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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Ebene hinab. Die Sonne ging links hinter ihm auf, und über ihm ballten sich Wolken zusammen. Er fühlte sich im Frieden mit sich und der Welt, und wenn auch gewaltige Probleme seiner harrten, er fühlte sich leicht und frei von aller Last.
    Er fragte sich, ob seine Nadirherkunft schuld daran war, daß er sich in der Stadt mit ihren hohen Mauern und den Läden vor den Fenstern unwohl fühlte. Der Wind frischte auf, und Tenaka lächelte.
    Morgen konnte der Tod in einer Pfeilspitze auf ihn zufliegen. Aber heute … heute war es schön.
    Er verdrängte alle Gedanken an Skoda. Mit diesen Problemen konnten sich Ananais und Rayvan beschäftigen. Auch Steiger war jetzt auf sich gestellt und ritt seinem Schicksal entgegen. Tenaka konnte nichts weiter tun, als seinen Teil der Geschichte zu erfüllen.
    Seine Gedanken wanderten zurück zu seiner Kindheit bei den Stämmen. Speer, Wolfsschädel, Grünaffen, Grabberg, Seelenräuber. So viele Lager, so viele Territorien.
    Ulrics Stamm galt als derjenige mit den besten Kämpfern. Die Herren der Steppe, die Kriegsbringer. Wolfsschädel waren sie, und ihre Wildheit im Krieg war Legende. Aber wer herrschte jetzt über die Wölfe? Jongir mußte längst tot sein.
    Tenaka dachte an die Kameraden seiner Jugend.
    Sprechendes Messer, rasch erzürnt und nur schwer bereit zu verzeihen. Schlau, einfallsreich, ehrgeizig.
    Abadai Wahrsprecher, verschlagen und fromm in der Art der Schamanen.
    Tsuboy, genannt Sattelschädel, nachdem er einen Räuber getötet und den Schädel des Mannes an seinen Sattelknauf gehängt hatte.
    Alles Enkel von Jongir. Alle stammten sie von Ulric ab.
    Tenakas violette Augen wurden finster und kalt, als er wieder an das Trio dachte. Jeder hatte deutlich gezeigt, wie sehr er das Halbblut haßte.
    Abadai war der Bösartigste gewesen und hatte beim Fest der langen Messer sogar zu Gift gegriffen. Nur Shillat, Tenakas tapfere Mutter, hatte gesehen, wie das Pulver in den Becher ihres Sohnes geschüttet wurde.
    Aber niemand hatte Tenaka direkt herausgefordert, denn selbst mit vierzehn hatte er schon den Namen Klingentänzer erworben und konnte mit jeder Kriegswaffe hervorragend umgehen.
    Und er saß nachts lange an den Lagerfeuern, lauschte den alten Männern, wenn sie sich an vergangene Kriege erinnerten und saugte alles Wissen über Strategie und Taktik in sich auf wie ein Schwamm. Mit fünfzehn kannte er jeden Kampf und jedes Gefecht in der Geschichte der Wolfsschädel.
    Tenaka zügelte sein Pferd und starrte zu den fernen Delnoch-Bergen hinüber.
     
    Nadir sind wir
    der Jugend geboren
    Äxteschwinger
    Blutvergießer
    doch Sieger sind wir.
     
    Er lachte und stieß seinem Wallach die Fersen in die Flanken. Das Tier schnaubte und fiel in vollen Galopp, rannte mit trommelnden Hufen durch die Stille des Morgens.
    Tenaka ließ das Pferd einige Minuten frei laufen, bevor er es erst in leichten Galopp, dann in Schritt fallen ließ. Sie hatten noch viele Kilometer vor sich, und wenn das Tier auch stark war, wollte er es nicht zu sehr ermüden.
    Bei allen Göttern, es tat gut, ganz ohne Menschen zu sein! Selbst ohne Renya.
    Sie war schön, und er liebte sie, aber er war ein Mann, der die Einsamkeit brauchte – Freiheit, damit er seine Pläne schmieden konnte.
    Sie hatte schweigend zugehört, als er ihr sagte, daß er allein reisen wolle. Er war auf eine bittere Auseinandersetzung gefaßt gewesen, doch es hatte nichts dergleichen gegeben. Stattdessen hatte sie ihn umarmt, und sie hatten sich ohne Leidenschaft, aber mit großer Zärtlichkeit geliebt.
    Falls er dieses wahnsinnige Unternehmen überlebte, würde er sie in sein Herz schließen und mit nach Hause nehmen. Falls er überlebte. Er schätzte die Wahrscheinlichkeit auf hundert zu eins, vielleicht sogar nur tausend zu eins. Plötzlich durchzuckte ihn ein Gedanke. War er denn ein Narr? Er hatte Renya, und in Ventria wartete ein Vermögen auf ihn. Warum das alles aufs Spiel setzen?
    Liebte er die Drenai? Er dachte über die Frage nach, wohl wissend, daß die Antwort nein lautete. Doch er wollte sich über seine Gefühle klar werden. Das Volk hatte ihn nie akzeptiert, nicht einmal als General des Drachen. Und das Land war zwar schön, besaß aber nichts von der wilden Großartigkeit der Steppe. Was waren also seine Gefühle?
    Der Tod von Illae hatte ihn aus der Bahn geworfen, so kurz nach der Vernichtung des Drachen. Die Scham, die er spürte, weil er seine Freunde abgewiesen hatte, hatte sich mit dem Schmerz über Illaes Tod

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