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Die drei ??? und der grüne Geist

Die drei ??? und der grüne Geist

Titel: Die drei ??? und der grüne Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Arthur
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verschlingen.«
    Die Jungen waren allein in einem großen runden Raum. Überall an den Wänden waren rote Behänge mit herrlich ausgeführten Bildmotiven in Goldstickerei. Bob sah Drachen, chinesische Tempel und Weidenzweige, die im Wind zu wehen schienen.
    »Gefallen euch meine Wandbehänge?«, ließ sich eine dünne, alte, doch sehr klar verständliche Stimme vernehmen. »Sie sind fünfhundert Jahre alt.«
    Bob und Chang sahen sich um und merkten, dass sie doch nicht allein waren. Ein alter Mann saß in einem großen geschnitzten Sessel aus schwarzem Holz, reich mit weichen Kissen gepolstert. Er trug fließende Gewänder, wie sie die alten chinesischen Kaiser getragen hatten. Bob hatte das auf Abbildungen in Büchern gesehen. Das Gesicht des Mannes war klein, schmal und gelb wie eine verhutzelte Birne, und er beäugte die Jungen durch eine goldgeränderte Brille.
    »Kommt näher«, sagte er ruhig. »Setzt euch, ihr Kinder, die ihr mir so viel Kummer bereitet habt.«
    Bob und Chang durchquerten das Zimmer auf Teppichen, in denen ihre Füße einsanken. Zwei niedrige Schemel waren offenbar für sie bereitgestellt. Sie setzten sich und starrten den alten Mann staunend an.
    »Ihr könnt mich Won nennen«, sagte der alte Chinese. »Ich bin hundertundsieben Jahre alt.«
    Bob glaubte ihm das aufs Wort. Einen so uralt aussehenden Mann hatte er noch nie gesehen. Entkräftet wirkte der Greis jedoch nicht.
    Won sah Chang an. »Kleiner Floh, das Blut meines Volkes fließt auch in deinen Adern. Ich spreche vom alten China, nicht vom heutigen China. Deine Familie hat viel mit dem alten China zu schaffen. Dein Urgroßvater raubte eine unserer Fürstentöchter als seine Braut. Doch davon will ich nicht reden. Frauen folgen der Stimme ihres Herzens. Aber dein Urgroßvater stahl noch etwas anderes. Oder er bestach einen Würdenträger, es für ihn zu stehlen, was auf dasselbe hinausläuft. Eine Perlenschnur!«
    Hier zeigte Won erstmals Spuren von Erregung.
    »Eine Schnur unendlich kostbarer Perlen«, sagte er. »Mehr als fünfzig Jahre lang waren sie verschollen. Nun sind sie wieder aufgetaucht. Und ich muss sie haben.«
    Er beugte sich leicht vor und erhob die Stimme.
    »Hört ihr, ihr kleinen Mäuse? Ich muss die Perlen haben! «
    Bob fühlte sich längst sehr unbehaglich, denn sie besaßen ja die Perlen nicht und konnten sie Won nicht geben. Er fragte sich, wie es wohl in Chang aussah. Doch der Junge neben ihm sprach gefasst zu dem alten Mann.
    »Oh ehrenwerter Herr«, sagte er. »Wir haben die Perlen nicht. Sie sind im Besitz eines anderen, leichten Fußes und tapferen Herzens, der damit entkommen ist, um sie meiner Tante zurückzugeben. Lassen Sie uns zu unserer Tante bringen, dann will ich versuchen, sie dazu zu überreden, dass sie die Perlen an Sie verkauft. Das heißt, falls der Brief, den sie von einem angeblichen Verwandten der Gemahlin meines Urgroßvaters erhalten hat, nicht echt und berechtigt ist.«
    »Das ist er nicht!«, sagte der alte Won scharf. »Ein Dritter, den ich kenne, hat ihn abgesandt, um Verwirrung zu stiften, denn er möchte die Perlen ebenfalls erwerben. Ich bin reich, aber er ist reicher. Er wird sie kaufen, sofern ich ihm nicht zuvorkomme. Darum – muss ich sie haben .«
    Chang verbeugte sich.
    »Wir sind kleine Mäuse«, sagte er, »und wir können nichts ausrichten. Man hat uns gefangen, aber nicht unseren Freund. Er hat die Perlen. Er ist mutig, er wird entkommen.«
    »Die Stümper!« Won trommelte mit den Fingern auf der Armlehne seines Sessels. »Sie werden es mir büßen, dass sie ihn entkommen ließen!«
    »Sie hätten ihn beinahe auch gefangen«, entgegnete Chang. »Sie hatten meinen Plan durchkreuzt. Sie warteten im Hinterhalt, als erst ich, dann mein Freund hier in einen engen Durchgang schlüpften – zu eng für einen Erwachsenen. Dann hörte ich ein Steinchen rollen. Ich leuchtete mit meiner Lampe ringsum, sah jemanden und konnte meinen anderen Freund noch warnen, als Jensen und seine Männer uns packten. Auf diese Weise ist ihnen mein Freund entwischt. Jensen und seine Gesellen konnten nicht in die enge Spalte eindringen.«
    »Die Stümper«, wiederholte Won. »Als Jensen mich gestern Abend anrief und mir sagte, er habe die Perlen und werde sie mir heute Abend bringen, schärfte ich ihm noch ein, dass er sich nun keinen Fehler mehr zuschulden kommen lassen dürfe. Und nun –.«
    Er hielt inne. Irgendwo ertönte ein silberhelles Glöckchen. Won griff zwischen die Polster seines Sessels

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