Die drei ??? und das Tuch der Toten (drei Fragezeichen) (German Edition)
Eigentlich weiß ich es schon. Natürlich. Ich bin Forscherin. Wissenschaftlerin. Ich habe gelernt, die Dinge sachlich und rational anzugehen. Und daher wollte ich offenbar nicht wahrhaben, dass da draußen etwas ist, das es nach menschlichem Ermessen nicht geben dürfte.«
Peter spürte, wie ihm eine Gänsehaut über den Rücken lief. Doch gleichzeitig fühlte er sich bestätigt. Endlich einmal. Im Gegensatz zu Justus war er schon immer der Meinung gewesen, dass es Dinge gab, die sich jenseits ihrer Vorstellungskraft bewegten. Dinge, für die es keine logische Erklärung gab. Er warf einen Blick auf seine Freunde. Bob wirkte ebenfalls sehr beunruhigt. Nur Justus hörte scheinbar unbeeindruckt zu. Scheinbar.
Grace sprach weiter. »Ja, Stanley, du hast recht. Es gibt zwei Erklärungen für diese Unmöglichkeit.« Sie lächelte unglücklich, weil ihr offenbar auffiel, wie seltsam sich dieser letzte Satz anhörte. Erklärungen für eine Unmöglichkeit. »Die schier unglaubliche, aber noch halbwegs wissenschaftliche lautet: Es gibt noch Pferdemenschen. Hier im Sycamore Valley haben Angehörige eines Menschentypus überlebt, der seit tausenden von Jahren als ausgestorben gilt. Unbemerkt von der Öffentlichkeit, unberührt von der Zeit, hausen sie seit Urzeiten in den Höhlen des Tals – und wir sind die Ersten, die sie gesehen haben.« Grace schüttelte den Kopf. »Völlig unwahrscheinlich, aber dennoch denkbar. Wohingegen die zweite Erklärung …« Sie verstummte, als wollte sie diese zweite Erklärung nicht einmal in den Mund nehmen.
»Einer dieser Pferdemenschen ist wieder zum Leben erwacht«, führte Peter den Gedanken weiter. »Vielleicht gibt es irgendeinen uralten Zauber, irgendein Naturphänomen, ein … ich weiß nicht was, das dazu geführt hat, dass der Kerl wieder aus dem Reich der Toten zurückgekehrt ist? Ein Fluch vielleicht? Wie bei den alten Ägyptern.«
Guillermos Hände fingen an zu zittern. Der Mann war mit den Nerven völlig am Ende. »Miss Grace«, stammelte er, »ist besser, wegzugehen von hier. Hier ist nicht gut. Wir müssen weg.«
»Guillermo, beruhig dich wieder!«, ermahnte ihn Grace.
Justus sah seinen Freund vorwurfsvoll von der Seite an.
»Was denn?«, ereiferte sich Peter. »Erscheint es dir wahrscheinlicher, dass diese Pferdemenschen seit zehntausend Jahren fröhlich durch das Tal hopsen und erst Grace und ihre Leute über sie gestolpert sind?«
»Nein«, erwiderte Justus, »das halte ich ebenfalls für nahezu unmöglich. Aber das heißt nicht, dass wir uns sofort deinen abenteuerlichen Erklärungen anschließen müssten.«
»Heißt es nicht? Nein? Was heißt es dann? Hast du eine bessere Erklärung?«
Der Erste Detektiv blieb eine Antwort schuldig. Obwohl er tatsächlich eine bessere Erklärung hatte, eine viel bessere. Aber im Augenblick war nicht der richtige Zeitpunkt, um diese zu äußern.
»Jedenfalls«, sagte er und blickte nacheinander Bob und Peter an, »scheinen mir die mysteriösen Umstände geradezu nach einem Einsatz der drei ??? zu rufen. Was meint ihr dazu, Kollegen?«
Peter verdrehte die Augen. »Das war ja klar!«
Bob hingegen stimmte seinem Freund zu. »Seh ich auch so wie du.«
»Also dann.« Justus holte ein kleines Etui aus seiner Tasche, entnahm ihm eine ihrer Visitenkarten und überreichte sie Grace. »Grace, wenn Sie wollen, nehmen wir uns dieser äußerst merkwürdigen Begebenheiten an und versuchen herauszufinden, was sich im Sycamore Valley abspielt.«
Grace nahm die Karte und las, was auf ihr stand. Auch Stanley kam näher und sah ihr über die Schulter.
»Die drei Detektive. Wir übernehmen jeden Fall.« Grace blickte die Jungen erstaunt an. »Detektive? Ihr seid Detektive?«
»In der Tat.« Justus nickte.
»Und was haben die drei Fragezeichen zu bedeuten?«, fragte Stanley, während sich Guillermo näherte und ebenfalls auf die Karte sah.
»Die Fragezeichen«, erklärte Bob, »stehen für alle Rätsel und Geheimnisse, die noch darauf warten, von uns gelöst zu werden.« Er bemühte sich um ein zuversichtliches Lächeln. »So wie Ihres hier im Valley.«
»Aha.« Grace gab den Jungen die Karte zurück.
»Die können Sie gern behalten«, sagte Justus.
»Tja, ich weiß nicht. Wie gesagt, ich bin gerade sehr knapp bei Kasse.«
»Wir nehmen kein Honorar«, informierte sie Peter. »Wir sind zufrieden, wenn Sie es sind.«
Die Forscherin drehte sich zu ihren Assistenten um. »Was meint ihr?«
»Ist gut!« Guillermo nickte wie im Zeitraffer.
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