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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Paris jagte. Allein als sie in die Nähe des Grèveplatzes kamen, begegneteihnen ein Lastfuhrwerk, auf dem zwei mit Ketten aneinander befestigte Galgen standen. Eine Bande von Vagabunden und jugendlichen Schreiern gab dem Wagen das Geleit. – »Sie sehen,« sagte Gourville, »es ist entschieden.« – »Zum Louvre!« rief Fouquet. – »Fahren Sie nicht hin, gnädigster Herr,« antwortete Gourville. – »Ich soll meine Freunde verlassen?« entgegnete der Minister. »Ich bin imstande zu kämpfen und soll die Waffen strecken?« – »Sind Sie imstande, das Ministerium in diesem Augenblick niederzulegen?« wandte sein Vertrauter ein. – »Aber meine Freunde dürfen nicht sterben.«
    »Wenn Sie einmal im Louvre sind, müssen Sie entweder Ihre Freunde verteidigen, das heißt sich mit ihnen gleichstellen, oder sie einfach fallen lassen. Eine andere Wahl wird Ihnen der König nicht lasten. Deshalb muß fürs erste jeder Zusammenstoß mit Ludwig XIV. vermieden werden. Für Ihre Person brauchen Sie nichts zu fürchten. Sie haben 150 Millionen und sind damit mehr als der König. Kehren Sie nach Saint-Mandé zurück.« – »Zurück nach Saint-Mandé!« rief Fouquet.
    Die Ankunft des Ministers wurde von den versammelten Gästen mit Freude begrüßt; aber diejenigen, die ihn genau kannten, merkten, daß er in unruhiger Stimmung war. Vergebens zwang er sich zur Heiterkeit; das Bewußtsein, daß mit jeder Stunde die Entscheidung näherrückte, daß ein Entschluß gefaßt, eine Tat vollbracht werden müsse, drückte ihn nieder. Das Tischgespräch drehte sich um das Testament Mazarins und um die Ernennung Colberts zum Kontrolleur der Finanzen, und da an dieser Tafel nur Leute anwesend waren, die zu Fouquets Partei gehörten und von seinem Gelde lebten, so ließ man an Colbert kein gutes Haar. Dennoch bewahrtenFouquet und seine intimeren Freunde in ihren Aeußerungen eine große Vorsichtigkeit, und selbst der Abbé Fouquet, der kein Blatt vor den Mund zu nehmen pflegte, verhielt sich abwartend.
    Nach dem Diner gab es ein Feuerwerk, das die Mehrzahl der Gäste in den Garten lockte. Fouquet benutzte die Gelegenheit, um mit seinen vertrautesten Freunden zu sprechen. Sein Bruder trat ans offene Fenster und beobachtete die draußen sich vergnügende Schar, um aufzupassen, daß kein weniger Berufener hereinkäme und etwa ein paar Brocken des Gesprächs aufschnappe. – »Meine Herren,« begann der Minister, »vermissen Sie nicht heute zwei unserer besten Freunde?«
    »Ganz recht,« bemerkte Pelisson, der in alle Geheimnisse des Oberintendanten eingeweiht war, »die Herren Lyodot und d'Eymeris.« – »Wir werden sie nie wiedersehen,« fuhr der Minister fort, »denn beide müssen sterben.« – »Was?« rief Pelisson, »und vor ein paar Tagen sah ich sie noch frisch und munter. Wie rasch doch eine Krankheit –« – »Es ist keine Krankheit,« unterbrach ihn Fouquet. »Und doch haben sie nur noch eine Nacht zu leben. Sie sollen an den Galgen.«
    Ein Schrei des Entsetzens erklang aus aller Munde. Im selben Moment stiegen prasselnd die ersten Raketen des Feuerwerks über die dunkeln Baumwipfel empor. – »Meine Herren,« sprach Fouquet in dumpfem Tone, »Colbert hat meine beiden Freunde verhaften und zum Tode verurteilen lasten. Eben stellt man die Galgen auf dem Grèveplatze auf. Was soll ich tun?« – »Wir hauen Colbert in Stücke!« rief der Abbé. – »Sie müssen mit Seiner Majestät reden,« sagte Pelisson. – »Die Hinrichtung darf nicht stattfinden,« ließ sich Chanost, derSchwiegersohn des Ministers, vernehmen. – »Man muß den Gouverneur der Bastille bestechen,« meinte Gourville. »Er kann in dieser Nacht noch die Gefangenen entkommen lassen.«
    Fouquet drehte sich um. »Laß wieder anspannen, Gourville!« rief er. »Wir fahren nach Paris. Pelisson kommt mit. Erwarten Sie mich hier, meine Herren!« Und mit Gourville und Pelisson hinwegeilend, murmelte er: »Für eine Million wird er zu haben sein.« – »Und sind die Gefangenen entkommen,« setzte Pelisson hinzu, »so versammeln wir alle Feinde Colberts und beweisen dem König, daß diese geheime Justizkammer eine Uebertreibung ist, die ihm selbst ebenso gefährlich werden kann wie uns.« – Im selben Augenblick fiel ein Funkenregen des Feuerwerks auf einen nahen Wald, und ein paar Bäume gerieten in Brand. Geigenspiel unterbrach die nächtliche Stille.
    Die Pferde brausten wie ein Sturmwind davon. Kein Hindernis stellte sich ihnen entgegen. Sie fuhren in die Stadt

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