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Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Titel: Die Drenai-Saga 3 - Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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besitze?«
    »Ich bin der Seelenräuber.«
    Der Nadir zeigte keinerlei Gefühle. »Du reitest mit Eis-Auge?«
    »Ja. Wir sind Brüder.«
    »Des Blutes?«
    »Nein. Der Klinge.«
    »Dann reite heute in Frieden«, sagte der Nadir. »Aber denk daran – es kommen auch andere Tage.«
    Der Anführer der Nadir gab seinen Leuten ein Zeichen, und die Gruppe galoppierte an den beiden Reitern vorbei.
    »Was sollte das alles?« fragte Danyal.
    »Er wollte nicht sterben«, antwortete Waylander. »Das war eine Lektion, wenn du darüber nachdenken willst.«
    »Ich hatte genug Lektionen für einen Tag. Was meinte er – viele Geschenke?«
    Waylander zuckte die Achseln. »Durmast hat die Leute verraten. Er nahm ihr Geld für das Geleit bis Gulgothir, aber er hatte bereits einen Handel mit den Nadir abgeschlossen. Also werden die Nadir die Fuhrwerke ausrauben, und Durmast erhält einen Prozentsatz davon. Im Augenblick haben sie wenigstens noch ihre Wagen, aber die Nadir werden noch einmal kommen, ehe sie Gulgothir erreichen, und ihnen selbst diese noch nehmen. Wer überhaupt nach Gulgothir kommt, ist mittellos.«
    »Wie abscheulich.«
    »Nein. Das ist der Lauf der Welt. Nur die Schwachen laufen davon … und jetzt müssen sie für ihre Schwäche zahlen.«
    »Bist du wirklich so herzlos?«
    »Ich fürchte ja, Danyal.«
    »Das ist eine Schande.«
    »Da gebe ich dir recht.«
    »Du machst einen rasend!«
    »Und du bist eine außergewöhnliche Frau – aber darüber wollen wir heute abend nachdenken. Jetzt beantworte mir die Frage: Warum hat er uns am Leben gelassen?«
    Danyal lächelte. »Weil du ihn von seinen Männern isoliert und ihn als einzelnen bedroht hast. Bei den Göttern, wann hören diese Lektionen bloß auf?«
    »Nur allzu bald«, antwortete Waylander.

14
    Danyal und Waylander liebten sich in einer flachen Senke ein Stück von den Fuhrwerken entfernt, und dieses Erlebnis erschütterte Waylander. Er konnte sich nicht an den Moment erinnern, in dem er in sie eindrang, auch nicht an ein Gefühl der Leidenschaft. Er war voller Verlangen gewesen, Danyal näher zu sein, ihren Körper in seinen eigenen aufzusaugen – oder vielleicht sich in ihr zu verlieren. Und zum ersten Mal in vielen Jahren hatte er nicht wahrgenommen, was um ihn herum geschah. Er hatte sich in ihrem Liebesspiel verloren.
    Jetzt, wo er allein war, nagte Angst an ihm.
    Was, wenn Cadoras ihnen nachgeschlichen wäre?
    Was, wenn die Nadir zurückgekommen wären?
    Was, wenn die Bruderschaft …?
    Was, wenn?
    Hewla hatte recht. Die Liebe war im Moment der größere Feind.
    »Du wirst alt«, schalt er sich. »Alt und müde.«
    Er wußte, daß er nicht mehr so schnell und stark war und die grauen Haare immer zahlreicher wurden. Irgendwo da draußen in der unendlichen Schwärze der Welt war ein junger Mann, der schneller und tödlicher war als der legendäre Waylander. War es Cadoras? Oder einer von der Bruderschaft?
    Der dramatische Augenblick mit den Nadir sprach für sich selbst. Waylander hatte aus Erfahrung und durch einen Bluff überlebt, denn mit Danyal an seiner Seite hatte er nicht sterben wollen. Seine größte Stärke war immer seine Furchtlosigkeit gewesen, aber jetzt – als er seine ganzen Kräfte brauchte – kehrte die Angst zurück.
    Er rieb sich die Augen, wohl wissend, wie sehr er den Schlaf brauchte, zögerte aber trotzdem, ihm nachzugeben. Schlaf ist der Bruder des Todes, hieß es in einem Lied. Aber er ist sanft und freundlich. Erschöpfung schickte ihre Wärme in seine Muskeln, und der Felsen, an dem er lehnte, erschien ihm weich und einladend. Zu müde, um sich in seine Decken zu wickeln, legte er den Kopf auf den Stein und schlief ein. Als er in die Dunkelheit glitt, sah er Dardalions Gesicht; der Priester rief ihn, aber er konnte die Worte nicht hören.
     
    Durmast schlief unter dem Leitwagen, als der Traum ihn überkam. Er sah einen Mann in silberner Rüstung: einen gutaussehenden jungen Mann, stark, mit klaren Gesichtszügen. Durmast träumte von einer Frau mit schimmerndem, kastanienbraunem Haar – und von einem Kind, stämmig und kräftig. Er schob das Bild des Kriegers beiseite, aber es kehrte wieder und wieder zurück. »Was willst du?« rief der Riese, als die Frau und das Kind zu schimmern begannen und verschwanden. »Laß mich in Ruhe!«
    »Dein Gewinn ist Staub, wenn du nicht aufwachst«, sagte der Krieger.
    »Aufwachen? Ich bin wach.«
    »Du träumst. Du bist Durmast, und du führst die Fuhrwerke nach

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