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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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aufbewahren, wie bedeutend sie auch sein möge. Sie haben auch vonnöten, sich in den Übungen zu vervollkommnen, die einem Edelmann gebühren. Ich will heute dem Direktor der königlichen Akademie schreiben, und man wird Sie morgen schon ohne Geldeinlage aufnehmen. Weisen Sie dieses kleine Geschenk nicht zurück. Unsere Edelleute von bester Abkunft und mit großem Reichtum bewerben sich öfter um diese Gunst und können sie doch nicht erlangen. Sie werden dort reiten, fechten und tanzen lernen; Sie werden sich dort gute Kenntnisse zu eigen machen, und von Zeit zu Zeit kommen Sie zu mir, um nur zu sagen, wie weit Sie vorgerückt sind, und ob ich weiter etwas für Sie tun könne.«
    Obwohl d'Artagnan mit den Sitten des Hofes unbekannt war, so empfand er doch die Kälte dieses Empfanges und sagte: »Ach, mein Herr, ich sehe, wie sehr mir heute der Empfehlungsbrief fehlt, den mir mein Vater mitgegeben hat.«
    »Ich verwundere mich in der Tat,« sagte Herr von Tréville, »daß Sie eine so weite Reise unternahmen ohne dieses notwendige Viatikum, unsere einzige Hilfsquelle.«
    »Gott sei Dank, ich hatte es bei bei mir in bester Form,« entgegnete d'Artagnan, »doch es ist mir entwendet worden.« Darauf erzählte er den ganzen Vorfall in Meung, beschrieb den unbekannten Edelmann in allen Einzelheiten, und das alles mit einer Wärme und Wahrheit, daß Herr von Tréville entzückt war. »Das ist seltsam,« rief der letztere gedankenvoll; »Sie haben also ganz laut von mir gesprochen?«
    »Ja, mein Herr, und damit zweifelsohne eine Unbesonnenheit begangen: jedoch ein Name wie der Ihrige mußte mir auf der Reise als Schilddienen. Sie können denken, daß ich mich öfter in diesen Schutz begab.« Damals war die Schmeichelei sehr im Schwunge, und Herr von Tréville liebte den Weihrauch wie ein König oder ein Kardinal. Er konnte also nicht umhin, selbstgefällig zu lächeln, doch verschwand dieses Lächeln sogleich wieder, und indem er selbst auf das Ereignis in Meung zurückkam, fuhr er fort: »Sagen Sie mir, hatte dieser Edelmann nicht eine leichte Narbe an der Wange?«
    »Ja, wie sie das Streifen einer Kugel machen würde.«
    »War er nicht ein Mann von schöner Gesichtsbildung?«
    »Ja.«
    »Von hohem Wuchse?«
    »Ja.«
    »Blaß im Gesicht und mit braunen Haaren?«
    »Ja, ja, so ist es. Wie kommt es, mein Herr, daß Sie diesen Menschen kennen? Ha, wenn ich ihn wieder treffe, und ich werde ihn wieder antreffen, so schwöre ich's, und wäre es in der Hölle...«
    »Er erwartete eine Dame?« fragte Tréville weiter. »Er ist wenigstens abgereist, nachdem er einen Augenblick mit derjenigen, die er erwartet, gesprochen hatte.«
    »Wissen Sie nichts von dem Inhalt ihres Gespräches?«
    »Er händigte ihr ein Kästchen ein und sagte, dasselbe enthalte ihre Weisung, doch dürfte sie es erst in London aufschließen.«
    »War diese Frau eine Engländerin?«
    »Er nannte sie Mylady.«
    »Er ist es,« murmelte Tréville, »er ist es; und ich dachte, daß er noch in Brüssel wäre.«
    »O mein Herr, wenn Sie wissen, wer dieser Mann war,« rief d'Artagnan, »so sagen Sie mir, wer – und wo ist er? Dann entbinde ich Sie von allem, sogar von der Zusage, mich unter die Musketiere aufzunehmen, denn vor allem will ich mich rächen.«
    »Junger Mann,« erwiderte Tréville, »seien Sie wohl auf Ihrer Hut, sehen Sie ihn auf der einen Seite der Straße herankommen, so treten Sie auf die andere, und stoßen Sie nicht an einen solchen Felsen, denn er würde Sie wie Glas zersplittern.«
    »Das hält mich nicht ab,« sagte d'Artagnan, »wenn ich ihn wiederfinde...«
    »Wenn ich Ihnen einen Rat geben soll,« versetzte Herr von Tréville, »so suchen Sie ihn nicht auf. Mein Freund!« sprach er laut und gelassen, »da ich die Geschichte mit dem verlorenen Brief für wahr halte, so will ich Sie, um die Kälte wieder gutzumachen, die Sie anfangs beim Empfang gefühlt haben mögen, als den Sohn meines alten Freundes mit den Geheimnissen unserer Politik bekannt machen. Der König und der Kardinal sind die besten Freunde; ihre scheinbaren Streitigkeiten sollen nur die Schwachsinnigen beirren. Ich will es nicht, daß ein Landsmann, ein hübscher Edelmann, wackerer Junker, von diesen Verführern betört werde und wie ein Schwachkopf in das Netz falle, worin so viele schon zu Grunde gegangen sind. Bedenken Sie recht wohl, daß ich diesen zwei allgewaltigen Herren ergeben bin, und daß meine ernstlichen Schritte keinen andern Zielpunkt haben, als dem König und

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