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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Legenden geschaffen, von den Göttern gezeugt, um Stoff für Sagen zu liefern.
    Aber wo paßte Steiger da hinein?
    Er ging zu dem langen Spiegel an der Wand. Ein großgewachsener junger Mann blickte ihm daraus entgegen; das dunkle schulterlange Haar wurde von einem schwarzen Lederstirnband zurückgehalten. Die Augen blickten wach und intelligent; das Kinn war kantig und strafte die Sagendichter Lügen. Die eingefaßte Rindslederweste saß gut und wurde in der schmalen Taille von einem breiten Schwertgürtel gehalten. An seiner linken Hüfte hing ein Dolch. Die Beinkleider waren aus feinstem dunklem Leder, die Stiefel schenkellang nach Art der Legion. Er griff nach seinem Schwert, ließ es in die Scheide fahren, so daß es an seiner Seite hing.
    »Du armer Tölpel!« sagte der Krieger im Spiegel zu ihm. »Du hättest zu Hause bleiben sollen.«
    Er hatte versucht, Tenaka begreiflich zu machen, wie schlecht gerüstet er sich fühlte, doch der Nadir hatte nur sanft gelächelt und ihn gar nicht beachtet.
    »Du bist von hohem Blute, Arvan. Es wird dich hindurchtragen«, hatte er erklärt. Worte! Nichts als Worte. Blut war nichts weiter als eine Flüssigkeit – es barg keine Geheimnisse, keine Mysterien. Mut war eine Sache der Seele und keine Gabe, die ein Mann seinen Söhnen vererben konnte.
    Die Tür ging auf, und Steiger schaute über die Schulter, als Pagan eintrat. Der schwarze Mann lächelte zur Begrüßung und ließ sich dann in einem ausladenden Ledersessel nieder. Im Licht der Lampe wirkte er riesig; die wuchtigen breiten Schultern füllten den ganzen Sessel aus. Ganz wie die anderen, dachte Steiger. Ein Mann, um Berge zu versetzen.
    »Kommst du, mir Lebewohl zu sagen?« fragte er, um das Schweigen zu brechen.
    Der schwarze Mann schüttelte den Kopf. »Ich komme mit dir.«
    Die Erleichterung durchzuckte Steiger fast körperlich, doch er verbarg seine Gefühle.
    »Warum?«
    »Warum nicht? Ich reite gern.«
    »Du kennst meinen Auftrag?«
    »Du sollst eine Festung einnehmen und die Tore für Tenakas Krieger öffnen.«
    »Es ist nicht ganz so einfach, wie es sich bei dir anhört«, sagte Steiger, ging zurück zum Bett und setzte sich. Das Schwert verhakte sich zwischen seinen Beinen, und er richtete es wieder.
    »Mach dir keine Sorgen, dir wird schon etwas einfallen«, meinte Pagan grinsend. »Wann willst du aufbrechen?«
    »In etwa zwei Jahren.«
    »Sei nicht zu hart zu dir selbst, Steiger. Das ist nicht gut. Ich weiß, daß deine Mission schwer ist. Dros Delnoch ist eine Stadt mit sechs Mauern und einer Festung. Mehr als siebentausend Krieger sind dort stationiert – und etwa fünfzig Bastarde. Aber wir werden tun, was wir können. Tenaka sagt, du hättest einen Plan.«
    Steiger kicherte. »Wie nett von ihm. Er hat ihn sich vor Tagen ausgedacht und darauf gewartet, daß ich auch darauf komme.«
    »Dann erzähl mir davon.«
    »Die Sathuli – ein Berg- und Wüstenvolk, wild und unabhängig. Seit Jahrhunderten kämpften sie gegen die Drenai um die Rechte an den Delnoch-Bergen. Im Ersten Nadirkrieg unterstützten sie meinen Ahnen, den Bronzegrafen. Dafür schenkte er ihnen das Land.
    Ich weiß nicht, wie viele es sind. Vielleicht zehntausend, vielleicht weniger. Aber Ceska hat den ursprünglichen Vertrag gebrochen, und es sind wieder Grenzkämpfe ausgebrochen.«
    »Also willst du Hilfe bei den Stämmen suchen?«
    »Ja.«
    »Aber ohne große Hoffnung auf Erfolg?«
    »Allerdings. Die Sathuli haben die Drenai immer gehaßt, und es ist kein Verlaß auf sie. Schlimmer noch, sie verabscheuen die Nadir. Und selbst wenn sie helfen – wie, bei allen Göttern, bringe ich sie dazu, die Festung wieder zu verlassen?«
    »Du solltest dir immer nur ein Problem vornehmen, Steiger!«
    Steiger stand auf. Wieder verhedderte er sich in seinem Schwert, so daß er beinahe stolperte. Er riß die Scheide vom Gürtel und schleuderte sie aufs Bett.
    »Ein Problem nach dem anderen? Also schön. Sehen wir uns die Probleme mal an. Ich bin kein Krieger, kein Schwertkämpfer. Ich war nie Soldat. Ich habe Angst vor Kämpfen und habe nie besondere Fähigkeiten für Taktik gezeigt. Ich bin kein Führer. Es würde mir schon schwerfallen, eine hungrige Meute dazu zu bringen, mir in die Küche zu folgen. Welches Problem sollen wir zuerst angehen?«
    »Setz dich, Junge«, sagte Pagan, lehnte sich vor und stützte die Hände auf die Armlehnen. Steiger nahm Platz. Sein Zorn verebbte. »Jetzt hör mir zu! In meinem eigenen Land bin ich König. Ich bin durch

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