Die drei ??? und die silberne Spinne
Um Haaresbreite
»Vorsicht!«, rief Bob Andrews.
»Aufpassen, Morton!« Das war Peter.
Morton, Chauffeur des Rolls-Royce, trat auf die Bremse, und die drei ??? auf den Rücksitzen wurden kräftig durchgeschüttelt. Mit quietschenden Reifen kam der Rolls-Royce zwei Finger breit vor einem spiegelblanken Luxuswagen zum Stehen.
Sofort sprangen mehrere Männer aus dem Auto. Als Morton ebenfalls ausstieg, umringten sie ihn und redeten erregt auf ihn ein, wobei sie immer wieder in eine fremde Sprache verfielen. Morton kümmerte sich nicht darum. Er trat zu dem anderen Auto hin und sprach den Fahrer in der blitzblauen, gelbbetressten Livree ungehalten an.
»Hören Sie, guter Mann«, sagte Morton. »Sie haben da ein Stoppschild überfahren. Fast hätten Sie eine folgenschwere Kollision verursacht. Die Schuld liegt klar bei Ihnen, ich war auf der Vorfahrtsstraße.«
»Im Zweifelsfall hat ein Holmqvist immer freie Fahrt«, redete sich der andere Fahrer patzig, doch keineswegs im Sinne der Straßenverkehrsordnung, heraus. »Wer sich ihm in den Weg stellt, ist selber schuld.«
Inzwischen hatten sich Peter, Bob und Justus wieder ordentlich hingesetzt und verfolgten den Vorfall mit Erstaunen. Die Männer, die aus dem Wagen gesprungen waren, führten in ihrer Aufregung geradezu einen Tanz um Mortons hochgewachsene Gestalt auf. Einer, der größer als die übrigen und offenbar der Wortführer war, legte mächtig los.
»Sie Idiot!«, brüllte er Morton an. »Sie hätten beinahe Lars Holmqvist umgebracht! Man kann Ihnen nur zugutehalten, dass Sie nicht wissen, mit wem Sie es zu tun haben.«
»Ich habe die Verkehrsregeln beachtet, Sie hingegen nicht«, erwiderte Morton unbeirrt. »Ihr Fahrer war schuld.«
»Von wem reden die denn da – dieser Holm – Holmkist – ist das ein hohes Tier?«, fragte Peter leise Bob.
»Liest du keine Zeitung?«, flüsterte Bob zurück. »Lars Holmqvist, der junge Schwede aus Texas, hoffnungsvoller Erbe der Magnus-Werke, zurzeit auf Ferienreise in Kalifornien – gestern stand es sogar in unserem Lokalblatt!«
»Du lieber Himmel! Und diesen prominenten Jüngling haben wir so mir nichts, dir nichts in seinem Erfolgskurs gebremst!«, meinte Peter.
»Morton hatte eindeutig Vorfahrt«, wandte Justus Jonas ein. »Kommt, wir steigen aus und geben ihm Schützenhilfe.«
Sie kletterten aus dem Wagen. Gerade da öffnete sich auch die hintere Tür des anderen Autos, und ein großer, schlanker junger Mann mit weißblondem Haar stieg aus. Obwohl er höchstens neunzehn oder zwanzig Jahre alt sein mochte, verschaffte er sich sofort Respekt.
»Ruhe da!«, sagte er, und schlagartig war Schluss mit dem Geplapper und Gefuchtel der Männer um Morton. Er machte eine Handbewegung, und sie traten achtungsvoll hinter ihn zurück, als er auf Morton zuging.
»Ich bitte um Entschuldigung«, sagte er. »Mein Fahrer war nicht im Recht. Ich werde dafür sorgen, dass er künftig die Verkehrsregeln beachtet.«
»Aber –«, setzte der größte Mann aus der Gruppe zum Protest an. Lars Holmqvist gebot mit einer knappen Geste Schweigen. Neugierig sah er Bob, Peter und Justus entgegen, die auf die Gruppe zukamen.
»Es tut mir leid, dass das passieren musste«, sagte er zu ihnen. »Zum Glück reagierte euer Fahrer sehr schnell und konnte einen schweren Unfall vermeiden. Gehört euch dieses Prachtexemplar von Auto?« Und er wies mit dem Kinn auf den Rolls-Royce.
»Nicht direkt«, sagte Justus. »Wir benutzen es eben manchmal.« Es war an dieser Stelle kaum angebracht, näher auf die Vorgeschichte des Rolls-Royce einzugehen und die Umstände zu schildern, wie der Erste Detektiv in einem Preisausschreiben für einige Zeit die freie Verfügung über den Wagen gewonnen hatte und wie später daraus eine Art Gewohnheitsrecht geworden war.
Die drei Jungen waren gerade in Hollywood gewesen, um Alfred Hitchcock einen Besuch abzustatten und ihm das Protokoll ihres letzten erfolgreich aufgeklärten Falles vorzulegen. Auf der Rückfahrt war es nun zu dieser Beinahe-Kollision gekommen.
»Ich bin Lars Holmqvist aus Magnusstad in Texas«, sagte der junge Mann im leicht singenden Tonfall der Skandinavier. »Unsere Familie stammt aus Schweden, und wir pflegen die schwedische Tradition ganz bewusst. Mein Vater war Erik Holmqvist, der Gründer der Magnus-Werke. Er ist vor einem halben Jahr tödlich verunglückt, und ich habe mein Ingenieurstudium in Stockholm vorzeitig aufgegeben, um das Unternehmen hier in den Staaten weiterzuführen. Bis
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