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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Büffelhaut. Da Porthos, der Glanzsüchtige, kein Wehrgehänge von Gold haben konnte, so hatte er mindestens die Hälfte von Gold, und somit erklärt sich die Notwendigkeit des Schnupfens und das Bedürfnis eines Mantels.
    »Blitz und Donnerschlag,« rief Porthos, indem er sich mit aller Anstrengung von d'Artagnan loszumachen suchte, der an seinem Rücken herumgrappelte, »seid Ihr den wahnwitzig, daß Ihr die Leute so anfallt?«
    »Ich bitte um Entschuldigung,« sagte d'Artagnan, indem er unter der Schulter des Riesen zum Vorschein kam, »allein ich habe es eilig, ich laufe jemandem nach, und ...«
    »Vergeßt Ihr denn Eure Augen, wenn Ihr jemandem nachlauft?« fragte Porthos. »Nein,« entgegnete d'Artagnan gereizt, »nein, ich danke es sogar meinen Augen, daß ich das sehe, was andere nicht sehen.« Ob ihn nun Porthos verstanden oder nicht verstanden hatte, er überließ sich einmal seinem Zorn und rief: »Mein Herr, ich sage Euch im voraus, man wird Euch striegeln, wenn Ihr Euch so an den Musketieren reibt.«
    »Striegeln, mein Herr!« versetzte d'Artagnan, »das ist ein hartes Wort, Es ist das eines Mannes, der seinem Feinde ins Gesicht zu schauen pflegt.«
    »Ha, bei Gott, ich weiß wohl, daß Ihr dem Eurigen nicht den Rücken zuwendet.« Der junge Mann war entzückt über seine Schelmerei, und entfernte sich, aus vollem Halse lachend. Porthos schäumte vor Wut und machte eine Bewegung, um sich auf d'Artagnan zu stürzen. »Später, später,« rief ihm dieser zu, »wenn Ihr nicht mehr Euren Mantel habt.«
    »Also um ein Uhr – hinter dem Palast Luxembourg.«
    »Ganz wohl, um ein Uhr,« entgegnete d'Artagnan, und wendete sich, um die Ecke der Straße.
    Er sah aber niemanden in der Gasse, die er durchlaufen hatte, und auch in jener nicht, die er mit seinen Blicken durchlief. Wie langsam auch der Unbekannte gegangen war, so hatte er doch einen Vorsprung gewonnen, vielleicht war er auch in ein Haus getreten. D'Artagnan erkundigte sich nach ihm bei allen, die ihm begegneten, stieg hinab bis zur Überfahrt des Flusses, und kehrte zurück durch die Gasse Seine und Croix-Rouge. Doch sah er nichts, durchaus nichts. Indes war dieser Lauf für ihn soweit vorteilhaft, daß sich sein Herz in dem Maße abkühlte, als Schweiß von seiner Stirn träufelte. Er schickte, sich nun an über die Vorfälle nachzudenken, die ihm zustießen, sie waren zahlreich und unheilvoll; es war kaum elf Uhr früh, und schon setzte er sich in Ungunst bei Herrn von Tréville, der es notwendig ein bißchen hochfahrend finden mußte, daß er ihn auf solche Weise verlassen hatte.Außerdem hatte er zwei hübsche Duelle mit zwei Männern angezettelt, wovon jeder fähig war, drei d'Artagnans zu töten; mit zwei Musketieren, das heißt mit zwei solchen Wesen, die er so hoch achtete, daß er sie in seinen Gedanken, wie in seinem Herzen, über alle andern Menschen setzte. Diese Lage der Dinge war traurig. Bei sich versichert, daß ihn Athos töten werde, kümmerte er sich nicht viel mehr um Porthos, wie sich wohl begreifen läßt. Da indes die Hoffnung das Letzte ist, was im Herzen des Menschen erlischt, so nährte er wirklich noch Hoffnung, er könnte diese zwei Duelle, wenn auch mit schrecklichen Wunden, noch überleben, und für den Fall des Überlebens richtete er an sich für die Zukunft die folgenden Rügen: »Wie hirnlos und albern bin ich doch! Dieser wackere und unglückliche Athos ist gerade an der Schulter verwundet, an die ich wie ein Stier mit dem Kopf anstoße. Ich staune nur darüber, daß er mich nicht in den Staub bohrte; er hatte dazu das Recht, und der Schmerz, den ich ihm verursachte, muß grimmig gewesen sein. Was Porthos betrifft – nun, bei Porthos, meiner Treu, ist's noch drolliger.« Hier fing der junge Mann unwillkürlich zu lachen an, blickte aber ringsum, ob dieses grundlose Lachen von keinem Auge bemerkt werde und keinen Vorübergehenden beleidigen könnte. »Was Porthos betrifft, so ist's noch drolliger; darum bin ich aber um nichts weniger ein elender Tölpel. Wirft man sich denn so auf die Leute, ohne zu rufen: »Acht gegeben!« und blickt man ihnen unter den Mantel, um zu sehen, was nicht dahinter ist? Er hätte mir sicherlich verziehen, wäre ich nicht so albern gewesen, von dem Wehrgehänge zu sprechen, wenn auch verblümt, ja hübsch verblümt. Ha, was bin ich für ein verdammter Gascogner, ich würde noch im Backofen Witze machen. Auf, mein Freund d'Artagnan!« fuhr er fort, indem er zu sich selbst mit aller

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