Die drei ??? und der Ameisenmensch
sah, wie der Mann, der ihn angefallen hatte, zu Patrick hinaufblinzelte. Er hatte den verkniffenen, suchenden Blick des stark Kurzsichtigen, und er tastete auf dem Boden neben sich herum.
»Meine Brille!« sagte er verärgert. »Ich habe meine Brille verloren!«
Bob und Peter waren mit Patrick den Hang heraufgekommen.
Jetzt bückte sich Bob und hob zwischen den zerknickten Maisstengeln eine Art Fliegerbrille mit dicken Gläsern auf. Er reichte die Brille dem Mann, der sie an einem Zipfel seines groben Baumwollhemds abwischte und wieder aufsetzte. Dann stand der Mann auf und klopfte sich die Jeans ab.
»Was ist denn in Sie gefahren?« fragte Patrick empört. »Sind Sie wahnsinnig, Justus so einfach zu überfallen?«
»Es tut mir sehr leid«, sagte der Mann spröde, als sei es nicht seine Art, Irrtümer einzugestehen. »Es tut mir leid, aber ich dachte, du wärst die Vogelscheuche, und –«
Der Mann brach ab. Er sah hinüber zu der Vogelscheuche, die mit ihrem schiefen Grinsen auf dem Zaun hockte.
»Ja, das ist so . . . hm . . . wir wurden nämlich hier schon öfter durch Eindringlinge gestört. Sie zertrampeln mir den Mais und
. . . und treiben einfach Unfug . . . und ich gebe ja zu, daß ich die Nerven verlor, als ich sah, daß da einer den Berg heraufkommt.«
Der Mann hielt inne. Sein kahler Kopf glänzte in der Sonne.
Seine Augen hinter den dicken Brillengläsern waren hell.
Justus sah, daß der Mann nicht sehr groß war, kaum größer als er selbst, und ziemlich mager. Aber er war muskulös und sonnengebräunt wie jemand, der viele Stunden im Freien verbringt und körperlich durchtrainiert ist. Justus schätzte ihn auf etwa Ende dreißig.
»Ich hätte dich mit dem Stein bestimmt nicht geschlagen«, sagte der kahlköpfige Mann zu Justus. »Ich wollte nur wissen, wer du bist.«
»Und Sie dachten, ich sei eine Vogelscheuche«, stellte Justus fest.
»Aber nein! Nein, natürlich nicht! Lächerlich! Da mußt du dich verhört haben. Aber würdet ihr mir jetzt freundlicher-weise sagen, was ihr alle in meinem Maisfeld macht?«
Justus konnte nur staunen, wie schnell der Mann wieder seine Angriffshaltung bezogen hatte. Dann nickte er und begann zu erklären. »An unserem Transporter ist ein Reifen geplatzt, und wir landeten im Graben unten am Rock Rim Drive. Da sah ich die Telefonleitungen, die zu der Scheune dort oben führen, und ich wollte fragen, ob ich meinen Onkel anrufen kann, damit er kommt und uns aus dem Graben zieht. Ich wollte eben den kürzesten Weg durch das Maisfeld hier nehmen.«
»Aha«, sagte der Mann. »Nun, da tut es mir leid, daß ich mich so unbeherrscht auf dich stürzte. Und telefonieren könnt ihr gern.«
Er drehte sich um und ging wieder bergan. Die Jungen und Patrick folgten ihm durch ein Tor im Zaun über eine grasbe-wachsene Fläche zu der alten, roten Scheune. Der kahlköpfige Mann öffnete die große Mitteltür., knipste an der Decke Neonröhren an und ließ die Besucher eintreten.
In dem großen Gebäude war nichts von irgendwelchem Vieh oder landwirtschaftlichen Maschinen zu sehen. Statt dessen gab es lange Tische, auf denen seltsame Gerätschaften in einer Art geordnetem Chaos standen. Ehe sich Justus die Sachen näher ansehen konnte, führte ihn der Mann zu einem Schreibtisch an einer Seitenwand der Scheune.
»Nun erledige deinen Anruf«, sagte der Mann. Er wies auf ein Telefon, das auf der Tischplatte halb unter Stapeln von Büchern und Notizblöcken begraben war.
Während Justus zu Hause anrief, schauten sich Bob, Peter und Patrick neugierig um. Auf dem langen Tisch neben dem Eingang sahen sie mehrere Holzrahmen mit einer Kantenlänge von etwa einem halben Meter. Die Rahmen waren an einer Seite mit Gaze bespannt und an der anderen verglast. Sie sahen aus wie Bilderrahmen, aber sie waren leer. Der Sucher einer Kamera, die auf einem Stativ am Fußboden stand, war auf einen der Rahmen gerichtet.
Auf einem anderen Tisch standen mehrere große Glasbehälter. Bob sah sich den Inhalt eines Gefäßes näher an und fand, der Inhalt gleiche kleinen Mooszweigen. Dann wurde ihm mit jähem Erschrecken klar, daß dies keine Pflanzenteile waren. Es waren Ketten aus lebenden Ameisen – braune, langbeinige Ameisen, die sich mit Geh-und Mundwerkzeugen aneinanderklammerten. Bob starrte die Insekten lange an, gleichzeitig fasziniert und abgestoßen.
Justus legte den Telefonhörer auf. »Alles klar«, verkündete er.
»Onkel Titus wird uns in etwa einer halben Stunde hier treffen,
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