Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes
entgegen.
Epilog
Karnak kehrte nach Dros Delnoch zurück, sammelte dort seine Armee und führte sie gegen die Ventrier. In zwei entscheidenden Schlachten bei Erekban und Lentrum schlug er sie vernichtend.
In den folgenden zwei Jahren begann Karnak, sich vor einem Attentat zu fürchten, und war überzeugt, daß Waylander ihn eines Tages aufspüren und töten würde. Gegen den Rat von Asten nahm er wieder Kontakt zur Gilde auf und erhöhte den Preis, den er auf den Kopf des Attentäters ausgesetzt hatte.
Eine wahre Armee von Suchern wurde ausgeschickt, doch in Drenan war nichts von Waylander zu erfahren.
Bis eines Tages drei der besten Jäger zurückkehrten, mit einem verwesten Schädel, in Leintuch gewickelt, und einer kleinen Doppelarmbrust aus Ebenholz und Stahl. Vom Fleisch befreit, wurde der Schädel zusammen mit der Armbrust im Museum in Drenan ausgestellt, unter der in Bronze gegossenen Inschrift: ›Waylander der Schlächter, der Mann, der den König tötete‹.
An einem Wintertag drei Jahre später – fünf Jahre nach der Belagerung von Kar-Barzac – wurde die Armbrust gestohlen. In derselben Woche, als Karnak an der Spitze der jährlichen Siegesparade marschierte, trat eine junge Frau mit langen, dunklen Haaren aus der Menge. In ihrer rechten Hand lag die gestohlene Armbrust.
Die Menschen in der Menge sahen sie mit dem Drenaiführer sprechen, unmittelbar bevor sie ihn tötete, indem sie ihm zwei Bolzen in die Brust schoß. Ein Reiter, mit einem zweiten Pferd am Zügel, galoppierte auf die Königsallee, und die Frau schwang sich in den Sattel, als die Leibwache Karnaks auf sie zustürzte, um sie festzunehmen.
Die beiden Attentäter entkamen, und es gab zahlreiche Theorien, was diesen Mord betraf: Der Sohn des ventrischen Königs, des Kriegsmonarchen, dessen Leiche nach der Niederlage bei Erekban in ein Massengrab geworfen worden war, hatte sie angeheuert. Oder sie war eine von Karnaks Mätressen, wütend, weil er sie eines jüngeren, hübscheren Mädchens wegen hatte fallen lassen. Irgend jemand wollte in dem männlichen Reiter Angel erkannt haben, einen ehemaligen Gladiator. Niemand kannte die Frau.
Karnak erhielt ein Staatsbegräbnis. Zweitausend Soldaten marschierten hinter dem Wagen, auf dem er aufgebahrt lag. Die Königsallee war von Menschen gesäumt, und zahlreiche Tränen wurden für den Mann vergossen, der auf seinem Grabstein als ›der größte aller Helden von Drenai‹ bezeichnet wurde.
Der Schädel Waylanders wurde acht Jahre später verkauft. Ein Gothirhändler namens Matze Chai erwarb ihn auf einer Versteigerung, im Namen eines Kunden, eines geheimnisvollen Edlen, der in einem Palast in der Gothirstadt Namib lebte. Als er gefragt wurde, welcher Ausländer eine solche Riesensumme für den Schädel eines Drenai-Mörders bezahlen wollte, lächelte Matze Chai und breitete mit einer eleganten Geste die Arme aus.
»Aber du mußt es doch wissen?« beharrte der Kurator des Museums.
»Ich versichere dir, daß ich es nicht weiß.«
»Aber der Preis … er ist ungeheuer!«
»Mein Kunde ist sehr reich. Er hat sein Geld seit Jahren bei mir angelegt.«
»War er ein Freund von diesem Waylander?«
»Ich glaube, sie standen sich nahe«, gab Matze Chai zu.
»Aber was will er mit dem Schädel? Ihn ausstellen?«
»Das bezweifle ich. Er sagte mir, er beabsichtige, ihn zu begraben.«
»Warum?« fragte der Mann erstaunt. »Vierzigtausend Raq, nur um ihn zu beerdigen?«
»Er ist ein Mann, der gern selbst das Ende bestimmt«, erwiderte Matze Chai.
ENDE
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