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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Tod und Blut auf den Thron gekommen, und ich war der erste meiner Rasse, der den Opal nahm. Als ich ein junger Mann voller Stolz war, kam ein alter Priester zu mir. Er sagte, ich würde für meine Verbrechen im ewigen Feuer schmoren. Ich befahl meinen Soldaten, aus Hunderten von Bäumen ein Feuer zu errichten. Man konnte nicht näher als bis auf dreißig Schritt heran, und die Flammen schlugen bis in den Himmel. Dann befahl ich den Soldaten, das Feuer zu löschen. Zehntausend Mann warfen sich in die Flammen, und das Feuer erstarb. ›Wenn ich zur Hölle gehe‹, sagte ich zu dem Priester, ›dann werden meine Männer mir folgen und die Flammen löschen.‹ Von dem Großen See der Seelen bis zu den Mondbergen habe ich das Reich beherrscht. Ich habe Giftanschläge und Dolchstiche überlebt, falsche Freunde und edle Feinde, verräterische Söhne und die Sommerpest. Und doch will ich dir folgen, Steiger.«
    Steiger schluckte, als er den Schein der Laterne auf dem ebenholzschwarzen Gesicht des Mannes tanzen sah.
    »Warum? Warum willst du mir folgen?«
    »Weil es getan werden muß. Und jetzt werde ich dir eine wichtige Erkenntnis verraten. Wenn du klug bist, nimmst du sie dir zu Herzen. Alle Menschen sind dumm. Sie sind voller Angst und Unsicherheit – das macht sie schwach. Immer scheint der andere stärker zu sein, zuversichtlicher, fähiger. Es ist eine Lüge der schlimmsten Art, denn wir belügen nur uns selbst.
    Nimm dich als Beispiel. Als ich hier hereinkam, war ich dein schwarzer Freund Pagan – groß, stark und freundlich. Aber was bin ich jetzt? Bin ich jetzt nicht ein wilder König, der dir weit überlegen ist? Schämst du dich nicht, daß du mich mit deinen kleinen Nöten belästigt hast?«
    Steiger nickte.
    »Und doch, bin ich denn ein König? Habe ich meinen Soldaten wirklich befohlen, mit ihren Leibern ein Feuer zu löschen? Woher willst du das wissen? Das kannst du gar nicht! Du hast auf die Stimme deiner Unfähigkeit gehört, weil du geglaubt hast, in meiner Macht zu sein. Wenn ich mein Schwert ziehe, bist du tot!
    Und dann wieder sehe ich einen aufgeweckten, mutigen jungen Mann, wenn ich dich anschaue, gut gebaut, in der Blüte seiner Männlichkeit. Du könntest der größte aller Meuchelmörder sein, der tödlichste Krieger unter der Sonne. Du könntest ein Kaiser sein, ein General, ein Dichter …
    Kein Führer, Steiger? Jeder kann Führer sein, denn alle wollen geführt werden.«
    »Ich bin nicht Tenaka Khan«, erwiderte Steiger. »Ich bin nicht vom selben Schlag.«
    »Erzähl mir das in einem Monat. Aber von nun an spiele deine Rolle. Du wirst überrascht sein, wie viele Leute du täuschen kannst. Rede nicht über deine Zweifel! Das Leben ist ein Spiel, Steiger. Spiel mit.«
    Steiger grinste. »Warum nicht? Aber sag mir eins – hast du deine Männer wirklich in das Feuer geschickt?«
    »Sag du’s mir«, erwiderte Pagan. Seine Züge wurden hart, und seine Augen glühten im Schein der Lampe.
    »Nein, hast du nicht!«
    Pagan grinste. »Stimmt. Ich sorge dafür, daß bei Morgengrauen die Pferde bereit sind – wir sehen uns dann.«
    »Achte darauf, daß du viel Honigkuchen einpacken läßt. Belder ist ganz wild drauf.«
    Pagan schüttelte den Kopf. »Der alte Mann kommt nicht mit uns. Er ist nicht gut für dich, und er hat kein Feuer mehr. Er bleibt hier.«
    »Wenn du mir folgst, dann tu, was ich dir sage!« fauchte Steiger. »Drei Pferde, und Belder reitet mit uns!«
    Der schwarze Mann hob die Brauen; dann breitete er die Hände aus. »Also schön.« Er öffnete die Tür.
    »Na, wie war das?« fragte Steiger.
    »Nicht schlecht für den Anfang. Wir sehen uns morgen früh.«
    Als Pagan in sein Zimmer zurückkehrte, war er ernster Stimmung. Er hievte sein riesiges Bündel aufs Bett und breitete die Waffen aus, die er am nächsten Tag mitnehmen wollte: zwei Jagdmesser, scharf wie Rasierklingen, vier Wurfmesser, die in umgehängten Scheiden steckten, ein zweischneidiges Kurzschwert und eine doppelköpfige Handaxt, die er an den Sattel binden wollte.
    Er zog sich nackt aus, nahm ein Fläschchen mit Öl aus seinem Gepäck und begann sich einzureiben, wobei er die Muskelpakete an den breiten Schultern kräftig massierte. Die feuchte Luft hier im Westen drang ihm allmählich in die Knochen.
    Seine Gedanken wanderten durch die Jahre zurück. Er konnte noch immer das Knistern der Flammen hören und die Schreie seiner Krieger, die sich ins Feuer stürzten …
     
    Tenaka kam aus den Bergen und auf die vagrische

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