Die drei ??? und der Zauberspiegel
achtbare Stellung – nicht genug für ihn. Jedes Jahr, am Jahrestag der Wahl, erhielt mein Onkel einen weiteren Abzug jenes Bildes und weitere Kopien der alten Zeitungsausschnitte. Dann schließlich starb Manolos, und wir – mein Onkel und ich – hofften, daß der lange Alptraum vorüber sei und es mit der Erpressung ein Ende habe. Ich ging zu Señora Manolos. Die Ärmste – sie war inTränen aufgelöst. Ich wollte sie Fragen, ob ich bei ihr eine Haussuchung machen könne, und das war eine heikle Angelegenheit, weil sie wirklich eine Dame ist. Ehe ich mir zurechtlegen konnte, wie ich es ihr am besten beibringen könnte, begann sie sich über Juan Gómez zu beklagen. Sie sagte, sie habe den Spiegel an ihre Freundin nach Los Angeles gesandt, und als Gómez dies erfuhr, sei er sehr zornig geworden. Er schrie sie an.
Er nannte sie eine Närrin. Sie sagte, sie hätte sich vor einem tätlichen Angriff gefürchtet. Und damit wußte ich Bescheid. Das Negativ dieses Fotos mußte im Spiegel versteckt sein. Der einzige Mensch, dem Manolos sein Geheimnis verraten haben mochte, war Gómez – Gómez, der Diener dieses Schweins! Und als Gómez an jenem Nachmittag Ruffino verließ und einen Flug nach Los Angeles buchte, da war ich sicher!«
»Also reisten Sie ihm nach, und Sie versuchten, Mrs. Darnley den Spiegel abzukaufen«, sagte Justus Jonas. »Als das nicht klappte, flunkerten Sie uns die Geschichte vor, Sie seien ein Abkömmling von Chiavo. Und als auch das nicht funktionierte und Ihr Onkel Sie bedrängte, Sie möchten schnell handeln, da engagierten Sie den Zauberkünstler Baldini als Helfershelfer – er sollte den Geist im Spiegel verkörpern.«
Santora ließ den Kopf hängen. »Ich schäme mich«, sagte er.
Frauen und Kinder wollte ich nicht erschrecken, aber mir fiel einfach keine andere Lösung ein.«
Die Jungen und Santora schwiegen. Von der Straße her hörte man schwere Schritte. Eine Tür öffnete sich.
»Da kommt die Polizei«, sagte Peter.
Erleichtert stand er von Gómez auf.
»Was erzählen wir der Polizei?« fragte Santora, sehr blaß. »Sie werden doch den Spiegel genau untersuchen wollen!«
»Ha!« Gómez lachte. Er entwand sich Peters und Jeffs Zugriff und stand unbeholfen auf. Er packte die Bohle, die Santora hatte fallen lassen, und stürzte auf den Spiegel los. »Ich werde meinen 123
Beweis kriegen!« schrie er schrill, »und dann kann mir keiner –«
Plötzlich erstarrte er in geduckter Haltung und starrte in den schwach erhellten Zauberspiegel, worin sich sein eigenes Gesicht, verzerrt vor Wut und Furcht, spiegelte. Er ließ das Holz fallen, stieß einen fürchterlichen Schrei aus und lief weg. Und dann stolperte er, blieb mit einem Fuß hängen und stürzte kopfüber durch die offenstehende Bodenluke.
Unten gab es ein Aufklatschen, und dann waren da plötzlich Lichter und Stimmen und uniformierte Männer im Raum.
Nun hatte ein Blick in den Zauberspiegel mit der Gnomen-Zier doch noch erschreckende und sogar gefährliche Folgen . . .
Lassen etwa diese spanischen »trasgos« doch nicht mit sich spaßen?
Aus dem Wasser unterhalb des Lagerhauses drang wieder das entsetzliche Schreien.
»Das Negativ!« sagte Santora mit heiserem Flüstern. »Wo ist das Negativ?«
Justus trat hinter den Spiegel und löste mit den Fingernägeln ein Etikett von der Rückwand ab. Er gab das Etikett und noch etwas anderes an Señor Santora weiter. »Mikrofilm«, sagte er ruhig.
»Klarer Fall. Das mußte es ja sein. Mikrofilm unter einem der Klebeschilder auf der Rückseite des Spiegels. Unter dem zuletzt aufgeklebten Schild.«
Señor Santora stieß ein hastiges Dankeschön hervor und ließ den winzigen Filmstreifen und das zerrissene Etikett in seiner Manteltasche verschwinden.
»Jeff Parkinson?« fragte ein Polizeiwachtmeister. »Ist einer von euch Jungen Jeff Parkinson?«
»Das bin ich«, sagte Jeff.
Neben der Luke entrollten zwei Polizisten ein Tau. Gleich daraufhatten sie den zappelnden Gómez aus dem Wasser gehievt. Der Entführer brach auf dem Fußboden des Lagerhauses zusammen und schluchzte hemmungslos.
Der Polizeiwachtmeister blickte finster auf den sich krümmenden, triefnassen Mann und wandte sich dann wieder Jeff zu. »Ist das dein Entführer?« fragte er.
»Ja. Er heißt Juan Gómez.«
»Und dieser Mann?« Der Wachtmeister nickte Santora zu.
»Das ist Señor Santora«, sagte Justus gelassen. »Er ist unser Freund. Er hat uns sehr geholfen.«
»Und was ist mit dem hier los?« rief
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