Die drei Stigmata des Palmer Eldritch
anhaben können. Statt dessen förderte er eine Visitenkarte zutage. »Wir sind an Ihren Töpferwaren interessiert. Mr. Hatt. Natt. Oder wie Sie heißen.«
»Icholtz«, las Hnatt von der Karte ab; außer dem Namen stand nichts darauf, keine nähere Info, nicht einmal eine Videonummer. »Aber ich habe lediglich Muster bei mir. Ich gebe Ihnen die Adressen der Geschäfte, die unsere Artikelserie führen. Aber die hier ...«
»Sollen geminnt werden«, sagte Mr. Icholtz, der Spielzeugmann, und nickte. »Und genau das haben wir vor. Wir möchten Ihre Keramiken minnen, Mr. Hnatt; wir sind überzeugt, daß sich Mr. Mayerson geirrt hat – sie kommen in Mode, und zwar bald.«
Hnatt starrte ihn fassungslos an. »Sie wollen sie minnen und sind nicht von P. P. Layouts?« Aber niemand sonst stellte Min-Ausgaben her. Alle Welt wußte, daß P. P. Layouts das Monopol darauf besaß.
Mr. Icholtz setzte sich an den Tisch, neben den Schaukasten, zog sein Portemonnaie aus der Tasche und holte ein Bündel Schalen daraus hervor. »Wir werden anfangs nur sehr wenig Werbung dafür machen. Aber dann ...« Er reichte Hnatt den Packen runzliger brauner Trüffelschalen, die im Sol-System als Zahlungsmittel dienten: das einzige Molekül, eine Proteinaminosäure, das die Kopierer – die Biltong-Lebensformen, die von vielen Industriebetrieben auf Terra anstelle automatisierter Montagebänder eingesetzt wurden – nicht reproduzieren konnten.
»Das muß ich erst mit meiner Frau besprechen«, sagte Hnatt.
»Haben Sie etwa keine Handlungsvollmacht von Ihrer Firma?«
»D-doch.« Er nahm den Stapel Schalen entgegen.
»Der Vertrag.« Icholtz holte ein Papier hervor und legte es auf den Tisch; er zückte einen Füllfederhalter. »Damit übertragen Sie uns die Exklusivrechte.«
Als er sich hinunterbeugte, um den Vertrag zu unterzeichnen, las Richard Hnatt den Namen von Icholtz’ Firma. Chew-Z-Werke, Boston. Davon hörte er zum ersten Mal. Chew-Z ... das erinnerte ihn an ein anderes Produkt, doch welches, daran konnte er sich nicht entsinnen. Erst nachdem er unterschrieben hatte und Icholtz den Durchschlag abriß, fiel es ihm ein.
Die illegale halluzinogene Droge Can-D, die in den Kolonien zusammen mit den Perky-Pat-Layouts Verwendung fand.
Er hatte eine düstere Ahnung, und ihn befiel tiefes Unbehagen. Doch für einen Rückzieher war es zu spät. Icholtz nahm den Schaukasten an sich, der Inhalt war jetzt Eigentum der Chew-Z-Werke, Boston, USA, Terra.
»Wie – kann ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen?« fragte Hnatt, als Icholtz sich erhob.
»Sie werden sich nicht mit uns Verbindung setzen. Wenn wir Sie brauchen, melden wir uns bei Ihnen«, sagte Icholtz, und ein Lächeln spielte um seine Lippen.
Wie zum Teufel sollte er Emily das beibringen? Hnatt zählte die Schalen und las den Vertrag. Allmählich erst wurde ihm klar, wieviel er von Icholtz bekommen hatte; es reichte bequem für einen fünftägigen Antarktisurlaub für zwei Personen, in einem der großen, kühlen Ferienorte, wo die Reichen von Terra wie Leo Bulero und seinesgleichen den Sommer verbrachten ... und inzwischen war das ganze Jahr über Sommer.
Oder ... Er überlegte. Die Schalen konnten noch viel mehr; sie konnten ihm und seiner Frau Zutritt zum exklusivsten Etablissement des Planeten verschaffen – vorausgesetzt, daß er und Emily das wollten. Sie konnten in die Deutschländer fliegen und eine von Dr. Willy Denkmals E-Therapie-Kliniken aufsuchen. Donnerwetter, dachte er.
Er schloß sich in der Videofonzelle der Bar ein und rief Emily an. »Pack die Koffer. Wir fliegen nach München. Nach ...« Er nannte den Namen der erstbesten Klinik, die ihm in den Sinn kam; er hatte in einer exklusiven Pariser Zeitschrift eine Anzeige dafür gesehen. »Nach Eichenwald«, schwärmte er. »Dr. Denkmal ist ...«
»Barney hat sie also tatsächlich genommen«, sagte sie.
»Nein. Aber es gibt jetzt noch jemanden, der Min-Ausgaben herstellt, außer P. P. Layouts.« Er wurde übermütig. »Barney hat uns einen Korb gegeben; na und? Mit der neuen Firma sind wir weitaus besser bedient; die müssen steinreich sein. Wir treffen uns in einer halben Stunde; ich besorge uns zwei Tickets für den TWA-Expressflug. Stell dir vor: E-Therapie für dich und mich.«
»Ehrlich gesagt, ich weiß nicht so recht, ob ich evolvieren möchte«, sagte Emily leise.
»Aber natürlich möchtest du«, erwiderte er verblüfft. »Es könnte uns das Leben retten, und wenn nicht uns, dann unseren Kindern –
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