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Die dritte Weissagung

Die dritte Weissagung

Titel: Die dritte Weissagung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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in diesem Moment schnell macht, um nicht den Augenblick zu verpassen, in dem der Delinquent mit dem Leben abgeschlossen hat und bereit ist, den Tod zu empfangen. Dementsprechend betätigte ich den Hebel - und mit einem leisen reibenden Geräusch fiel das Beil nieder in sein Genick und durchtrennte seinen Hals. Der Schädel fiel in den Weidenkorb - und die Menge begann zu johlen, wie es sich gehört ...
    Doch etwas war anders als sonst. Vielleicht hatte ich es gespürt, weil ich direkt neben ihm stand, vielleicht war es auch nur eine unheilvolle Ahnung . Vor allen anderen ergriff mich tiefste Furcht vor dem Geköpften und vor der Dunkelheit, die über der Stadt lag. Vor allen anderen sahen meine Augen, wie der Körper des Enthaupteten an Substanz verlor, an Form und Gestalt. Es schien, als fiele der Leib in sich zusammen. Und tatsächlich stob einen Augenblick später schwarzer Staub aus den Öffnungen hervor, zu den Ärmeln, am Kragen und unten an den Hosenbeinen heraus .
    Augenblicklich war der schadenfrohe Jubel verstummt, hörte die Menge auf, den Delinquenten noch nach seinem Ableben zu verhöhnen. Anstelle dessen trat schweigendes Entsetzen, als jedermanns Auge erfaßte, was sich da bei mir auf dem Schafott abspielte. Der Rumäne zerfiel zu Staub!
    Und von irgendwoher erklang ein neues Gelächter, gehässiger als alles, was ich zuvor gehört hatte, höhnischer, als es der schaulustige Pöbel jemals zustandegebracht hätte. Aus den Gassen erklang dieses Gelächter, aus der Dunkelheit der unbeleuchteten Straßenzüge, und von den Dächern herab. Und einmal glaubte ich dort oben in schwindelnder Höhe sogar ein paar umherspringende Gestalten auszumachen, die mit den Schatten verschmolzen und in der Dunkelheit verschwanden ... Danse macabre ...
    Die Menge verlor sich. Die Schaulustigen stoben in alle Windrichtungen davon und machten, daß sie nach Hause gelangten, wo sie sich hinter schweren hölzernen Türen und dichten Fensterläden ver-barrikadieren konnten. Auch die Trommler und Soldaten zogen in ungeordneter Formation dahin zurück, woher sie gekommen waren - sagen wir es offen, sie rannten Hals über Kopf davon!
    Nur ich blieb auf dem Schafott stehen, mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen, das Dunkel um mich her mit grenzenlosem Schrecken bewundernd, den grausamen Stimmen und ihrem Gelächter aufmerksam lauschend .
    Ich hatte keine Angst vor ihnen. Ich wußte, daß sie nicht über mich oder einen anderen herfallen würden. Nicht hier. Und nicht jetzt. Wenn sie es gewollt hätten, hätten sie es an jedem anderen Ort in jeder anderen Nacht zuvor bereits getan ... oder würden es später irgendwann einmal tun, wenn es ihnen so gefiel. Nein, vor ihnen fürchtete ich mich nicht .
    Was mich innerlich zerriß, war die Erkenntnis, dieser Gedanke, der mich in diesem Moment heimsuchte. Ich hatte gewußt, daß es sie gab. Wer hatte nicht wenigstens schon einmal von ihnen gehört . von den Untoten? Wer hatte ernsthaft geglaubt, daß es sie nicht auch bei uns in Paris geben könnte? Und wer hatte noch nicht davon gehört, daß auch sie untereinander Kämpfe ausfochten, daß auch sie zerstritten waren? So wie die Pariser Sippe einen rumänischen Eindringling nicht dulden würde .
    Aber wer hätte gedacht, daß sie sich unserer Revolution bedienen würden, um ihre Kriege auszufechten?
    Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist nur ein Schritt! Und dort, als sie aus den Gassen heraus und von den Dächern herab über mich lachten, fühlte ich mich zum ersten Mal mißbraucht und verraten vor allem, woran ich jemals geglaubt hatte. Ich werde niemals wieder tun können, was ich tat .
    ENDE
    © Klaus Giesert, Greifswalder Straße 190, 10405 Berlin

Fanal des Blutes
    von Doreen deVert

    ». und der Himmel wird in flüssiges Feuer getaucht sein, und der Menschen Blut wird sich über die sündige Erde ergießen. Wer aber solchen Regen berührt oder davon berührt wird, der ist verderbt und verdammt noch vor dem Ende, noch bevor die Alte Welt im Chaos versinkt.
    Blutrot ist das Zeichen, das des Menschen Dämon aus der Taufe hebt. Gewaltige Ströme werden vom Himmel regnen, und dies wird das fünfte Zeichen sein von sieben, ehe sich die Weissagung in all ihrem Schrecken erfüllt und der Mensch sein Haupt beugen muß vor den neuen Herrschern .«
    Fragment der dritten Weissagung

    1   siehe VAMPIRA T50: »Armageddon - Die letzte Schlacht«
    2   siehe VAMPIRA T53: »Chimären« und T54: »Über den Tod hinaus«

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