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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Diebstahl oder jede Lüge oder boshafte Tat eine Sünde.«
    Sie nickte langsam. »Warum ist dann Liebemachen eine Sünde? Wo ist da der Diebstahl? Die Lüge? Oder die Bosheit?«
    »Es sind ja nicht nur diese Taten«, sagte er stockend. »Dazu gehört auch, wenn man Regeln bricht oder Schwüre. Jeder von uns hier hat der QUELLE ein Versprechen gegeben. Es würde bedeuten, das Versprechen zu brechen.«
    »Hat dein Gott dich gebeten, dieses Versprechen zu machen?«
    »Nein, aber …«
    »Wer dann?«
    Ekodas breitete die Hände aus. »Es gehört zu unserer Tradition. Verstehst du? Regeln, die von heiligen Männern vor Jahrhunderten aufgestellt wurden.«
    »Aha, dann steht es also in den Schriften.«
    »Genau.«
    »Wir haben keine Schriften«, sagte sie strahlend. »Also leben und lachen wir, lieben und kämpfen wir. Keine Bauchschmerzen, keine Kopfschmerzen, keine bösen Träume. Unser Gott spricht aus dem Land zu uns, nicht in Schriften.«
    »Es ist derselbe Gott«, versicherte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Betbruder, das glaube ich nicht. Unser Gott ist stark.«
    »Wird er dein Volk vor den Gothir retten?« fauchte Ekodas, ehe er sich bremsen konnte. »Tut mir leid! Das war eine gedankenlose Frage. Bitte, verzeih mir.«
    »Es gibt nichts zu verzeihen, denn du verstehst nicht, Ekodas. Unser Gott
ist
das Land, und das Land macht uns stark. Wir werden kämpfen. Und wir werden entweder siegen oder sterben. Für das Land spielt es keine Rolle, ob wir siegen oder verlieren, denn lebend oder tot sind wir eins mit ihm. Die Nadir
sind
das Land.«
    »Könnt ihr gewinnen?« fragte er leise.
    »Wirst du traurig sein, wenn ich tot bin?« erwiderte sie.
    »Ja«, antwortete er, ohne zu zögern.
    Geschmeidig erhob sie sich, kam ganz nah zu ihm heran und schlang ihm den Arm um den Hals. Ihre Lippen streiften seine Wange. »Dummer Ekodas«, flüsterte sie. Dann ließ sie ihn los.
    »Warum bin ich dumm?« wollte er wissen.
    »Bring mich zum Abt. Ich möchte jetzt gehen.«
     
    Waylander zügelte den schwarzen Wallach und stieg ab. Dann ging er die letzten Schritte zur Hügelkuppe, wo er sich flach auf den Bauch legte und die Bergkette musterte, die sich von Westen nach Osten über die große Sentranische Ebene zog. Der Hund Scar trottete den Hügel hinauf und streckte sich neben ihm aus.
    Es führten drei Wege nach Norden, aber welchen sollten sie nehmen? Im Nordosten lag der Delnochpaß mit seiner neuen, von sechs Mauern umgebenen Festung. Das war der direkte Weg nach Gulgothir und zu den Mondbergen. Aber war der befehlshabende Offizier gewarnt worden, nach Waylander Ausschau zu halten?
    Er seufzte und lenkte seinen Blick weiter nach Norden zu den hohen, einsamen Pässen, die von den Sathulistämmen bewohnt wurden, den langjährigen Feinden der Drenai. Durch ihr Land zogen keine Wagen, keine Konvois, keine Reisenden. Als wilde Kämpfer lebten die Sathuli ihr Leben isoliert von den Zivilisationen der Gothir und der Drenai.
    Schließlich gab es noch Dros Purdol, die Hafenfestung, weit im Osten. Aber dahinter lag die große Wüste Namib. Waylander hatte sie schon früher durchquert. Zweimal. Er hatte nicht den Wunsch, sie noch einmal zu sehen.
    Nein. Er würde den Weg über Delnoch riskieren müssen.
    Gerade als er sich von der Hügelkuppe zurückziehen wollte, erhaschte er einen Lichtschimmer im Osten. Er blieb, wo er war, und wartete, die Augen auf den fernen Waldrand gerichtet. Eine Kolonne von Reitern erschien mit aufgepflanzten Lanzen. Die Sonne glitzerte auf ihren polierten Eisenhelmen und Waffen. Es waren etwa dreißig Lanzenreiter, die langsam ritten, um die Kräfte ihrer Tiere zu schonen.
    Waylander schob sich hinter die Kuppe zurück; dann stand er auf und ging zu den anderen, die auf ihn warteten. Scar folgte ihm, hielt, sich dicht neben Waylander. »Wir warten noch eine Stunde hier«, sagte er, »dann brechen wir nach Delnoch auf.«
    »Hast du was gesehen?« fragte Angel.
    »Lanzenreiter. Sie reiten zur Festung.«
    »Glaubst du, sie suchen nach uns?« schaltete sich Senta ein.
    Waylander zuckte die Achseln. »Wer weiß? Karnak will unbedingt meinen Tod. Inzwischen dürfte meine Beschreibung bei jeder Armee-Einheit im Umkreis von achtzig Kilometern eingetroffen sein.«
    Miriel stand auf und schlenderte zur Hügelkuppe, wo sie sich hinter ein Ginstergebüsch kauerte, um zu den Lanzenreitern hinunterzuschauen. Einige Minuten lang verharrte sie regungslos, dann kehrte sie zu der Gruppe zurück. »Der Offizier ist Dun

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