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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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identifizierte – falls sie die Wahrheit sagte und es tatsächlich vorhergesehen hatte –, ein Fehler. Die falsche Präkognition, derentwegen sie hierher versetzt worden war.
    »Darüber muß ich nachdenken«, sagte er. »Geben Sie mir ein paar Tage Zeit.«
    »Bis morgen früh.«
    Leo lachte. »Jetzt ist mir klar, weshalb Barney so wütend war.« Vermutlich hatte Barney dank seiner Präkog-Fähigkeiten – zumindest undeutlich – gespürt, daß Miss Fugate zu einem entscheidenden Schlag gegen ihn ausholen würde, der seine sichere Position gefährdete. »Passen Sie auf.« Er trat neben sie. »Sie sind Mayersons Geliebte. Was halten Sie davon, das Lager zu wechseln? Ich kann Ihnen einen ganzen Satelliten bieten.« Falls es ihm gelang, sich Scotty vom Hals zu schaffen.
    »Nein, danke«, sagte Miss Fugate.
    »Wieso?« Er war verblüfft. »Ihre Karriere ...«
    »Mr. Mayerson gefällt mir«, fuhr sie dazwischen. »Außerdem liegt mir nicht besonders viel an Knall ...« Sie verschluckte den Rest und verbesserte sich: »... An Männern, die sich in einer Klinik haben evolvieren lassen.«
    Er öffnete zum zweiten Mal die Tür. »Ich gebe Ihnen morgen früh Bescheid.« Sie ging ins Vorzimmer hinaus; er sah ihr nach und dachte: So bleibt mir genügend Zeit, nach Ganymed zu fliegen und Palmer Eldritch zu besuchen; dann weiß ich mehr. Dann weiß ich, ob ihre Prognose falsch war oder nicht.
    Er machte die Tür hinter dem Mädchen zu, kehrte an seinen Schreibtisch zurück, drückte auf den Knopf des Videofons, das ihn mit der Außenwelt verband, und sagte zu der Dame von der New Yorker Vermittlung: »Geben Sie mir das James Riddle Veterans Hospital in Basis III auf Ganymed; ich möchte einen Patienten namens Eldon Trent sprechen. Persönlich.« Er hinterließ seinen Namen und die Nummer seines Büros, beendete das Gespräch, drückte ein paarmal auf die Gabel und rief im Kennedy-Raumhafen an.
    Er buchte einen Flug mit dem Expreßschiff, das abends von New York nach Ganymed startete, dann lief er nervös auf und ab und wartete auf den Rückruf des James Riddle Veterans Hospital.
    Knallkopf, dachte er. Wie konnte sie es wagen, ihren Vorgesetzten so zu nennen!
    Zehn Minuten später kam der Anruf.
    »Es tut mir leid, Mr. Bulero«, entschuldigte sich das Fräulein von Amt. »Aber Mr. Trent nimmt auf ärztliche Anweisung keine Gespräche entgegen.«
    Rondinella Fugate hatte also recht; im James Riddle gab es einen Patienten namens Eldon Trent, bei dem es sich aller Voraussicht nach um Palmer Eldritch handelte. Schon deshalb lohnte sich die Reise; die Chancen standen gut.
    – Standen gut, dachte er gequält, daß ich Eldritch begegne, mit ihm – weiß Gott, warum – in Streit gerate und ihn schließlich umbringe. Einen Mann, den ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einmal kenne. Und dafür werde ich dann vor Gericht gestellt; ich werde nicht ungestraft davonkommen. Schöne Aussichten.
    Aber seine Neugier war geweckt. Obgleich er auf vielerlei Gebieten tätig war, hatte er es nie und unter keinen Umständen für nötig befunden, einen Menschen umzubringen. Was auch immer zwischen ihm und Palmer Eldritch vorfallen würde, es mußte einmalig sein; die Reise nach Ganymed war dringend erforderlich.
    Jetzt noch einen Rückzieher zu machen, schien so gut wie unmöglich. Seine Eingebung sagte ihm, daß alles wie am Schnürchen laufen würde. Denn Rondinella Fugate hatte lediglich gesagt, daß man ihn des vorsätzlichen Mordes anklagen würde; von einer erfolgreichen Verurteilung war nicht die Rede gewesen.
    Einen Mann seines Formats wegen eines Kapitalverbrechens zu verurteilen, dürfte selbst den UN-Behörden schwerfallen.
    Er wollte es darauf ankommen lassen.

    Drei

    Richard Hnatt saß in einer Bar gleich neben P. P. Layouts und nippte an einem Tequilla Sour; sein Schaukasten stand vor ihm auf dem Tisch. Er wußte verdammt gut, daß es an Emilys Keramiken nichts auszusetzen gab; ihre Arbeiten ließen sich hervorragend verkaufen. Das Problem war ihr Exmann. Er hatte Macht.
    Und diese Macht hatte Mayerson ihn spüren lassen.
    Ich muß Emily anrufen und es ihr erzählen, dachte Hnatt. Er sprang auf.
    Ein Mann verstellte ihm den Weg, ein merkwürdiges rundliches Etwas auf spindeldürren Beinen.
    »Wer sind Sie?« fragte Hnatt.
    Der Mann hüpfte wie ein Spielzeug vor ihm auf und ab und vergrub die Hände in den Taschen, als kratzte er sich wegen eines weitverbreiteten Mikroorganismus mit parasitären Neigungen, dem die Zeit nichts hatte

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