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Die drei ??? und der Ameisenmensch

Die drei ??? und der Ameisenmensch

Titel: Die drei ??? und der Ameisenmensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. V. Carey
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unten am Rock Rim Drive.«
    »Sehr gut«, sagte der kahlköpfige Mann. Er machte eine Bewegung, als wolle er seine Besucher hinausgeleiten, doch Bob hielt ihn mit einer neugierigen Frage auf.
    »Sammeln Sie Ameisen? «
    »Ja, ganz richtig«, antwortete der Mann. Zum ersten Mal legte er eine Andeutung von Wärme in seine Stimme. »Aber ich sammle sie nicht einfach. Ich beobachte sie und mache mir Aufzeichnungen über ihr Verhalten. Dann versuche ich zu beurteilen, was sie als nächstes tun werden. Ich beobachte sie fortwährend, und schließlich finde ich dann heraus, ob ich recht hatte.«
    »Dann sind Sie Entomologe«, stellte Justus fest.
    Der Mann lächelte. »Dieses Fachwort kennen nur wenige junge Leute deines Alters.«
    »Justus liest viel«, erklärte Peter. »Wir verstehen auch immer nur die Hälfte von dem, was er von sich gibt. Wie nannte er Sie, einen Ento . . . Etom . . . ?«
    »Einen Entomologen«, wiederholte der Mann. »Das ist ein Wissenschaftler, der Insektenforschung betreibt, und das ist tatsächlich mein Beruf. Mein Name ist Woolley, Dr. Charles Woolley. Ich habe mehrere Bücher über räuberische Ameisen geschrieben. Zur Zeit arbeite ich auch wieder an einem Buch, aber was letztlich darin stehen wird, ist noch offen.«
    Woolley lächelte, und Justus hatte den Eindruck, als könneer ganz umgänglich sein, wenn er wollte. Auch kam es Justus in den Sinn, daß Woolleys Kopf im Verhältnis zu seinem schmächtigen Körper auffallend groß war, und daß die Augen hinter den dicken Brillengläsern leicht vorstanden. Mit dem kahlen Schädel und dem Gesicht, das in ein spitzes Kinn auslief, glich Woolley wirklich einer Ameise. Justus schaute auf die Stirn des Mannes; fast erwartete er, daß gleich Fühler daraus hervorsprießen würden.
    Woolley hob die Hand an den Kopf. »Was ist?« fragte er.
    »Habe ich da etwas?«
    Justus zuckte zusammen. »Nein, nein. Ich dachte nur gerade an Ihr Buch. Wenn Sie noch nicht wissen, wie es damit ausgeht, schließe ich daraus, daß Sie mit Ihren Studien über diese Insekten hier noch nicht fertig sind. Das ist Ihr Versuchsraum, nicht wahr?«
    »Der ganze Hang ist mein Versuchsgebiet«, berichtigte Woolley. »In dieser Scheune betreibe ich meine Spezialstu-dien. Die Rahmen, die ihr hier seht, enthalten eingefangene Ameisen, die ich fotografiere. Die Kamera über dem Tisch hat ein Vergrößerungsobjektiv. Drüben in der Ecke habe ich auch eine Dunkelkammer. Die Ameisen, die ihr in den Gläsern seht, entstammen einer Kolonie, die in dem kleinen Gewächshaus hinter dieser Scheune lebt. Zumindest hält sich die Kolonie zur Zeit dort auf. Vielleicht beschließen sie bald, weiterzuziehen.
    Diese Wanderschaft ist in Kürze fällig.«
    »Und wenn sie wandern, wissen Sie dann, wie Ihr Buch ausgehen wird?« fragte Bob. »Wo werden sie denn hinziehen?« »Vermutlich werden sie nicht weit ziehen«, erwiderte Woolley. »Vielleicht gehen sie den Hang aufwärts, näher zu dem großen Haus. Da es Kriegerameisen sind, nennen wir den Ort, wo sie nisten, ein Biwak – ein Feldlager.
    Ameisen haben starke Ähnlichkeit mit Bienen. Die ganze Kolonie ist auf die Königin ausgerichtet. Wenn sie mit der Eiablage beginnt, ist sie riesengroß, also bleibt die Kolonie am Ort, und die Arbeiterinnen schwärmen jeden Tag zur Futterbeschaffung aus. Nachdem die Königin ihre Eier abgelegt hat, ist sie wieder schlank und beweglich, und die Kolonie kann weiterwandern. Die Kolonie, die sich im Gewächshaus befindet, ist schon mehrmals gewandert, seit ich hier bin. Ein mächtiger Strom marschierender Ameisen ist ein eindrucks-voller Anblick, das könnt ihr mir glauben!«
    Justus runzelte die Stirn. »Ich wußte gar nicht, daß wir in dieser Gegend Wanderameisen haben«, sagte er. »Ich habe Horrorgeschichten über diese Ameisen in Afrika gelesen. Sind das nicht solche, die in die Dörfer der Eingeborenen einmarschieren und alles Erreichbare auffressen, auch Haus-tiere?«
    Woolley nickte erfreut. »Absolut alles. Die meisten Ameisen sind Pflanzenfresser, aber die kriegerischen Wanderameisen sind Fleischfresser – räuberische Nomaden. Die Afrikaner nennen sie ›die Durchreisendem, und sie flüchten, wenn sich eine Kolonie nähert. Die Ameisen könnten nämlich ohne weiteres auch einen Menschen auffressen – das ist schon vorgekommen!«
    Ein Schauder überlief Peter, aber Woolley fuhr mit seinem begeisterten Bericht fort, gänzlich unberührt von dem Schreckbild, das er da entworfen hatte.
    »Aber die Ameisen

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