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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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geschultert. Sie erreichten das Dorf, kurz nachdem die Räuber abgezogen waren. Pagan nahm die Szene mit einem Blick in sich auf und las die Spuren. Dreihundert oder mehr Feinde hatten den Kral seines Vaters angegriffen, zu viele, als daß er sie hätte überwältigen können. Er nahm seinen Speer, zerbrach ihn über dem Knie, warf den langen Stab fort und wog die spitze Klinge wie ein Kurzschwert in der Hand. Seine Männer folgten seinem Beispiel.
    »Ich will viele Tote – aber einen Lebendigen«, sagte Pagan. »Du, Bopa, bringst mir den Lebendigen. Wir anderen wollen Blut trinken!«
    »Wir hören und gehorchen, Kataskicana«, riefen sie. Dann hatte Pagan sie durch den Dschungel zur Bucht geführt.
    Sie bewegten sich wie schwarze Geister und trafen auf die singende und johlende Truppe, die auf dem Weg zu ihrem Schiff war. Pagan und seine sechzig Mann fielen wie Höllendämonen über sie her, schlugen und stachen auf sie ein. Dann verschwanden sie wieder im Dschungel.
    Achtzig Räuber starben bei diesem Angriff; ein Mann fehlte, vermutlich war auch er tot. Drei Tage lang wünschte dieser Mann, es wäre so.
    Pagan brachte ihn zu dem zerstörten Dorf und setzte dort all die barbarischen Künste seines Volkes ein, bis schließlich das Ding, das einmal ein Mensch gewesen war, seine Seele der Großen Leere übergab. Dann ließ Pagan den Leichnam verbrennen.
    Er kehrte zu seinem Palast zurück, rief seine Ratgeber zu sich und berichtete von dem Angriff.
    »Das Blut meiner Familie schreit nach Rache«, sagte er, »doch unser Volk ist zu weit für einen Krieg. Die Mörder kamen aus einem Land, das Drenai heißt, und waren von ihrem König ausgeschickt, um Gold zu suchen. Ich bin König, und ich trage die Herzen meines Volkes in Händen. Deshalb werde ich allein den Krieg zu unserem Feind tragen. Ich werde ihren König suchen und vernichten. Mein Sohn Katasi wird bis zu meiner Rückkehr auf dem Thron sitzen. Wenn ich länger als drei Jahre fortbleibe …« Er wandte sich an den Krieger, der neben ihm saß. »Es ist Zeit für dich zu herrschen, Katasi. In deinem Alter war ich schon König.«
    »Laß mich an deiner Stelle gehen, Vater«, flehte der junge Mann.
    »Nein. Du bist die Zukunft. Falls ich nicht zurückkehre, sollen meine Frauen nicht verbrannt werden. Es ist eine Sache, dem König am Tag seines Todes und am Ort seines Hinscheidens zu folgen. Aber wenn ich sterbe, kann das schon bald sein. Ich kann nicht zulassen, daß meine Frauen drei Jahre warten, nur um in den Nebeln verlorenzugehen. Laß sie leben.«
    »Hören ist gehorchen.«
    »Gut! Ich glaube, ich habe dich wohl erzogen, Katasi. Du hast mich dafür gehaßt, daß ich dich nach Ventria schickte, um zu lernen – so wie ich meinen Vater gehaßt habe. Jetzt glaube ich, wirst du feststellen, daß diese Jahre dir genützt haben.«
    »Möge der Gott Shem seine Seele auf diesem Schwert ruhen lassen«, sagte Katasi und umarmte seinen Vater.
    Pagan hatte länger als ein Jahr gebraucht, um die Länder der Drenai zu erreichen, und es hatte ihn die Hälfte seines Goldes gekostet. Er hatte schon bald die Ungeheuerlichkeit seiner Aufgabe erkannt. Jetzt wußte er, daß die Götter ihm eine Chance gaben.
    Tenaka Khan war der Schlüssel.
    Aber zuerst mußten sie die Legion besiegen.
     
    In den letzten vierzig Stunden hatte Tenaka Khan im Teufelsgrinsen gelagert, hatte das Terrain zu Fuß und zu Pferde erkundet, jede Biegung und jede Senke untersucht und sich Einzelheiten über Deckungsmöglichkeiten und Angriffswinkel eingeprägt.
    Jetzt saß er mit Rayvan und ihrem Sohn Lucas am höchsten Punkt des geschwungenen Tales und starrte hinaus auf die Ebene jenseits der Berge.
    »Nun?« fragte Rayvan zum dritten Mal. »Ist dir etwas eingefallen?« Tenaka rieb sich die müden Augen, legte die Skizze beiseite, an der er arbeitete, und wandte sich lächelnd an die Frau. Ihre üppige Gestalt war unter einem langen Kettenhemd verborgen, das dunkle Haar zu einem schwarzen Helm geflochten.
    »Ich hoffe, du hast nicht immer noch die Absicht, bei den Kämpfenden zu bleiben, Rayvan«, sagte er.
    »Du kannst mich nicht davon abhalten«, erwiderte sie. »Ich bin fest entschlossen.«
    »Streite nicht mit ihr, Mann«, riet Lucas. »Du verschwendest nur deinen Atem.«
    »Ich habe sie da hineingezogen«, sagte sie, »und ich will verdammt sein, wenn ich die Männer für mich sterben lasse, ohne bei ihnen zu sein.«
    »Täusche dich nicht, Rayvan! Der Tod wird reiche Ernte halten. Wir können

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