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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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furchtbaren Wut der sterbenden Bastarde zerfetzt wurde.
    Danach hatte die Legion noch einmal angegriffen, allerdings nur halbherzig. Sie wurde mit Leichtigkeit zurückgeschlagen. Darik ordnete eine Pause an, während die Leichen weggebracht wurden: fünftausend Bastarde, dreihundert Templer und noch weitere tausend Soldaten waren in jenen entsetzlichen Minuten ums Leben gekommen.
    Ananais sah Balan allein unter den Bäumen sitzen. Er nahm einen Krug Wein und ging zu ihm. Balan bot ein Bild des Jammers; er ließ den Kopf hängen und starrte zu Boden. Ananais setzte sich neben ihn.
    »Sag es mir!« befahl er.
    »Was soll ich dir sagen?« erwiderte der Priester. »Sie haben ihr Leben für dich gegeben.«
    »Was haben sie gemacht?«
    »Ich kann es dir nicht beschreiben, Schwarzmaske. Einfach ausgedrückt, haben sie ein Bild in die Köpfe der Ungeheuer projiziert. Dieses Bild hat in ihnen das erweckt, was noch menschlich war – es hat sie zerrissen.«
    »Hätten sie das nicht auch aus der Sicherheit der Mauer tun können?«
    »Vielleicht. Aber je näher du einem Menschen bist, umso stärker ist deine Macht. Sie mußten so nahe dran sein, um sicherzugehen.«
    »Und jetzt bist nur noch du übrig.«
    »Ja. Nur Balan!«
    »Wie sieht es in Tarsk aus?«
    »Ich werde es für dich feststellen«, sagte Balan und schloß die Augen. Ein paar Augenblicke später öffnete er sie wieder. »Alles in Ordnung. Sie halten die Mauer.«
    »Wie viele Männer haben sie verloren?«
    »Dreihundert können nicht mehr kämpfen. Aber nur hundertvierzig sind gefallen.«
    »
Nur
«,
murmelte Ananais. »Danke.«
    »Danke nicht mir«, sagte Balan. »Ich verabscheue alles, was mit diesem wahnsinnigen Unternehmen zu tun hat.«
    Ananais ließ ihn allein, ging zurück zu den Bäumen und nahm seine Maske ab, so daß die kühle Nachtluft seine brennende Haut beruhigen konnte. Er blieb an einem Wasserlauf stehen, tauchte den Kopf ins kühle Naß und trank in tiefen Zügen. Dort sah Rayvan ihn und rief ihn an, damit er Zeit hatte, die Maske wieder aufzusetzen.
    »Wie steht es?« fragte sie.
    »Besser, als wir erwartet hatten. Aber mehr als vierhundert Männer sind an beiden Mauern gefallen. Und mindestens vierhundert werden nicht mehr kämpfen können.«
    »Wie viele bleiben uns damit noch?«
    »Etwa dreihundert hier. In Tarsk fünfhundert.«
    »Können wir durchhalten?«
    »Wer kann das wissen? Vielleicht noch einen Tag. Vielleicht auch zwei.«
    »Immer noch ein Tag zu wenig«, sagte Rayvan.
    »Ja. Ein quälender Gedanke, nicht wahr?«
    »Du siehst müde aus. Ruh dich ein wenig aus.«
    »Ja. Was macht deine Wunde?«
    »Die Narbe auf meinem Gesicht kann mein Aussehen nur verbessern. Die Hüfte tut noch weh.«
    »Du hast dich wacker geschlagen.«
    »Sag das lieber den Toten.«
    »Das brauche ich nicht«, sagte Ananais. »Sie sind für dich gestorben.«
    »Was wirst du tun, falls wir siegen, Schwarzmaske?«
    »Eine seltsame Frage angesichts der Umstände.«
    »Überhaupt nicht. Was wirst du tun?«
    »Soldat bleiben, nehme ich an. Den Drachen wieder aufbauen.«
    »Was ist mit Heiraten?«
    »Mich würde doch keine nehmen. Unter dieser Maske bin ich nicht gerade schön.«
    »Zeig’s mir«, bat sie.
    »Warum nicht?« Er nahm die Maske ab.
    »Ja«, sagte sie. »Das ist grauenhaft. Es überrascht mich, daß du das überlebt hast. Die Spuren der Fänge sitzen fast an der Kehle.«
    »Stört es dich, wenn ich die Maske wieder aufsetze? Ich fühle mich ohne das Ding nicht besonders wohl.«
    »Setz die Maske auf, wenn du möchtest. Es heißt, daß du früher der schönste Mann im ganzen Reich warst.«
    »Das stimmt, meine Dame. In jenen Tagen hätte mein Anblick dich von den Füßen gerissen.«
    »Das will nicht viel heißen. Ich hatte immer Schwierigkeiten damit, nein zu sagen … und das selbst bei häßlichen Männern. Ich habe sogar einmal mit Thorn geschlafen, obwohl ich annehme, daß er sich nicht mehr daran erinnert. Das ist dreißig Jahre her – vor meiner Heirat, möchte ich betonen.«
    »Dann mußt du aber noch sehr jung gewesen sein.«
    »Wie galant! Aber es stimmt. Wir sind hier in den Bergen, Schwarzmaske, und hier gibt es wenig Abwechslung. Aber sag mir eins, liebst du Valtaya?«
    »Das geht dich nichts an«, fuhr er auf.
    »Allerdings nicht. Aber antworte mir trotzdem.«
    »Ja.«
    »Es wird dir jetzt weh tun, Ananais …«
    »Ich habe mich schon gewundert, worauf du hinauswillst.«
    »Nun, ganz einfach: Wenn du sie liebst, laß sie in Ruhe.«
    »Hat sie

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