Die drei ??? und das Gespensterschloss
alten Zigeunerin und einer anderen Frau gefesselt worden.
»Sehen Sie sich Ihre Schuhspitzen an«, sagte Justus. »Ich habe unser Geheimzeichen daraufgemalt, als Sie neben mir standen und mich fesselten.«
Die beiden Männer blickten auf ihre Schuhe nieder – die andern ebenfalls. Auf dem blanken schwarzen Leder der beiden rechten Schuhspitzen prangte mit Kreide das Symbol der drei Detektive – ein Fragezeichen.
Interview mit einem Gespenst
Beide Männer sahen betroffen aus. Peter, Bob und Morton waren nicht minder verdutzt.
»Aber –«, fing Peter an.
»Sie trugen nur Frauenkleider und Perücken«, sagte Justus. »Das merkte ich, als ich ihre Schuhe anfasste und dabei entdeckte, dass sie Männerschuhe anhatten. Dann begriff ich, dass die fünf Mitglieder der Bande, die uns gefangen hielt, in Wahrheit immer dieselben zwei Männer in wechselnder Verkleidung waren.«
»Du meinst, die zwei Araber und der orientalische Fürst und die beiden Frauen – die waren bloß Mr Rex und Mr Grant?«, fragte Peter verblüfft.
»Er hat recht.« Aus Mr Rex’ Flüstern war Überdruss herauszuhören. »Wir spielten eine große Bande, um euch Jungen einen tüchtigen Schrecken einzujagen. Die Kostüme mit Umhängen oder Röcken konnten wir sehr schnell an- und ausziehen. Doch ihr dürft nicht glauben, dass wir euch etwas Böses zufügen wollten. Ich war gerade wieder auf dem Weg zu euch, um euch loszubinden – aber da hatten mich eure Freunde schon gesehen.«
»Wir sind keine Mörder«, sagte der kleine Mann, Mr Grant. »Und auch keine Schmuggler. Wir sind nur Gespenster.« Er unterdrückte ein Lachen, aber Mr Rex sah ernst aus.
»Ich bin ein Mörder«, sagte er. »Ich habe Stephan Terrill getötet.«
»Ach ja, richtig«, sagte der kleine Mann, als sei ihm das vorübergehend entfallen – wie man vergessen kann, seine Uhr aufzuziehen. »Den brachten Sie um die Ecke. Aber das zählt wohl kaum.«
»Die Polizei dürfte anders darüber denken«, widersprach Morton. »Herrschaften, wir melden den Fall wohl besser der nächsten Dienststelle.«
»Nein, warten Sie.« Der Flüsterer hob die Hand. »Lassen Sie mir einen Augenblick Zeit, und ich werde Ihnen Stephan Terrill persönlich vorstellen.«
»Sie meinen – seinen Geist?«, rief Peter entsetzt.
»Natürlich. Sprechen Sie mit seinem Geist, und er wird Ihnen erklären, warum ich ihn umgebracht habe.«
Ehe ihn jemand aufhalten konnte, verschwand der Flüsterer durch die Tür zum Nebenzimmer.
»Regen Sie sich nicht auf«, sagte Mr Grant. »Er will nicht fliehen. Er kommt gleich wieder. Übrigens, da hast du dein Messer wieder, Justus Jonas.«
»Danke schön«, sagte Justus. Das Messer war ihm lieb und teuer.
Nach kaum einer Minute ging die Tür wieder auf, und ein Mann trat ins Zimmer. Doch diesmal war es nicht der Flüsterer. Der Mann hier war kleiner und sah jünger aus. Er hatte sorgfältig gekämmtes graubraunes Haar und trug eine Tweedjacke. Mit freundlichem Lächeln blickte er in die Runde.
»Guten Abend«, sagte er. »Ich bin Stephan Terrill. Sie wollten mich sprechen?«
Alle starrten ihn an, keines Wortes mächtig. Sogar Justus fand die Sprache nicht wieder.
Schließlich ergriff Mr Grant das Wort. »Es ist wirklich Stephan Terrill«, versicherte er.
Und da verzog Justus das Gesicht, als habe er in einen schönen, saftigen Apfel gebissen und hinterher einen halben Wurm darin gefunden. Er war sichtlich wütend – auf sich selbst.
»Mr Terrill«, sagte er. »Sie sind auch Jonathan Rex, der Flüsterer, stimmt’s?«
»Was – der Flüsterer?«, rief Peter. »Aber der ist doch größer und hat eine Glatze, und –«
»Wie die Herrschaften belieben«, sagte Stephan Terrill. Blitzschnell riss er sich die Perücke herunter und wies einen haarlosen Kopf vor. Dann stellte er sich sehr aufrecht hin, sodass er viel größer wirkte, kniff die Augen zusammen, veränderte seine Mundstellung und zischte: »Keine Bewegung, wenn euch euer Leben lieb ist!«
Es war so überzeugend, dass sie alle zusammenzuckten. Das war wirklich der Flüsterer! Und er war auch der Filmstar, den man schon so lange für tot hielt. Das wurde nun auch Bob und Peter klar.
Mr Terrill zog etwas Seltsames aus der Tasche. Es war eine künstliche Narbe aus Plastik. »Sobald ich dieses Ding an meinen Hals klebte, meine Perücke abnahm und meine Schuhe mit den hohen Einlagen anzog, war Stephan Terrill ausgelöscht«, erklärte er. »Ich sprach nur noch mit unheimlicher Flüsterstimme und wurde zu dem
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