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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Artikel in den Homöoblättern gelesen?« fragte er Miss Jurgens. »Über das Schiff auf Pluto? Ein echter Hunderttausendsassa, dieser Eldritch. Das macht ihm so schnell keiner nach.«
    »Ich habe gelesen«, sagte Miss Jurgens, »daß er praktisch verrückt ist.«
    »Aber sicher doch. Zehn Jahre seines Lebens, die ganze Plackerei, und was hat er nun davon?«
    »Die zehn Jahre haben sich für ihn rentiert, darauf können Sie sich verlassen. Er ist zwar ein Spinner, aber durchaus nicht dumm; er weiß, wie man sein Schäfchen ins trockene bringt. So verrückt ist er nun auch wieder nicht.«
    »Ich würde ihn gern mal kennenlernen«, sagte Leo Bulero, »und mich mit ihm unterhalten, eine Minute würde mir schon reichen.« Er beschloß, genau das zu tun, in das Krankenhaus zu gehen, wo Palmer Eldritch lag, den Zugang zu seinem Zimmer zu erzwingen oder zu erkaufen, um dahinterzukommen, was Palmer Eldritch gefunden hatte.
    »Damals«, sagte Miss Jurgens, »als die Schiffe zum ersten Mal zu einem Stern außerhalb unseres Systems aufbrachen – können Sie sich daran noch erinnern? –, habe ich gedacht, sie würden ... Es ist furchtbar albern, aber ich war noch ein Kind, als Arnoldson zum ersten Mal nach Prox flog; das heißt, ich war noch ein Kind, als er zurückkam. Ich habe wirklich geglaubt, wenn er so weit fliegt, findet er womöglich ...«, sie zog den Kopf ein und wich seinem Blick aus, »... Gott.«
    Das habe ich auch geglaubt, dachte Leo. Und ich war damals längst erwachsen. Mitte dreißig. Ich habe Barney des öfteren davon erzählt.
    Und, überlegte er, ich glaube es heute noch. Was den Zehnjahresflug von Palmer Eldritch angeht.

    Nach dem Essen, in seinem Büro bei P. P. Layouts, traf er zum ersten Mal auf Rondinella Fugate; sie erwartete Leo, als er hereinkam.
    Ganz hübsch, dachte er und machte die Bürotür zu. Gute Figur, und was für wunderschöne, leuchtende Augen. Sie wirkte nervös; sie schlug die Beine übereinander, strich ihren Rock glatt und beobachtete ihn verstohlen, während er sich ihr gegenüber an den Schreibtisch setzte. Blutjung, befand er. Ein Kind, das kein Blatt vor den Mund nahm und einem Erwachsenen widersprach, wenn es glaubte, er sei im Unrecht. Rührend.
    »Wissen Sie, warum ich Sie in mein Büro bestellt habe?« fragte er.
    »Ich nehme an, Sie sind verärgert, weil ich Mr. Mayerson widersprochen habe. Aber ich habe das Potential in der Lebenslinie der Keramiken deutlich gespürt. Es blieb mir also gar nichts anderes übrig.« Sie blickte ihn flehend an und stand auf, setzte sich jedoch gleich wieder.
    »Ich glaube Ihnen«, sagte Leo. »Aber Mr. Mayerson ist sehr sensibel. Da Sie mit ihm zusammenleben, wissen Sie ja, daß er ständig einen Mobilpsychiater mit sich herumschleppt.« Er öffnete seine Schreibtischschublade und holte eine Kiste Cuesta Reys von bester Qualität daraus hervor; er hielt Miss Fugate die Kiste hm, dankbar nahm sie eine der schlanken, dunklen Zigarren. Nachdem er ihr Feuer gegeben hatte, zündete auch er sich eine an und lehnte sich zurück. »Sagt Ihnen der Name Palmer Eldritch etwas?«
    »Ja.«
    »Taugen Ihre Präkog-Fähigkeiten auch für etwas anderes als Pre-Fash-Prognosen? In knapp vier Wochen wird in jedem Homöoblatt stehen, wo Eldritch sich aufhält. Ich möchte, daß Sie einen Vorausblick in diese Blätter werfen und mir sagen, wo der Mann jetzt steckt. Ich weiß, Sie schaffen das.« Das würde ich dir jedenfalls raten, dachte er bei sich, wenn du deinen Job behalten willst. Er wartete, rauchte seine Zigarre, beobachtete das Mädchen und fragte sich, mit einem Anflug von Neid, ob sie im Bett wohl genauso gut war, wie sie aussah ...
    Schließlich sagte Miss Fugate mit leiser, stockender Stimme: »Ich bekomme nur einen äußerst blassen Eindruck, Mr. Bulero.«
    »Na, dann lassen Sie mal hören.« Er griff nach seinem Füllfederhalter.
    Sie brauchte einige Minuten, und obgleich sie mehrmals von vorn anfing, wurde der Eindruck nicht deutlicher. Dennoch standen auf seinem Notizblock bald die Worte: James Riddle Veterans Hospital, Basis III, Ganymed. Natürlich, eine UN-Einrichtung. Doch hatte er das bereits geahnt. Es spielte keine große Rolle; er würde sich schon irgendwie Zutritt verschaffen.
    »Aber er ist inkognito dort untergebracht«, sagte Miss Fugate, blaß und erschöpft, denn die Prognose hatte sie viel Kraft gekostet. Ihre Zigarre war ausgegangen, sie zündete sie wieder an; dann setzte sie sich auf und schlug erneut ihre grazilen Beine

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