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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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sehe«, wisperte Dardalion. »Eine junge Frau, die die Saat zukünftiger Größe in sich trägt. Selbst in diesem Moment wächst sie in ihr, winzig, nur ein Lebensfunken, geschaffen aus Liebe. Aber eines Tages, wenn wir hier überleben, könnte aus diesem Funken eine Flamme entstehen.«
    »Sie ist schwanger.«
    »Ja. Sentas Sohn.«
    »Das wußte er nicht«, sagte Angel mit einem Blick auf den zugedeckten Leichnam auf den Steinen.
    »Aber jetzt weißt du es, Angel. Du weißt, daß sie etwas hat, wofür es sich zu leben lohnt. Aber sie braucht Hilfe. Es gibt nur wenige Männer, die stark genug sind, das Kind eines anderen Mannes anzunehmen.«
    »Das macht mir nichts, Abt. Ich liebe sie.«
    »Dann geh zu ihr, mein Sohn. Setz dich zu ihr. Teile ihren Kummer.«
    Angel nickte und ging davon. Dardalion schlenderte in die Halle. Der Junge saß an einem Tisch und starrte auf seine Hände hinunter. Der Abt setzte sich ihm gegenüber. Ihre Blicke trafen sich, und Dardalion lächelte. Der Junge erwiderte sein Lächeln. Kesa Khan betrat die Halle von der Treppe her, die nach oben führte. Er sah Dardalion und kam zu seinem Tisch. »Ich habe sie auf dem Wehrgang gesehen«, sagte er. »Ich bin … froh, daß sie es überlebt hat.«
    »Ihr Geliebter hat nicht überlebt«, sagte Dardalion.
    Der Schamane zuckte die Achseln. »Das ist nicht wichtig.«
    Dardalion verkniff sich eine zornige Entgegnung und richtete seinen Blick wieder auf den Jungen. »Ich habe etwas für dich, Kesa Khan«, sagte er, immer noch das schwarzäugige Kind betrachtend.
    »Ja?«
    »Der junge Kriegsherr, der Shias Tochter heiraten wird.«
    »Du weißt, wo er zu finden ist?«
    »Du sitzt neben ihm«, sagte Dardalion und stand auf.
    »Er ist stumm. Wertlos!«
    »Bei allem, was heilig ist, Schamane, ich verabscheue dich!« brüllte Dardalion. Mühsam um Beherrschung kämpfend, beugte er sich vor. »Der Junge hatte eine Infektion im Ohr, die ihn taub machte. Da er nicht hören konnte, lernte er auch nie zu sprechen. Ekodas hat ihn geheilt. Jetzt ist alles, was er braucht, Zeit, Geduld und etwas, das dir wohl abgeht – Liebe!« Ohne ein weiteres Wort drehte Dardalion sich auf dem Absatz um und marschierte aus dem Saal.
    Vishna traf ihn im Hof. »Sie sammeln sich wieder. Wir werden es schwer haben, sie aufzuhalten.«
     
    Waylander kauerte auf dem Dach und beobachtete, wie die Männer sich unten um den Toten scharten. Der Wächter hätte ihn um ein Haar überrascht, aber der Mann hatte sein Schwert zu langsam gezogen, und ein schwarzes Wurfmesser war ihm in die Kehle gedrungen und hatte seine Unentschlossenheit beendet – und sein Leben. Waylander hatte den Mann schnell entkleidet, dann seine eigene Weste und die Beinkleider abgelegt und sie dem Mann angezogen.
    Der Tote war etwas kleiner als Waylander, doch die schwarze Brustplatte und der Vollvisierhelm paßten ihm gut, wenn ihm auch die dunklen, wollenen Beinkleider nur halb über die Waden reichten. Dieser Mangel wurde jedoch von den knielangen Stiefeln verdeckt. Sie waren eng, aber das Leder war weich und nachgiebig, so daß sie Waylander nur wenig Unbequemlichkeit verursachten.
    Als er sich über die Brüstung beugte, sah er die Wachen unten im Hof. Er zog das Schwert des Toten und hielt seine eigene Klinge in der rechten Hand. Dann rief er sie an. »Er ist hier! Auf dem Dach!« Außer Sichtweite der Männer unten klirrten zwei Schwerter gegeneinander; der mißtönende Klang hallte über dem Palast. Dann stieß Waylander dem Toten sein Schwert dreimal ins Gesicht, so daß die Knochen brachen und die Züge unkenntlich wurden. Anschließend legte er die Schwerter beiseite, hievte den Toten auf die Brüstung und warf ihn hinunter.
    Er wartete ein paar Minuten und beobachtete, wie die Soldaten den Toten in den Palast trugen. Dann setzte er den Helm auf, sammelte sein zweites Seil wieder ein und lief zur Rückseite des Daches, wo er sich vorbeugte und die unter ihm liegenden Fenster prüfte. Nach der Information, die er von Matze Chai erhalten hatte, gab es eine Treppe an der Ecke des Gebäudes, die zu den unteren Etagen führte.
    Er schlang sein Seil über eine vorstehende Säule, kletterte zur Wand hinunter und seilte sich ab, an zwei Fenstern vorbei, bis er zum dritten kam. Es stand offen, und drinnen brannte kein Licht. Er hakte sich mit einem Fuß über das Sims; dann kletterte er hinein. Es war ein Schlafzimmer mit einem schmalen Bett. Da keine Decken oder Laken darauf lagen, nahm er an, daß es sich um ein

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