Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
Vom Netzwerk:
ganze Versorgungskette in allen gesellschaftlichen Bereichen der im Entstehen begriffenen Dritten Industriellen Revolution dürfte zu einem Produktivitätszuwachs |233| führen, der alles in den Schatten stellt, was wir im Verlauf der Zweiten Industriellen Revolution im 20. Jahrhundert erreicht haben.
    Die neue Eigentumsvorstellung
    Nichts ist einem Ökonomen heiliger als die Eigentumsverhältnisse. Die klassische Wirtschaftslehre hat sich dem Austausch von Eigentum auf den Märkten als effizientem Mittel zur Erzeugung von wirtschaftlicher Aktivität und Wohlstand verschrieben. Dieser Kerngedanke des Kapitalismus führt zu einigen Handlungsmaximen, die man oft als der menschlichen Natur eigen sieht. Bei genauerer Hinsicht jedoch entpuppen sie sich als bloße soziale Konstrukte, die eine bestimmte, für die moderne Zeit charakteristische Organisationsweise wirtschaftlicher Tätigkeit verstärken.
    Ich erinnere Sie an John Lockes Überzeugung, dass Privateigentum ein Naturrecht ist. Locke schrieb:
     
    »Was immer ihn [den Menschen] also jenem Zustand entrückt, den die Natur vorgesehen und in dem sie es belassen hat, hat er mit seiner Arbeit gemischt und hat ihm etwas hinzugefügt, was sein eigen ist – es folglich zu seinem Eigentum gemacht. Da er es jenem Zustand des gemeinsamen Besitzes enthoben, in den es die Natur gesetzt hat, hat er ihm durch seine Arbeit etwas hinzugefügt, was das gemeinsame Recht der anderen Menschen ausschließt. Denn diese Arbeit ist das unbestreitbare Eigentum des Arbeitenden, und niemand außer ihm selbst kann ein Recht haben auf irgend etwas, was einmal mit seiner Arbeit verbunden ist – zumindest dort nicht, wo für die anderen bei gleicher Qualität noch genug davon in gleicher Güte vorhanden ist.« 21
     
    Lassen wir durchaus mal beiseite, dass unsere Spezies den größten Teil ihrer Geschichte hindurch in Jäger-und-Sammler-Gemeinschaften lebte und die Schätze der Natur so rasch verbrauchte, wie sie sie fand. Selbst nach Heraufkunft der Landwirtschaft war Eigentum eher ein kommunales Konzept als die Vorstellung von individuellem Besitz. Obwohl |234| es Privateigentum gab, vor allem mit dem Auftauchen der großen hydraulischen Kulturen, beschränkte sich seine Rolle auf die Vermögen von Königen und Händlern. Noch im 14. Jahrhundert gehörten Herren und Leibeigene eher dem Land als das Land ihnen. Das Konzept das Verkaufs oder Ankaufs von Land – von Immobilien – begann sich erst nach und nach im Gefolge der ersten Enclosure Acts im 14. und 15. Jahrhundert durchzusetzen, was denn auch das Ende der Feudalwirtschaft und die Heraufdämmerung des Marktzeitalters markierte.
    Auch die Händlergilden der freien Städte des Spätmittelalters hatten eher eine begrenzte Auffassung von Eigentumserwerb. Sie richteten Preise und Qualität ihrer Produktion lediglich darauf aus, ihre Lebensweise aufrechterhalten zu können, ohne die Absicht also, sich etwas über das hinaus anzuschaffen, was zur Aufrechterhaltung ihrer Existenz nötig war.
    Die Erste Industrielle Revolution beschleunigte die Produktion von Gütern auf eine Weise, wie sie die Menschheitsgeschichte noch nie gekannt hatte, was eine Anhebung des Lebensstandards von Handwerkern und Arbeitern nach sich zog. Vom allgemeinen Hochgefühl der Zeit erfasst, begannen die Ökonomen der Aufklärung die Beziehungen von Privatbesitz auf dem Markt zu preisen. Für sie war der Erwerb von Eigentum plötzlich ein biologischer Trieb statt eine durch ein bestimmtes Kommunikations-Energie-Paradigma geprägte gesellschaftliche Neigung.
    Die Marktmechanismen wurden zur »unsichtbaren Hand«, die Angebot und Nachfrage von Privateigentum und dessen Verteilung mit der Unparteilichkeit von Newtons physikalischen Gesetzen reguliert. Das Verfolgen des Eigeninteresses – das nun ebenfalls als der menschlichen Natur eigen gilt – würde einen steten Anstieg der allgemeinen Wohlfahrt garantieren und die Menschheit zu unbegrenztem Fortschritt führen. Konzepte wie Caveat emptor – »der Käufer möge sich hüten« – und »billig kaufen und teuer verkaufen« schufen den Kontext für eine neue, binäre gesellschaftliche Realität, die die Welt in »dein« und »mein« aufteilte.
    Die heraufkommende Dritte Industrielle Revolution dagegen führt zu einem Umdenken, hinsichtlich sowohl der menschlichen Impulse |235| an sich als auch der Annahmen über die Triebfeder wirtschaftlicher Aktivität. Das dezentralisierte, kollaborative Wesen des neuen ökonomischen

Weitere Kostenlose Bücher