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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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und brauchten auf den zu so später Stunde menschenleeren Straßen kaum ihre Geschwindigkeit zu verringern. Vor der Conciergerie machten sie halt. Denn da es bis zur Hinrichtung, die am frühen Morgen stattzufinden hatte, nur noch wenige Stunden waren, so mußten die Verurteilten inzwischen schon von der Bastille nach der Conciergerie, dem letzten Aufenthaltsort aller Delinquenten, geschafft worden sein. Man traf den Gouverneur der Conciergerie noch wach, er schritt im Hofe auf und ab und begrüßte den Minister mit dem Hut in der Hand. – »Welche Ehre für mich, gnädigster Herr!« sagte er, sich verbeugend. – »Ein Wort, Herr Gouverneur. Ich komme, Sie um eine Gefälligkeit zubitten,« begann Fouquet ohne Umschweife, wie ein Mann, der gewohnt ist, gerade aus sein Ziel loszugehen, weil er sich im Besitz sicherer Mittel weiß, es zu erreichen. »Um eine Gefälligkeit, die kompromittierend ist, von mir aber mit Gold aufgewogen wird. Ich biete Ihnen für zwei Ihrer Gefangenen eine Million. Lasten Sie in dieser Nacht die Herren Lyodot und d'Eymeris entweichen.«
    Der Beamte zuckte die Achseln. »Die sind nicht mehr hier,« antwortete er. – Fouquet wurde totenbleich. – »Was sagen Sie?« – »Die beiden Gefangenen sind seit einer Viertelstunde fort. Man hat sie auf Befehl des Königs in den Schloßturm von Vincennes gebracht.« – Fouquet sprach kein Wort weiter. Er rannte zum Wagen zurück und warf sich stöhnend in die Polster. »Unsere Freunde sind verloren,« rief er. »Colbert hat sie in den Turm von Vincennes gesperrt.« – Pelisson war wie vom Donner gerührt. »Wohin nun?« fragte er. – »Sie fahren nach Saint-Mandé zurück und schicken mir meinen Bruder her. Er soll so rasch wie möglich in meinen Pariser Palast kommen,« antwortete Fouquet.
    Es war schon späte Nacht, als der Abbé zu seinem Bruder kam. Fouquet ging in rasender Ungeduld auf und nieder, Gourville versuchte umsonst ihn zu beruhigen. »Abbé,« rief der Oberintendant seinem Bruder entgegen, »du sprachst von gewissen Leuten, die in deinem Solde stehen. Kannst du auf sie zählen?« – »Sie stecken Paris für mich in Brand,« antwortete der Abbé. – »Höre, was ich verlange,« fuhr Fouquet fort, sich den Schweiß von der Stirn wischend, »versammle deine 120 Mann, Abbé, und halte sie morgen, Punkt zwei Uhr, auf der nach Vincennes führenden Straße kampfbereit.« – »Ich errate es,« unterbrach ihn der Bruder. »Lyodot und d'Eymerissollen entführt werden. Es wäre aber wirklich besser, man ließe dem König diese kleine Genugtuung und verhielte sich ruhig.« – »Das geht nicht. Der Tod dieser beiden wäre ein Vorspiel meines Ruins,« versetzte der Oberintendant. »Wenn ich aber falle, so fällst du, so fallt ihr alle. Sie müssen gerettet werden. Und du sollst sie dem Feinde entreißen, wird sich's machen lassen?« – »Selbstverständlich,« antwortete der andere. »Es ist ja ganz einfach. Die Wache bei Hinrichtungen besteht gewöhnlich aus 12 Mann. – »Sie wird morgen aus 100 bestehen,« warf der Minister ein. – »Darauf bin ich gefaßt,« fuhr der kriegerische Pfaffe fort. »Ich nehme sogar an, zweihundert. Allein unter einer Menge von Zuschauern sind immer 10 000 Banditen, die auf eine Gelegenheit zum Losschlagen und Plündern warten, die sich nur nicht getrauen, den Anfang zu machen. Meine 120 Mann werden also morgen auf dem Grèveplatz Hilfstruppen finden. Die Gefangenen bringen wir in ein Haus. Einige der Häuser haben zwei Ausgänge, und ich kenne im besondern eins ganz genau, das einen zweiten Ausgang nach dem Baudoyerplatze hat. Es ist ein gut besuchtes Gasthaus. »Notre-Dame« nennt es sich. Nun, die Gefangenen gehen zur einen Tür hinein, zur andern hinaus.« – »Das ist eine gute Idee. Gourville, zahlen Sie dem Abbé 100 000 Livres, damit er seine Leute in die nötige Stimmung versetzen kann. Gilt es doch, gegen den König zu kämpfen, und in einem solchen Kampfe will man auch siegen.« – »Gnädigster Herr,« antwortete Gourville. »wenn es herauskommt, legt man uns den Kopf vor die Füße.« – »Mein Kopf sitzt noch fest auf den Schultern,« rief Fouquet stolz. – »Man wird den wahren Zusammenhang nicht durchschauen,« sagteder Abbé. »Ich lasse meine Leute rufen: ›Es lebe Colbert‹, und dann sollen sie über die Verurteilten herfallen, als wenn sie sie in Stücke zerreißen wollten.« – »Das läßt sich hören,« stimmte Gourville bei. »Sie haben eine reiche Phantasie, Herr Abbé.« –

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