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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Herkunft schließen ließ.
    »Also, wenn Sie mich fragen, Sheriff«, sagte Dr. Roberts, der ortsansässige Arzt, »dann liegt er bereits seit gestern hier. Die Leichenstarre hat sich schon zurückgebildet. Aber sehen Sie, diese punktförmigen Eintrübungen hier sind sehr ungewöhnlich.«
    Er zeigte auf die hellen Flecken, die den Kopf und den Oberkörper der Leiche bedeckten.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, sind das noch leichte Druckmarken von Sensoren, wie man sie im Krankenhaus beim EKG oder einem EEG verwendet.«
    Der Doktor kniete sich nieder und hob den rechten Arm des Toten an. »Außerdem diese Einstiche in der Armbeuge«, fuhr er fort. »Entweder ist er ein Junkie oder aus einem Krankenhaus entlaufen.«
    Sheriff Hamilton notierte die Angaben des Arztes in seinem kleinen schwarzen Notizblock.
    »Woran könnte er gestorben sein?«, fragte der Sheriff.
    Der Doktor überlegte. Noch einmal öffnete er die Augen des Toten und schaute prüfend in dessen Pupillen. Dann richtete er sich auf.
    »Todesursache könnte durchaus eine Intoxikation sein, aber ich will mich da nicht festlegen. Erst müssen wir die Gewebeuntersuchungen abwarten. Auf den ersten Blick sieht es mir tatsächlich nach einer Überdosis aus.«
    Sheriff Hamilton fluchte.
    »Dann hat er sich einen goldenen Schuss gesetzt?«, fragte Deputy Lazard.
    Dr. Roberts lächelte. »Entweder er – oder ein anderer.«
    »Ermordet?«, fragte Lazard.
    »Das herauszufinden ist Ihr Job.«
    Ein schwarzer Buick bog auf den Parkplatz ein. Der Deputy an der Zufahrt versuchte, den Wagen anzuhalten, doch der Buick fuhr kurzerhand an ihm vorbei und bremste direkt vor Hamiltons Geländewagen. Ein Mann in grauem Anzug und einem beigefarbenen Trenchcoat öffnete die Beifahrertür und stieg aus. Breitbeinig schlenderte er auf Hamilton zu.
    »Hallo, Sheriff«, sagte der Mann. »So früh schon auf?«
    »Howard«, erwiderte Sheriff Hamilton. »Was führt Sie in diese gottverlassene Gegend?«
    Howard ließ den Sheriff einfach stehen. Er ging hinüber zu den Müllcontainern und warf einen Blick auf die Leiche. Inzwischen war auch der Fahrer des Buick ausgestiegen und wartete an der offenen Fahrertür.
    »Tex, holen Sie die Spurensicherung und informieren Sie Albuquerque!«, rief Howard seinem Fahrer zu. »Die sollen gleich einen Leichenwagen herschicken. Außerdem will ich ein Team mit Hunden. Wir suchen hier alles ab!«
    Tex nickte und verschwand im Wagen.
    Sheriff Hamilton verzog das Gesicht. »Wenn ich mich nicht täusche, dann liegt der Parkplatz im Socorro County. Damit ist das unser Fall.«
    Howard grinste breit und deutete auf den Highway. »Irrtum, Hamilton. Für den Highway ist die State Police zuständig, also wir.«
    »Für den Highway vielleicht, aber der ist dort drüben.«
    Howard zog ein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. Wenig später wechselte er ein paar Worte mit dem Teilnehmer am anderen Ende. Dave Lazard warf Hamilton einen fragenden Blick zu. Schließlich trat Howard zu ihnen und reichte Hamilton das Mobiltelefon. Nach einem kurzen Telefonat mit dem Büro des Bezirksstaatsanwalts war die Zuständigkeit geklärt. Hamilton klappte das Telefon zu und reichte es Howard, der noch immer grinsend vor ihm stand.
    »Dave, pack alles zusammen«, sagte Hamilton zu seinem Deputy. »Wir rücken ab.«
    »Wer hat die Leiche gefunden?«, rief ihm Howard nach, als der Sheriff zu seinem Wagen ging.
    »Es war Crow«, antwortete Hamilton. »Er hat die Müllcontainer geleert.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Er ist weitergefahren. Vermutlich im Reservat.«
    »Dann bringen Sie ihn her!«
    Hamilton schüttelte den Kopf und setzte sich hinter das Steuer. »Ihr Fall, Captain Howard!«
     
Caraguela, Orinoco-Delta, Venezuela
    Einfache Holzhütten, auf Pfählen erbaut und mit Palmwedeln gedeckt, säumten das Flussufer. In einer kleinen Bucht ragte ein primitiver Bootsanleger in den Fluss. Nachdem Juan das Boot vertäut hatte, schwang er sich auf die schwankenden Bohlen. Vier Indios vom Stamme der Warao, mit Lendenschurz bekleidet und starrem Blick, beobachteten vom Flussufer argwöhnisch die Besucher. Sie hielten Äxte in den Händen und schienen über die unvorhergesehene Störung ihres Alltags nicht gerade begeistert zu sein.
    Yakuna zog es vor, im Boot zu warten, bis Juan das Begrüßungsritual vollzogen hatte. Als sich Brian erheben wollte, legte Yakuna die Hand auf dessen Schenkel, zum Zeichen, dass es besser sei, erst einmal im Boot zu bleiben, bis Juan zurückkehrte.

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