Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
Musketieren. Sie werden Ordnung schaffen, sind stets um meine Person und begleiten mich bei der Armee.« – »Dann brauchen Majestät mir keine 20 000 Livres zu zahlen,« versetzte d'Artagnan fast barsch. »Der Dienst ist das Geld nicht wert.« – »Aber mein General-Kapitän soll standesgemäß auftreten können, repräsentieren, ein großes Haus halten –« – »Ich will kein gefundenes Geld, ich will mein Geld verdienen,« erwiderte der Chevalier. »Was ich da machen soll, das macht Ihnen jeder Faulenzer für 4000 Livres.«
Ludwig XIV. lachte. »Die Gaskogner haben's hinter den Ohren,« sagte er. »Sie entlocken mir mein Geheimnis, Chevalier.« – »Majestät haben ein Geheimnis?«antwortete d'Artagnan. »Dann nehme ich die 20 000; denn ich werde es heilig halten, und Verschwiegenheit ist heutzutage fast unbezahlbar. Wollen Majestät zu sprechen geruhen.« – »Nun denn, Sie müssen in zwei Tagen reisefertig sein.« – »Wohin senden mich Majestät?« – »Nach der Bretagne. Können Sie eine wirkliche Festung von einer einfachen Befestigung, wie unsere Vasallen sie aufführen dürfen, unterscheiden?«
»Wie einen Panzer von einer Käserinde, Majestät. Genügt das?« – »Ich denke wohl, Chevalier. Sie müssen allein reisen und dürfen nicht einmal einen Diener mitnehmen; denn Sie werden wohltun, sich hin und wieder selbst als Lakai zu verkleiden. Ihre Physiognomie ist in Frankreich ziemlich bekannt. In der Bretagne ziehen Sie die Kreuz und die Quer und besichtigen alle Befestigungen des Landes. Mit Belle-Ile-en-mer machen Sie den Anfang.«
»Die gehört doch Herrn Fouquet,« meinte d'Artagnan mit einem Blick auf den König. »Was soll ich da erforschen. Ob's ein guter Platz ist, ob die Befestigungswerke neu oder alt sind, ob die Vasallen des Oberintendanten eine ausreichende Besatzung bilden?« – »Getroffen! Und wenn dort keine Fortifikationen aufgeführt werden, halten Sie an andern Plätzen der Bretagne Umschau.« – »Hm,« meinte d'Artagnan, sich den Schnurrbart streichend, »ich bin also ein königlicher Spion.« – »Nein, Sie spionieren nicht, Sie rekognoszieren nur,« antwortete Ludwig XIV., »es ist genau dasselbe, als wenn Sie in Feindesland an der Spitze meiner Musketiere das Gelände aufklärten.« – »Und wenn nun tatsächlich Befestigungen gebaut werden?« – »Dann zeichnen Sie mir einen genauen Plan der Werke.« – »Wirdman mich auch einlassen?« – »Das ist Ihre Sorge. Ich habe Ihnen ja auch einen Zuschuß zu den 20 000 Livres, je nach Bedürfnis zu erheben, gewährt.« – »Sehr wohl, Sire. Und wenn nicht befestigt wird?« – »Dann können Sie ganz gemächlich heimkehren.« – »Majestät, ich bin bereit.« – »Den Anfang machen Sie damit, daß Sie sich morgen beim Oberintendanten melden und sich das erste Viertel Ihres Gehalts auszahlen lassen. Er wird Ihnen die Zahlung verweigern, und eben darauf kommt es mir zuvörderst an. Wenn man Ihnen das Geld nicht geben will, holen Sie es sich bei Colbert. Dann brechen Sie in der Nacht auf, denn niemand darf Sie sehen. Es kann sein, Sie werden gefangengenommen –«
»Das ist nicht anzunehmen.« – »Es kann sogar sein, Sie kommen ums Leben –« – »Das ist noch weniger wahrscheinlich.« – »Im erstern Falle bewahren Sie mein Geheimnis, im letztern sorgen Sie dafür, daß man keine Papiere bei Ihnen findet, die mich verraten könnten. Und nun adieu, Chevalier.« – D'Artagnan steckte die Anweisung auf ein Viertel seines Gehalts in die Tasche und kehrte nach Hause zurück.
4. Kapitel. Fouquet
Um dieselbe Zeit, da diese Unterredung im Louvre stattfand, ereignete sich ein anderes Gespräch zwischen Personen, die dem Gegenstande jener Unterredung sehr nahestanden: nämlich zwischen dem Oberintendanten und einem seiner Vertrauten. Der Finanzminister hatteschon erfahren, daß man gegen zwei seiner Freunde gerichtlich vorgegangen war, und schwebte in größter Besorgnis, als Gourville, sein Sekretär, in sein Arbeitszimmer hereinstürzte mit dem Rufe: »Gnädigster Herr, eine furchtbare Neuigkeit!« – »Was gibt es denn? Ich will ungestört sein –« – »Euer Gnaden, es besteht eine geheime Justizkammer.« – »Das weiß ich – auf dem Papier.« – »Nein, sie ist schon zusammengetreten, ja sie hat schon zwei Urteile gefällt, und zwar zwei Todesurteile.« – Der Minister schnellte von seinem Sitze auf. »Gegen wen?« rief er erbleichend. – »Gegen Lyodot und d'Eymeris.« – »Sie irren sich, das ist
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