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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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verschlafene Stimme antwortete. Dann schwang die Tür auf. Gan Paldin hatte sich ein wollenes Gewand übergeworfen. Er war klein, mittleren Alters, und hatte große, vorquellende Augen. Steiger konnte ihn auf Anhieb nicht leiden.
    »Hätte das nicht Zeit gehabt?« fragte Paldin gereizt.
    Steiger reichte ihm die Schriftrolle, und Paldin riß sie auf und las sie rasch.
    »Nun«, sagte er, »ist das alles? Oder hast du noch eine persönliche Botschaft?«
    »Ich habe noch eine Botschaft, Herr. Vom Kaiser persönlich. Er erwartet Hilfe aus dem Norden, und du sollst den Nadir die Tür öffnen. Verstanden?«
    »Seltsam«, murmelte Paldin. »Ich soll die Nadir passieren lassen, sagst du?«
    »Richtig.«
    Paldin fuhr herum und griff einen Dolch von seinem Nachttisch. Die Klinge blitzte auf und saß an Steigers Kehle.
    »Würdest du mir dann vielleicht erklären, was diese Nachricht zu bedeuten hat?« fragte er und hielt die Schriftrolle so, daß Steiger sie lesen konnte.
    Halte Ausschau nach einer Nadirarmee
.
Haltet um jeden Preis stand
.
Ceska
.
    »Ich habe nicht die Absicht, hier noch länger mit einem Messer an der Kehle zu stehen«, sagte Steiger steinern. »Ich habe nicht den Wunsch, einen General zu töten. Nimm sofort das Messer weg, sonst setzt du dich dem Zorn der Templer aus.«
    Paldin erbleichte, nahm das Messer jedoch nicht fort. Der Wächter hatte sein Schwert gezogen und stand jetzt hinter Steiger.
    »Gut!« sagte Steiger. »Jetzt lies die Nachricht noch einmal. Du wirst feststellen, daß es heißt: ›Halt Ausschau nach einer Nadirarmee.‹ Daher meine Nachricht für dich. ›Haltet um jeden Preis stand‹ bezieht sich auf die Rebellen und die verfluchten Sathuli. Was der Kaiser von dir verlangt, ist Gehorsam. Er braucht die Nadir, verstehst du?«
    »Das geht aus der Nachricht nicht klar hervor.«
    »Für mich ist das deutlich genug«, fuhr Steiger ihn an. »Der Kaiser hat ein Abkommen mit den Nadir getroffen. Sie schicken eine Armee, um ihm zu helfen, die Rebellen zu vernichten – dort und anderswo.«
    »Ich brauche eine Bestätigung«, wandte Paldin ein.
    »Wirklich? Du widersetzt dich also den Befehlen des Kaisers?«
    »Keineswegs. Ich bin ihm treu ergeben. Das war ich schon immer. Das kommt nur so unerwartet.«
    »Ich verstehe. Du zürnst dem Kaiser, weil er dich nicht in all seine Pläne einweiht?«
    »Verdreh mir nicht die Worte im Mund! Das habe ich nicht gesagt.«
    »Sehe ich in deinen Augen aus wie ein Dummkopf, Paldin?«
    »Nein, das …«
    »Was wäre ich für ein Dummkopf, hier mit einem Brief anzukommen, der mich zum Lügner stempelt?«
    »Ja, das sehe ich ein …«
    »Nun, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten. Ich bin ein Dummkopf, oder …«
    »Ich verstehe«, murmelte Paldin.
    »Wie auch immer«, sagte Steiger ein wenig freundlicher, »deine Vorsicht ist nicht unbegründet. Ich hätte ja auch ein Verräter sein können.«
    »Eben.«
    »Deswegen erlaube ich dir, eine Botschaft um Bestätigung zu schicken.«
    »Danke.«
    »Schon gut. Du hast hier schöne Räume?«
    »Ja.«
    »Hast du sie gründlich durchsucht?«
    »Wonach?«
    »Verstecke, in denen Spione kauern und lauschen können.«
    »Solche Stellen gibt es hier nicht.«
    Steiger lächelte und schloß die Augen. »Ich werde für dich suchen«, erklärte er.
    Gan Paldin und der Wächter schwiegen, während sich Steiger langsam einmal um die eigene Achse drehte. Dann schoß sein Finger vor. »Dort!« sagte er.
    Paldin zuckte zusammen. »Wo?«
    Steiger öffnete die Augen. »Da, an der Vertäfelung. Ein Geheimgang!« Er ging zu der geschnitzten Eichenvertäfelung und drückte einen Knopf. Die Vertäfelung glitt zur Seite und gab den Blick auf einen schmalen Gang und eine Treppe frei.
    »Du solltest wirklich vorsichtiger sein«, mahnte Steiger. »Ich denke, ich werde jetzt schlafen und mich morgen mit deiner Botschaft wieder auf den Rückweg machen. Oder wäre es dir lieber, wenn ein anderer Bote noch heute Nacht aufbräche?«
    »Ah … nein«, antwortete Paldin, der in die spinnwebverhangene Kammer spähte. »Wie hast du das gemacht?«
    »Befrage nicht die Macht des Geistes«, sagte Steiger.

23
    Ananais stieg von der Mauer und gesellte sich unten im Gras zu Thorn, Lake und Galand. Man hatte ihnen Wein und Fleisch gebracht, und die Gruppe aß in müdem Schweigen. Ananais hatte nicht gesehen, wie sein alter Freund in Stücke gerissen wurde, aber er hatte sich rechtzeitig umgedreht, daß er noch sehen konnte, wie die Macht der Templer von der

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