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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Möglichkeit eröffnen, in Skoda einzudringen und die Zerstörung von Dörfern und Städten fortzusetzen.«
    »Was schlägst du also vor?« fragte Parsal, goß Wasser aus einem Krug und reichte den beiden anderen einen Becher.
    Ananais wandte sich ab, hob die Maske an und schlürfte lautstark das kalte Wasser. Dann drehte er sich wieder um. »Um ehrlich zu sein, ich weiß es noch nicht. Wenn wir zusammenbleiben, werden sie uns in Stücke hauen, und das an einem einzigen Tag. Wenn wir uns aufteilen, werden sie die Dörfer niederbrennen. Beides ist nicht reizvoll. Ich habe Lake gebeten, mir Karten von der Gegend zu besorgen. Wir haben vielleicht zwei Tage, um die Männer so zu drillen, daß sie wenigstens den grundlegendsten Befehlen folgen – wir müssen Jagdhörner nehmen und einfache Systeme ausarbeiten. Galand, ich möchte, daß du zu den Leuten gehst und die hundert besten aussuchst – ich will Männer, die auch Reitern gegenüber standhaft bleiben. Parsal, du nimmst dir die Bogenschützen vor. Auch von denen will ich die besten zu einer Einheit zusammenschmieden. Ich muß dann noch wissen, welche die besten Läufer sind. Und schickt Lake zu mir.«
    Als die beiden gegangen waren, nahm Ananais behutsam die schwarze Ledermaske ab. Dann füllte er eine Schale mit Wasser und kühlte die zornig-roten Narben. Die Tür ging auf, und er fuhr herum, so daß er dem Eintretenden den Rücken zuwandte. Nachdem er die Maske wieder aufgesetzt hatte, bot er Lake einen Stuhl an. Rayvans ältester Sohn war ein gutaussehender Mann, schlank und kräftig. Seine Augen hatten die Farbe des Winterhimmels, und er bewegte sich mit katzenhafter Anmut und dem Selbstvertrauen eines Mannes, der weiß, daß er zwar Grenzen hat, aber noch nie an sie gestoßen ist.
    »Du bist von deiner Armee wohl nicht besonders beeindruckt?« fragte er.
    »Mich beeindruckt ihr Mut.«
    »Es sind Männer aus den Bergen«, sagte Lake, lehnte sich zurück und legte die langen Beine auf den Tisch. »Aber du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Es war auch keine Frage«, erwiderte Ananais. »Du kennst die Antwort schon. Ich bin nicht beeindruckt. Aber sie sind ja auch keine Armee.«
    »Können wir die Legion zurückschlagen?«
    Ananais dachte über die Frage nach. Viele andere hätte er angelogen, aber diesen Mann nicht. Lake war zu scharfsinnig.
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Aber du wirst bleiben?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Eine gute Frage. Ich kann sie nicht beantworten.«
    »Wirklich nicht?«
    »Warum bleibst du?« entgegnete Ananais.
    »Das ist mein Land, und es sind meine Leute. Und meine Familie hat ihnen das alles eingebrockt.«
    »Deine Mutter, meinst du?«
    »Wenn du so willst.«
    »Sie ist eine gute Frau.«
    »Das ist sie. Aber ich möchte wissen, warum du bleiben willst.«
    »Weil es das ist, was ich immer tue, Junge. Ich kämpfe. Ich gehöre zum Drachen. Verstehst du das?«
    Lake nickte. »Also berührt dich der Krieg zwischen Gut und Böse nicht?«
    »Doch, aber nicht sehr. Die meisten Kriege werden aus Gier geführt. Aber wir hier sind glücklicher dran – wir kämpfen um unser Leben und um das der Menschen, die wir lieben.«
    »Und das Land«, warf Lake ein.
    »Unsinn!« fuhr Ananais auf. »Kein Mensch kämpft um Erde und Gras. Auch nicht um Berge. Die Berge waren vor dem Untergang schon hier, sie werden noch hier sein, wenn die Erde das nächste Mal bebt.«
    »Ich sehe das anders.«
    »Natürlich – du bist noch jung und voller Feuer. Ich aber bin älter als das Meer. Ich bin über den Berg gegangen und habe ins Auge der Schlange geblickt. Ich habe alles gesehen, Jung-Lake. Und es hat mich nicht besonders beeindruckt.«
    »So! Dann verstehen wir uns wenigstens«, grinste Lake. »Was soll ich tun?«
    »Ich möchte, daß Männer in die Stadt geschickt werden. Wir haben nur siebentausend Pfeile, und das reicht nicht. Wir haben keine Rüstungen – besorg uns welche. Ich möchte, daß die ganze Stadt auf den Kopf gestellt wird. Wir brauchen Lebensmittel, Haferflocken, Mehl, Trockenfleisch, Früchte. Und ich brauche Pferde, etwa fünfzig. Wenn du mehr auftreiben kannst – um so besser.«
    »Und wie sollen wir das alles bezahlen?«
    »Gib den Händlern Schuldscheine.«
    »Sie werden keine Zahlungsversprechungen von Toten annehmen.«
    »Gebrauche deinen Verstand, Lake. Wenn die Händler sich weigern, dann nehmt ihr euch, was ihr braucht! Jeder, der sich weigert, wird als Verräter angeprangert und entsprechend behandelt – und das wissen die

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