Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Titel: Die Drenai-Saga 3 - Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
und zeichnete den Umriß eines Mannes auf den Baumstamm. Er reichte Danyal ein Messer und drehte sie um, so daß sie vom Baum abgewandt stand.
    »Ich möchte, daß du dich, ohne innezuhalten, umdrehst und wirfst und dabei auf den Hals zielst«, sagte er. Sie wirbelte auf dem Absatz herum, ihr Arm schoß vor, und das Messer drang knapp über der rechten Schulter der Kreidefigur in den Stamm.
    »Verdammt!« rief sie. Waylander lächelte und holte das Messer zurück.
    »Ich sagte umdrehen, nicht wirbeln. Du hast dich bei dem Wurf immer noch nach links bewegt – und das hat deinen Arm am Ziel vorbeigetragen. Aber trotzdem, es war ein guter Versuch.«
    Am zweiten Tag lieh er sich einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen. Mit dieser Waffe war sie weniger geschickt, aber sie hatte ein gutes Auge. Waylander beobachtete sie eine Zeitlang, dann bat er sie, ihr Hemd auszuziehen. Er faßte es bei den Ärmeln, stellte sich hinter sie und band es ihr fest um den Oberkörper, so daß die Brüste flach gegen die Rippen gepreßt wurden.
    »Das ist nicht gerade bequem«, protestierte sie.
    »Ich weiß. Aber du machst immer einen krummen Rücken, wenn du die Sehne spannst, damit sie sich nicht an deinem Körper verhakt – und das beeinträchtigt das Zielen.«
    Doch die Idee war nicht sehr erfolgreich, und Waylander ging zum Schwert über. Einer von Durmasts Männern hatte ihm einen schlanken Säbel mit Elfenbeingriff und filigranem Handschutz verkauft. Die Waffe war gut ausbalanciert und leicht genug, daß Danyals größere Schnelligkeit ihren Mangel an Kraft ausgleichen konnte.
    »Vergiß nie«, sagte er, als sie nach einer Stunde Üben zusammensaßen, »daß die meisten Schwerter als Hackwaffen gebraucht werden. Dein Feind wird im allgemeinen Rechtshänder sein. Er hebt das Schwert über die rechte Schulter und schlägt von rechts nach links, wobei er auf den Kopf zielt. Aber die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade. Also stich zu! Benutze die Schwertspitze. In neun von zehn Malen wirst du so deinen Gegner töten. Die meisten Männer sind ungeübt, sie hauen und schlagen wild um sich und sind leicht zu erledigen.«
    Am vierten Tag begann er, ihr die Grundlagen des unbewaffneten Kampfes beizubringen.
    »Diesen Gedanken mußt du dir eisern einprägen: Überlege! Zügle deine Gefühle und handle nach den Instinkten, die unser Training hervorbringen wird. Wut ist nutzlos, also hau nicht wild um dich. Überlege! Deine Waffen sind Fäuste, Finger, Füße, Ellbogen und Kopf. Deine Ziele sind Augen, Kehle, Bauch und Leiste. Das sind die Stellen, an denen ein rechtzeitiger Schlag den Feind außer Gefecht setzt – du hast einen großen Vorteil bei dieser Art von Kampf: Du bist eine Frau. Deine Feinde werden Angst, Entsetzen und letztendlich Kapitulation erwarten. Wenn du kühl bleibst, wirst du überleben – und sie werden sterben.«
    Am Nachmittag des fünften Tages, als Waylander und Danyal auf dem Rückweg zu ihrer Kolonne waren, galoppierte eine Gruppe von Nadirkriegern unter lautem Geschrei und Gejohle in Sicht. Waylander zügelte sein Pferd, als sie näher kamen. Es waren etwa zweihundert Reiter, und sie waren schwer beladen mit Decken, Handelswaren und Satteltaschen, die von Münzen und Juwelen ausgebeult wurden. Danyal hatte noch nie Stammeskrieger der Nadir gesehen, aber sie kannte ihren Ruf als mörderische Wilde. Es waren untersetzte, kräftige Männer, mit schrägstehenden Augen und flachen Gesichtern. Viele trugen lackierte Brustplatten und pelzverbrämte Helme, die meisten hatten zwei Schwerter und ein Sortiment von Messern.
    Die Nadir kamen heran und versperrten ihnen den Weg. Waylander blieb ruhig sitzen und versuchte, den Anführer auszumachen.
    Nach einigen angespannten Sekunden löste sich ein Krieger mittleren Alters aus der Gruppe. Er hatte dunkle, boshafte Augen und ein grausames Lächeln. Sein Blick wanderte zu Danyal, und Waylander erriet seine Gedanken.
    »Wer bist du?« fragte der Führer, beugte sich vor und lehnte sich auf den Sattelknauf.
    »Ich reite mit Eis-Auge«, sagte Waylander, die Nadir-Form von Durmasts Namen benutzend.
    »Das behauptest du.«
    »Wer bezweifelt meine Worte?«
    Die dunklen Augen fixierten Waylander, und der Nadir nickte.
    »Du bist von Eis-Auges Karren gekommen. Viele Geschenke. Du hast Geschenke?«
    »Nur eins«, antwortete Waylander.
    »Dann gib es mir.«
    »Das habe ich bereits. Ich schenkte dir das Leben.«
    »Wer bist du, mir zu schenken, was ich schon

Weitere Kostenlose Bücher