Die drei ??? und der grüne Geist
und förderte zu Bobs Überraschung ein Telefon zutage. Er hielt den Hörer ans Ohr und horchte. Gleich darauf legte er wieder auf.
»Eine neue Wendung ist eingetreten«, sagte er. »Warten wir ab.«
Sie warteten stumm. Die Stille wirkte unheimlich bedrückend auf Bob, obwohl er wusste, dass ihm seine Nerven einen Streich spielten. Was würde als Nächstes geschehen? Der Tag hatte so viele Überraschungen bereitgehalten, dass ihn jetzt eigentlich nichts mehr überraschen sollte.
Doch was dann tatsächlich geschah, hätte er gewiss nicht erwartet.
Die rote Tür öffnete sich. Über und über schmutzig, das Haar zerzaust, sehr bleich und trotzig trat Peter Shaw ins Zimmer.
Das Geheimnis der Geisterperlen
»Peter!« Bob und Chang sprangen auf. »Ist alles in Ordnung?«
»Vor allem habe ich Hunger«, sagte Peter. »Im Übrigen geht mir’s gut, nur tun mir noch die Arme weh – die haben mir Jensens Leute verdreht, weil sie herauskriegen wollten, wo ich die Geisterperlen versteckt habe.«
»Du hast sie also versteckt?«, fragte Bob aufgeregt.
»Und nichts verraten, nehme ich doch an«, setzte Chang hinzu.
»Da könnt ihr Gift drauf nehmen«, sagte Peter erbittert. »Sie hatten eine Mordswut. Wenn sie wüssten –«
»Vorsicht!«, sagte Chang. »Wir sind nicht allein.«
Peter verstummte. Jetzt erst sah er den alten Won.
»Du bist keine kleine Maus«, sagte Won zu Chang. »Du bist ein kleiner Drache, vom selben Schlag wie dein Urgroßvater.« Er hielt inne und überlegte. »Möchtest du mein Sohn sein?«, fragte er unvermittelt zum großen Erstaunen der Jungen. »Ich bin reich, aber es bereitet mir Kummer, dass ich keinen männlichen Nachkommen habe. Ich werde dich an Kindes statt annehmen, dann bist du mein Sohn und wirst dank meines Reichtums ein mächtiger Mann werden.«
»Ich fühle mich sehr geehrt, hochgeschätzter Won«, sagte Chang höflich. »Aber in meinem Herzen fürchte ich zwei Dinge.«
»Nenne sie mir«, forderte ihn Won auf.
»Das Erste ist, dass Sie von mir verlangen würden, meine Freunde zu verraten und Ihnen die Geisterperlen zu verschaffen«, sagte Chang.
Won nickte. »Natürlich«, sagte er. »Als mein künftiger Sohn wäre dies deine Pflicht.«
»Das Zweite, was ich fürchte«, fuhr Chang fort, »ist, dass Sie diese Ihre jetzt aufrichtig gemeinten Worte vergessen würden, sobald Sie die Perlen haben. Doch es spielt keine Rolle, denn ich verrate meine Freunde nicht.«
Won seufzte. »Wenn du darauf eingegangen wärst«, sagte er, »hätte ich es wohl tatsächlich vergessen. Nun erst weiß ich, dass ich dich wahrhaftig an Sohnes statt annehmen würde, wenn du wolltest. Aber du willst nicht. Nun, die Perlen muss ich haben. Sie bedeuten für mich Leben. Und ebenso für euch.«
Won griff wieder zwischen die Polster. Aus einem Geheimfach holte er ein zierliches Fläschchen, ein fein geschliffenes Trinkglas und etwas Kleines, Rundes, das er auf eine Handfläche legte.
»Kommt her und schaut zu«, sagte er.
Chang, Bob und Peter traten näher heran und starrten auf das kleine Ding, das in der runzligen, klauenartigen Hand ruhte. Es war von seltsam stumpfem Grau und hätte eine missgeformte Murmel sein können.
Chang erkannte als Erster, was es war. »Das ist eine Geisterperle«, sagte er.
»Ein törichter Name«, bemerkte Won. Er ließ die kostbare Perle in das Fläschchen fallen. Sie zischte und warf Blasen in der darin befindlichen Flüssigkeit, bis sie sich aufgelöst hatte – restlos.
»Der wahre Name dieser Perlen«, sagte der Greis, während er die Flüssigkeit aus dem Fläschchen in das geschliffene Glas goss, »ist ›Lebensperlen‹.«
Er trank das Glas bis zum letzten Tropfen aus. Dann verwahrte er Glas und Fläschchen wieder in dem Geheimfach.
»Kleiner Drache vom Stamme des Mathias Green«, sagte er, »und ihr anderen – ich werde euch etwas erzählen, was nur wenigen bekannt ist, und die es wissen, sind entweder sehr weise oder sehr reich oder beides. Alle Welt nennt diese Perlen Geisterperlen. Alle Welt weiß, dass sie von unschätzbarem Wert sind. Doch warum sind sie so kostbar? Nicht weil sie schön wären – für Perlen sind sie unscheinbar. Sie wirken wie tot, wenn ich so sagen darf. Ist das nicht wahr?«
Ohne eine Vorstellung davon, worauf Won hinauswollte, nickten die Jungen. Der Mann fuhr fort.
»Jahrhundertelang hat man solche Perlen – immer nur ganz wenige – an einer Stelle im Indischen Ozean gefunden. Aus irgendeinem Grunde sind dort jetzt keine mehr
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