein Wort mit d'Artagnan, obwohl er täglich mit ihm speiste und ihn auch sonst die Behandlung, die er durch ihn erlitten, in keiner Weise entgelten ließ. Nach achtundvierzigstündiger Reise landeten sie an der Mündung des Flüßchens wo das Haus stand, das Athos zur Wohnung diente. Monk schlug rasch den Weg zu seinem Lager ein, und d'Artagnan, der sich in sein Schicksal ergeben hatte, folgte ihm willenlos, wie ein Bär seinem Führer. Ingrimmig murmelte er vor sich hin, die Könige seien alle über einen Kamm, und der beste unter ihnen tauge nichts. Im Stillen gelobte er sich, keinem von ihnen je wieder zu dienen.
»Dort brennt ein Haus!« rief Monk plötzlich, »meiner Treu, das können nur Lamberts Soldaten sein.« – Sie beschleunigten ihre Schritte, um den durch die Flammen bedrohten Menschen zu Hilfe zu kommen, denn die Anzahl der Leute, die das brennende Haus umringte, schien ihnen nicht allzu groß zu sein, so daß sie es wagen konnten, sie anzugreifen. Als sie näher kamen, bemerkten sie, daß die Soldaten in offenbarer Mutlosigkeit dem Brande zusahen. Ohne vorher von ihnen bemerkt worden zu sein, trat Monk ganz plötzlich unter sie.
»Was bedeutet dies?« rief er. – Da stieß einer der Soldaten einen Schrei der Ueberraschung aus. »Der General!« – Der Ruf pflanzte sich rasch von Munde zu Munde fort, ein paar Offiziere, unter ihnen Digby, der Adjutant, stürzten herbei. Monk war von seinen Getreuen umringt. – »Was geht hier vor?« rief er nochmals. – Digby, der Adjutant ergriff das Wort: »Wir wollten jenen verräterischen Franzosen, der Euer Gnadenan jenem Abend fortlockte, zur Uebergabe zwingen,« erklärte er. »Aber es ist ihm nicht beizukommen. Er hat schon zehn der Unseligen erschossen, und wir sahen uns genötigt, Feuer an das Haus zu legen, um ihn auszuräuchern.«
»Ha!« rief d'Artagnan, und sein Schwert flog aus der Scheide, »mein Landsmann – mein Freund ist in Lebensgefahr – ihn wollt ihr bei lebendigem Leibe verbrennen. O, ihr Hunde! Athos, Athos, Hilfe ist nahe!« schrie er und wollte über die Soldaten Monks herfallen. Der General fiel ihm in den Arm. »Geduld!« sagte er. »Digby, sorgen Sie dafür, daß das Feuer auf der Stelle gelöscht wird. Wer dem Manne da drin ein Haar krümmt, büßt es mit dem Leben. Ist in meiner Abwesenheit eine Schlacht geliefert worden?« – »Wozu, Herr General?« sagte Digby. »Täglich laufen hunderte von Lamberts Soldaten zu uns über. In acht Tagen wird sein Heer zusammengeschmolzen sein, wie Schnee an der Frühlingssonne. Entschuldigen Sie uns, Herr General, wir glaubten Sie schon verloren.«
»Sie sind von Sinnen,« versetzte Monk. »Wie könnte ein Mann wie ich verlorengehen? Darf ich mich etwa nicht entfernen, ohne es an die große Glocke zu hängen? Muß deshalb ein Ehrenmann, ein Freund von mir, wie ein Räuber belagert und ausgeräuchert werden? Bei Gott, ich werde die, die der Graf übrig gelassen hat, erschießen lassen.« – Nach diesen Worten wandte er sich um und schüttelte Athos, der sich
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