Die Drenai-Saga 3 - Waylander
waren verwundet, aber vor dem charismatischen General nahmen sie eine stolze Haltung ein.
»Götter, ich bin stolz auf euch alle! Ihr habt eine der besten Elitetruppen in die Flucht geschlagen, die die Vagrier aufzubieten haben. Und was noch mehr ist, ihr habt genügend Vorräte erbeutet, um uns einen Monat lang über Wasser zu halten. Und am allerbesten ist, daß ihr gezeigt habt, was der Mut der Drenai ausrichten kann. Eure Taten werden dem Volk der Drenai wie eine Fackel leuchten – und ich kann euch versprechen, daß dies nur ein Anfang ist. Im Moment sind wir vielleicht am Boden, aber wir sind noch nicht fertig – nicht, solange wir Männer wie euch haben. Wir werden diesen Krieg zum Feind tragen und ihn büßen lassen. Ihr habt mein Wort darauf. Und jetzt auf nach Skultik, dann zeige ich euch, wie man richtig feiert!« Er wandte sich Gellan zu und legte ihm einen braungebrannten Arm um die Schultern.
»So, und wer von euch ist jetzt der Zauberer?«
»Er ist in der Festung, General. Woher weißt du von ihm?«
»Deswegen sind wir ja hier, Mann. Er hat letzte Nacht Kontakt zu einem unserer Priester aufgenommen und von deiner Zwangslage berichtet. Verdammt, das könnte der Wendepunkt für uns sein.«
»Hoffentlich, General.«
»Du hast dich großartig geschlagen, Gellan.«
»Ich habe fast die Hälfte meiner Männer verloren, General. Ich hätte die Fuhrwerke vor zwei Tagen aufgeben sollen.«
»Unsinn, Mann! Wären wir nicht rechtzeitig gekommen und ihr alle getötet worden, hätte ich dir recht gegeben. Aber der Sieg war das Risiko wert. Ich muß ehrlich sein – ich hatte es nicht von dir erwartet. Nicht, daß ich jemals deinen Mut angezweifelt hätte, aber du bist ein vorsichtiger Mann.«
»So klingt ›vorsichtig‹ wie eine Beleidigung, General.«
»Vielleicht. Aber es sind verzweifelte Zeiten, und dann muß man Risiken eingehen. Vorsicht wird die Vagrier nicht dazu bringen, ihre Zelte abzubrechen. Und vertu dich nicht, Gellan, was ich zu den Männern sagte, war nicht nur rein rhetorisch. Wir
werden
gewinnen. Glaubst du das?«
»Es ist sehr schwer, nicht zu glauben, was du sagst, General. Die Männer sind der Überzeugung, wenn du wolltest, daß der Himmel grün statt blau wäre, würdest du auf einen Berg klettern und ihn so anstreichen.«
»Und was glaubst du?«
»Ich schäme mich zuzugeben, daß ich ihrer Meinung bin.«
»Die Männer brauchen Führungspersönlichkeiten, Gellan. Männer mit Feuer im Bauch. Wenn der Kampfgeist dahinschwindet, kann es keinen Sieg geben. Vergiß das nicht.«
»Ich bin mir darüber im klaren, General. Aber ich bin kein Redner.«
»Mach dir darüber keine Gedanken. Ich kümmere mich um die Ansprachen. Du hast heute gute Arbeit geleistet, und ich bin stolz auf dich. Du weißt, daß Purdol noch immer aushält?«
»Ich freue mich, das zu hören, General.«
»Ich werde morgen dorthin aufbrechen.«
»Aber es ist umzingelt.«
»Ich weiß, aber es ist wichtig, daß die Festung gehalten wird. Sie bindet den größten Teil der vagrischen Truppen.«
»Mit allem Respekt, General, es ist wesentlich wichtiger, daß du frei bleibst. Es heißt, sie hätten einen Preis von 10000 Goldstücken auf deinen Kopf ausgesetzt – fast so viel wie für Egel selbst.«
»Hast du so rasch vergessen, was ich gerade über Risiken gesagt habe?«
»Aber wenn sie merken, daß du in Purdol bist, werden sie ihre Anstrengungen verdoppeln, um es einzunehmen, und noch mehr Truppen dorthin verlegen.«
»Genau!«
»Es tut mir leid, General, aber ich denke, das ist Wahnsinn.«
»Darin unterscheiden wir uns, Gellan. Du siehst die Dinge nicht im großen Maßstab. Sieh mich an! Ich bin zu groß, um mit einigermaßen Zutrauen auf einem Pferd zu sitzen, und ich bin kein Kavalleriegeneral – gib mir eine Festung, die ich halten soll, und ich bin in meinem Element. Egel dagegen ist ein Stratege und ein guter, gerissener alter Soldat. Sie brauchen mich in Skultik nicht. Aber wenn ich es schaffe, nach Purdol zu kommen, werden die Vagrier ihre Truppen dort zusammenziehen und Egel so eine Chance geben, aus dem Wald auszubrechen.«
»Ich sehe die Logik, aber – und das soll keine Schmeichelei sein – wir
brauchen
dich. Wenn du gefangengenommen oder getötet wirst, ist die Sache der Drenai so gut wie verloren.«
»Nett von dir, das zu sagen. Aber mein Plan steht fest. Was hältst du davon, mit mir zu kommen?«
»Das möchte ich mir um keinen Preis der Welt entgehen lassen«, antwortete Gellan
Weitere Kostenlose Bücher