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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Rest von uns wird mit Ananais im Zentrum kämpfen. Die Frau, Rayvan, wird bei uns sein – Ananais wünscht, daß wir sie um jeden Preis schützen.«
    »Keine leichte Aufgabe«, meinte Balan.
    »Ich habe auch nicht behauptet, daß es leicht ist«, erwiderte Decado. »Aber wir müssen es versuchen. Für die Kampfmoral ist die Frau lebenswichtig, denn die Skoda-Männer kämpfen ebenso für sie wie für das Land.«
    »Das verstehe ich schon, Decado«, sagte Balan glattzüngig. »Aber wir können für nichts garantieren. Wir kämpfen im offenen Gelände ohne Pferde und ohne eine Rückzugsmöglichkeit.«
    »Heißt das, du kritisierst Tenakas Plan?« fragte Abaddon.
    »Nein«, antwortete Balan. »Wir alle hier sind Studenten des Krieges, und taktisch ist seine Kampfstrategie durchdacht, technisch brillant, sogar. Aber sie hat bestenfalls eine dreißigprozentige Erfolgschance.«
    »Sechzig«, widersprach Decado.
    Balan hob eine Augenbraue. »Wirklich? Erklär mir das.«
    »Ich weiß, daß ihr über Kräfte verfügt, die über die normaler Menschen weit hinausgehen. Ich weiß auch, daß ihr sehr viel von Strategie versteht. Aber hüte dich vor Stolz, Balan.«
    »Inwiefern?« fragte Balan mit der Andeutung eines höhnischen Lächelns.
    »Weil eure Ausbildung eben nur Ausbildung war. Wenn wir die Schlacht als Spiel um Chancen betrachten, dann sind dreißig Prozent der Wahrheit nahe. Aber das hier ist kein Spiel. Ananais’ Stärke ist gewaltig, und seine Fähigkeiten sind noch größer. Darüber hinaus besitzt er eine persönliche Macht über die Menschen, die euren eigenen geistigen Gaben nahekommt. Wo er steht, werden auch andere stehen bleiben. Er hält sie mit der Kraft seines Willens bei der Stange. Das macht ihn zum geborenen Führer. Jede Erfolgseinschätzung in einem derartigen Plan hängt vom Willen der Menschen ab, standhaft zu bleiben und zu sterben. Sie werden vielleicht geschlagen und gemordet, aber sie werden nicht davonlaufen.
    Hinzu kommt noch die Schnelligkeit, mit der Tenaka Khan zu denken vermag. Wie Ananais besitzt auch er große Fähigkeiten, und er versteht unvergleichlich viel von Strategie. Und sein Zeitgefühl ist einzigartig. Er besitzt zwar nicht Ananais’ Führerqualitäten, aber das liegt nur an seinem gemischten Blut. Drenai werden es sich zweimal überlegen, ehe sie einem Nadir folgen.
    Und schließlich ist da noch die Frau, Rayvan. Ihre Männer werden umso verbissener kämpfen, weil sie bei ihnen ist. Überdenk deine Einschätzung noch einmal, Balan.«
    »Ich werde noch einmal nachdenken und deine Ausführungen berücksichtigen«, sagte der Priester.
    Decado nickte und wandte sich an Ananais. »Wie weit sind die Templer noch entfernt?«
    »Sie werden zur morgigen Schlacht noch nicht da sein, der Quelle sei Dank! Hundert von ihnen sind zwei Tagesritte von hier. Die anderen halten sich in Drenan auf, während sich ihre Führer, die Sechs, mit Ceska treffen.«
    »Dann ist das ein Problem für einen anderen Tag«, sagte Decado. »Ich werde mich jetzt schlafen legen.«
    Zum erstenmal ergriff der dunkeläugige Katan das Wort. »Willst du uns nicht vorbeten, Decado?«
    Decado lächelte sanft. In den Worten des jungen Priesters lag keine Spur eines Vorwurfs.
    »Nein, Katan. Du bist der Quelle näher als ich, und du bist die Seele der Dreißig. Bete du vor.«
    Katan verbeugte sich, und die Gruppe schloß in schweigender Übereinstimmung die Augen. Decado entspannte sich und lauschte auf das ferne Meeresrauschen. Er trieb dahin, bis die ›Stimme‹ Katans anschwoll, und schwebte darauf zu. Das Gebet war kurz und vollkommen in seiner Aufrichtigkeit, und es berührte Decado, als er hörte, daß der junge Priester ihn beim Namen nannte und den Herrn des Himmels bat, ihn zu beschützen.
    Später, als Decado zu den Sternen emporsah, kam Abaddon und nahm neben ihm Platz. Der schlanke Krieger setzte sich wieder auf und streckte den Rücken.
    »Freust du dich auf morgen?« fragte der Abt.
    »Ich fürchte, ja.«
    Der alte Mann lehnte sich an einen Baum und schloß die Augen. Er sah müde aus, aller Kraft beraubt. Die Falten in seinem Gesicht, einst so fein wie Spinnweben, wirkten jetzt wie eingemeißelt.
    »Ich habe dich in Gefahr gebracht, Decado«, flüsterte er. »Ich habe dich in eine Welt gestoßen, die du sonst nie gesehen hättest. Ich habe ständig für dich gebetet. Es wäre schön zu wissen, ob ich recht hatte. Aber das wird nicht geschehen.«
    »Ich kann dir nicht helfen, Abaddon.«
    »Ich weiß.

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