Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
ableiten ließe. Laitners Studie enthüllte Folgendes: Das Niveau an Energieeffizienz ist in den USA zwischen 1900 und 1980 beständig – von 2,5 auf 12,3 Prozent – angestiegen, aber seither bei etwa 14 Prozent stehen geblieben, was die |231| Reifung von Energien und Infrastruktur der Zweiten Industriellen Revolution reflektiert. Dies bedeutet, dass wir die letzten 30 Jahre über 86 Prozent der von uns auf die Produktion von Gütern und Dienstleistungen investierten Energie verschwenden.
Während die thermodynamische Energieeffizienz stagniert, hat die Entropie-Zeche aus vergangener Wirtschaftstätigkeit dramatisch zugenommen. Die geschätzten Kosten für Luft- und Wasserverschmutzung und die Erschöpfung nicht erneuerbarer Ressourcen beliefen sich 2010 auf 4,5 Billionen Dollar oder 34 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – doppelt so viel wie 1950. Diese Zahlen berücksichtigen noch nicht einmal die eskalierende Entropie-Zeche von Treibhausgasen, die, über die ganze Dauer ihrer künftigen Folgen gemessen, das Bruttoinlandsprodukt der USA und der ganzen Welt in einer Größenordnung übersteigen werden, die nicht mehr zu messen ist.
Natürlich sind 100 Prozent thermodynamische Energieeffizienz ein Ding der Unmöglichkeit. Modelle wie das von Laitner lassen jedoch auf die Möglichkeit schließen, das gegenwärtige Effizienzniveau während der nächsten vier Jahrzehnte auf fast 40 Prozent anzuheben. Einer Rechnung des staatlichen amerikanischen National Renewable Energy Laboratory zufolge ließe sich durch Sanierung und Umbau aller gewerblichen Gebäude nach den neuesten technologischen Erkenntnissen der Energieverbrauch um 60 Prozent reduzieren. Nähme man noch die Installation von Photovoltaiksystemen auf den Dächern hinzu, ließe sich der Verbrauch von konventioneller Energie um 88 Prozent reduzieren. Würden alle neuen gewerblichen Gebäude als grüne energiepositive Kraftwerke gebaut, wäre der Zuwachs an Energieeffizienz gar noch frappierender. Ein vergleichbarer Vorstoß beim privaten Wohnungsbau könnte den Verbrauch von konventioneller Energie um 60 Prozent reduzieren.
Und was würde das alles kosten? Die Implementierung der infrastrukturellen Verbesserung in Amerikas gewerblichen und privaten Gebäuden würde über einen Zeitraum von 40 Jahren geschätzte vier Billionen Dollar kosten, also etwa 100 Milliarden Dollar im Jahr. Aber sie würde auch zu Gesamtersparnissen bei der Energierechnung von |232| 6,5 Billionen Dollar führen – oder etwa 163 Milliarden Dollar im Jahr. Angenommen, die Verbesserungen der Infrastruktur ließen sich über die Energieeinsparungen finanzieren und bezahlen, beliefe sich bei einem Abzinsungssatz von sieben Prozent das Kosten-Nutzen-Verhältnis auf robuste 1,80. Anders gesagt: Jeder in Energieeffizienz und/oder erneuerbare Energiesysteme investierte Dollar brächte eine Rendite von 1,80 Dollar.
Die Neukonfiguration des nationalen Stromnetzes, von servo-mechanisch auf digital und von zentralisiert auf dezentralisiert, würde die thermodynamische Effizienz aller Wirtschaftsbereiche ebenfalls erheblich verbessern. Das gegenwärtige Erzeugungs- und Übertragungssystem weist nur einen Effizienzgrad von 32 Prozent auf. An diesem Wert hat sich seit 1960, zu dem Zeitpunkt also, an dem die Zweite Industrielle Revolution ihr Reifestadium erreichte, nichts mehr geändert. Man möchte es kaum glauben, aber die USA verschwenden bei der Stromerzeugung mehr Energie, als Japan für seine ganze Wirtschaft verbraucht.
Ein intelligentes, dezentrales Netz, das Elektrizität – zumal grüne Elektrizität – effizienter sammelt und routet, würde zu einem erheblichen Anstieg der Energieeffizienz führen. Eine Studie des staatlichen Lawrence Berkeley National Laboratory kommt überdies zu dem Ergebnis, dass aktuelle Energie-aus-Abluft-Anlagen von der Stange und andere Energierecycling-Systeme allein in unseren Industrieanlagen genügend Abwärme nutzbar machen könnten, um 20 Prozent unseres gegenwärtigen Stromverbrauchs zu decken.
Was wäre nun, wenn wir den Zuwachs an Energieeffizienz mit einberechneten, den der Einsatz von Wasserstoff und anderer Speichermedien für erneuerbare Energien brächte? Was wäre mit dem Zuwachs an Energieeffizienz durch den Übergang der Transportflotte vom herzlich ineffizienten, ölgetriebenen Verbrennungsmotor auf hypereffiziente elektrische Steckdosen- und wasserstoffgetriebe Fahrzeuge? Der potenzielle Zuwachs an thermodynamischer Effizienz über die
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