Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz
einem entsetzlichen Crescendo an.
»Jetzt!« brüllte Decado.
Die siebzehn Kriegerpriester glitten über die Brüstung und ließen sich auf die Ebene hinab. Dann marschierten sie auf die Ungeheuer zu, die nur noch wenige hundert Schritt entfernt waren.
»Was, bei allen Göttern?« rief Ananais. »Decado!« brüllte er.
Die Dreißig rückten in einer weit auseinandergezogenen Linie vor; ihre weißen Mäntel flatterten im Wind. Die Schwerter hielten sie in den Händen.
Die Ungeheuer griffen sie an, gefolgt von den Templern, die sie mit Gedankenstößen von furchtbarer Gewalt antrieben.
Die Dreißig fielen auf die Knie.
Der erste der Bastarde, ein riesiges Ungeheuer von fast zweieinhalb Metern Größe, taumelte, als die Vision ihn traf. Stein. Kalter Stein. Behauen.
Blut, frisches Blut, von salzigem Fleisch tropfend.
Das Ungeheuer lief weiter.
Stein. Kalter Stein. Flügel.
Blut.
Stein.
Flügel. Geformte Flügel.
Dreißig Schritt trennten die Dreißig noch von den Bastarden. Ananais konnte nicht länger hinsehen und wandte dem Schauspiel den Rücken zu.
Der Anführer der Bastarde stieß auf den vor ihm knienden, silbern gekleideten Krieger hinab.
Stein. Geformter Stein. Flügel. Marschierende Männer. Stein … Das Biest schrie.
Drache. Steinerner Drache. MEIN DRACHE!
Entlang der gesamten Reihe gerieten die Bastarde ins Stocken. Das Heulen verebbte. Das Bild wurde stärker. Längst vergessene Erinnerungen kämpften sich an die Oberfläche. Schmerz, furchtbarer Schmerz brannte in den entsetzlichen Gestalten.
Die Templer bedrängten sie hart und schickten glühende Gedankenblitze zu den Ungeheuern. Ein Bastard drehte sich um und holte aus; seine Klauen rissen dem Templer den Kopf von den Schultern.
Der massige Bastard, der die anderen führte, machte vor Decado halt. Sein riesiger Kopf hing herab; die Zunge hing aus dem Maul. Decado sah zu ihm auf. Er hielt das Bild fest in den Gedanken des Bastards verankert und sah den Kummer in seinen Augen. Er wußte
.
Die lange Zunge formte mühsam ein einziges Wort, das Decado kaum verstehen konnte:
»Baris. Ich Baris!«
Das Biest drehte sich um und rannte heulend auf die Templer zu. Andere folgten ihm, und die Templer standen wie angewurzelt, unfähig zu begreifen, was da vor sich ging. Aber nicht alle Bastarde hatten früher zum Drachen gehört, und scharenweise rannten sie durcheinander, bis sich einer auf die silbergekleideten Krieger konzentrierte.
Er lief los, gefolgt von einem Dutzend anderer Ungeheuer.
In ihrem Trancezustand waren die Dreißig wehrlos. Nur Decado hatte die Kraft, sich zu bewegen … aber er tat es nicht. Die Bastarde fielen über sie her, knurrend, schnaubend, zuschlagend.
Decado schloß die Augen, und seine Schmerzen endeten.
Die Templer fielen zu Hunderten, als die Ungeheuer ihr Lager stürmten. Der gewaltige Bastard, der einst Baris gewesen war, der General des Drachen, sprang Maymon an, als dieser davonzulaufen versuchte. Mit einem Biß trennte er ihm den Arm von der Schulter. Maymon schrie auf, doch ein wütender Hieb mit der Klaue zerriß ihm das Gesicht und ertränkte den Schrei in Blut.
Baris sprang auf die Füße und rannte zu Ceskas Zelt.
Darik schleuderte ihm einen Speer entgegen, der ihn in die Brust traf, doch die Waffe drang nicht tief genug ein, und der Bastard zog sie heraus und stürmte weiter.
»Legion, zu mir!« brüllte Darik. Bogenschützen spickten die Ungeheuer mit Pfeilen, aber sie waren nicht aufzuhalten.
Überall brachen die Bastarde zusammen und stießen röhrend ihre Todesschreie aus.
Doch Baris lief weiter. Darik beobachtete erstaunt, wie der riesige Bastard vor seinen Augen zu schrumpfen schien. Ein Pfeil drang in seine Brust, und er taumelte; dann stürzte Darik vor und stieß ihm sein Schwert in den Rücken. Er versuchte sich umzudrehen … und starb. Darik rollte ihn mit dem Fuß herum. Das Biest erschauerte, so daß Darik noch einmal zustieß. Dann stellte er fest, daß die Bewegung nichts mehr mit Leben zu tun hatte: Die Bestie nahm wieder menschliche Gestalt an. Er wandte sich ab.
Überall auf der Ebene starben die Ungeheuer – alle, bis auf die kleine Gruppe bei den silbernen Kriegern, die dieses Chaos angerichtet hatten.
Ceska saß in seinem Zelt. Darik trat ein und verbeugte sich.
»Die Ungeheuer sind tot, Majestät.«
»Ich kann neue machen«, erwiderte Ceska. »Stürmt die Mauer!«
Steiger blickte auf den toten Templer hinunter. Zwei Sathulikrieger liefen herbei, um das Pferd
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