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Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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Paradigmas zwingt zu einem fundamentalen Überdenken der überragenden Stellung, die man den Beziehungen des Privateigentums auf den Märkten bisher zugemessen hat. Folge davon ist, dass der Zugang zu riesigen globalen Netzen denselben Wert einnehmen wird wie das Eigentumsrecht im 19. und 20. Jahrhundert.
    Eine im Internet groß gewordene Generation scheint die Aversion der klassischen Wirtschaftslehre gegen das Teilen von Kreativität, Wissen und Fachkenntnissen nicht mehr zu interessieren; selbst der Austausch von Waren und Dienstleistungen in offenen Gemeinschaftsprojekten zum Wohle aller ist kein Problem. Die klassischen Ökonomen hätten derlei Arrangements als der menschlichen Natur abträglich gewertet; sie hätten ihnen das Scheitern schon aus dem einfachen Grund prophezeit, dass Menschen primär von Eigensucht, Konkurrenzdenken und Raubgier getrieben seien, dass es ihnen, anders gesagt, darum gehe, entweder Gefälligkeit und Naivität ihrer Artgenossen auszunutzen und schmarotzend von den Beiträgen anderer zu leben oder eine Unternehmung um des höheren Gewinns willen alleine durchzuziehen.
    Diese Bedenken scheinen jedoch wenig konkrete Wirkung zu zeigen. Hunderte Millionen junger Menschen wirken im Internet aktiv an dezentralen und kollaborativen sozialen Netzen mit, opfern Zeit und Sachkenntnisse, in der Regel umsonst, um anderen zu helfen. Warum sie das tun? Aus schierer Freude daran, ihr Leben mit anderen zu teilen in dem Glauben, dass zum Wohlergehen des Ganzen beizutragen dem eigenen Interesse nicht abträglich ist, sondern eher das eigene Wohlergehen um ein Vielfaches mehrt.
    Soziale Räume wie Wikipedia und Facebook stellen die Basis der klassischen Wirtschaftstheorie infrage, laut der den Menschen als eigensüchtiges Wesen nichts anderes als die Förderung seiner autonomen Existenz interessiert. Kommunikation und Energien der Dritten Industriellen Revolution werden eine ganz andere Gruppe biologischer Triebe an die Oberfläche bringen: das Bedürfnis nach Geselligkeit und die Suche nach der Gemeinschaft.
    |236| In einer dezentralen und kollaborativen Wirtschaft wird das Recht auf Zugang zu globalen sozialen Netzwerken so wichtig wie das Recht auf Privateigentum auf nationalen Märkten. Das liegt daran, dass die Lebensqualität an sich einen höheren Stellenwert bekommt, vor allem das Streben nach sozialer Eingliederung in die globalen Millionengemeinschaften im virtuellen Raum. So wird das Recht auf Internetzugang in einer vernetzen Welt zu einem starken neuen Eigentumswert. Bei den Konflikten in der Biosphärenära wird es zunehmend um Zugangsrechte gehen. Diese Veränderung reflektiert die abnehmende Bedeutung des Besitzes gegenüber der des Zugangs in einer global vernetzten und interdependenten Welt.
    Junge Menschen in China und anderen restriktiven, autoritären Regimen kämpfen um das Recht auf Zugang zu sozialen Räumen in globalen Netzwerken mit derselben Leidenschaft, die junge Leute im 18. und 19. Jahrhundert für das Recht auf Privatbesitz auf die Barrikaden getrieben hat. Das Global Internet Freedom Consortium setzt sich zusammen aus Firewall-Killern – Firmen, die Software zum Knacken der aufwändigen Schutzsysteme geschaffen haben, mit denen Staaten wie Ägypten, Iran, Libyen, Vietnam, Saudi-Arabien und Syrien ihrer Bevölkerung den Zugang zu globalen Informationsnetzen verwehren. 22 Millionen derart »eingesperrter« Menschen haben sich so wenigstens für kurze Zeit Zugang zur globalen Internetgemeinschaft verschaffen können, was in ihnen die Hoffnung erweckte, eines Tages dasselbe universelle Recht zu genießen, das so viele junge Leute in Demokratien für selbstverständlich halten.
    Besonders deutlich wurde die Macht sozialer Medien zum Umsturz autoritärer Herrschaft im Januar und Februar 2011, als in Ägypten Hunderttausende junger Leute – Hosni Mubaraks brutaler Kontrolle trotzend – 18 Tage lang auf die Straße gingen und das Land zum Stillstand brachten. Die von der Jugend angeführte Revolte, deren Symbol und »führerloser« Sprecher der junge Internetaktivist und Google-Mitarbeiter Wael Ghonim wurde, bediente sich der sozialen Medien – Facebook, YouTube und Twitter – zum Ausmanövrieren von Polizei und Militär, was letztendlich zum Sturz einer zutiefst repressiven Regierung geführt hat.
    |237| Unter der Führung Jugendlicher kam es – ebenfalls aufgrund des Einsatzes sozialer Medien – zu Demonstrationen im Jemen, in Tunesien, Libyen, Jordanien, Bahrain und

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