Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
dabei.
    »Es ist wirklich ein Irrtum!« knirschte Dulcan. »Ich kenne keinen Cortone, und ich kenne auch Sie nicht. Ich bin ein Olympiagast und ich werde –«
    »Nein, das werden Sie nicht, Dulcan. Sie werden keine 30 Millionen Dollar kassieren, und Cortone wird auch nicht den Impulsgeber an einen Dr. Hassler übergeben, damit er das Olympiastadion in die Luft sprengt. Sie sehen, wir verstehen uns mit jedem Wort besser, und wenn ich Ihnen sage, daß ich Ric Holden vom CIA bin, sollten Sie jetzt ganz vernünftig mit mir reden. Es ist Ihre einzige Chance, Dulcan, eine weitere haben Sie nicht. Die Größe eures Objektes rechtfertigt jede Maßnahme. Alles, Dulcan! Bis zum Rückgriff ins finsterste Mittelalter. Sie wissen, was ich meine?«
    Dulcan schwieg verbissen. Er suchte einen Ausweg. Nur aus der Verzweiflung des Verlorenen heraus war es ihm möglich, daß er vorschnellte, eines der Ruder ergriff und es gegen Holden schleuderte. Aber der Angriff war zu langsam, das Ruder zu schwer und unhandlich. Holden trat gegen die Holzstange, und die Hebelwirkung riß Dulcan wieder um, weil er nicht rechtzeitig losließ.
    »Das sollten Sie nie tun, Dulcan«, sagte Holden leidenschaftslos. »Das beleidigt die Logik. Ein Mensch muß wissen, wann er verloren hat. Dann ist es vernünftiger, er hofft auf das Verständnis des Siegers, denn auch der Sieger kann einmal der Besiegte sein. Im Leben herrscht das Wechselspiel, das macht es so interessant.«
    »Du glatter, heuchlerischer Hund!« stöhnte Dulcan. Sein Arm brannte höllisch, die Prellung, die er sich an der Bordkante zugezogen hatte, schwoll an.
    »Ihre Konversation wird klarer, Dulcan. So spricht es sich leichter. Sparen wir uns Floskeln – sie sind ja unter uns nicht üblich. Also noch einmal: Wo ist Cortone?«
    »In Acapulco.«
    »Ach nein! Er fliegt schneller als der Schall?«
    »Fragen Sie nach!«
    »Als Bertie die schöne Lucretia erschoß, stand er noch am Fenster seines Zimmers in der ›Alpenrosen‹.«
    »Und Sie haben Bertie erledigt!«
    »Nein. Das war ein Russe. Denken Sie mal, Dulcan. Sogar die Sowjets haben Sie gegen sich.« Er unterstrich diese Bemerkung dadurch, daß er Dulcan wieder die Faust zwischen die Augen setzte. Dulcan stöhnte auf und starrte ins Wasser. Holden erriet seine Gedanken.
    »Nein, Ted, nicht in den See. Ich kann vorzüglich schwimmen, habe ein Messer bei mir – mit diesem Messer habe ich bei den Bahamas gegen einen Hai gekämpft, und raten Sie mal, wer gewonnen hat. Und außerdem: Schauen Sie sich mal um, kommt da ein nackter Mann durch das Wasser geschossen. Darf ich vorstellen: Stepan Mironowitsch Lepkin aus Moskau.«
    »Cortone ist weg und bringt den Zünder zu Dr. Hassler. Jawohl … ihr kommt zu spät, ihr feinen Pinkels! Das Stadion fliegt in die Luft! Auf die Minute genau! Am 26. August, um 15 Uhr! Und niemand, niemand kann diesen Dr. Hassler aufhalten! Das wißt ihr alle! Mit mir könnt ihr machen, was ihr wollt, mir ging es nur um das Geld, ich bin nur ein stiller Teilhaber von Cortone … aber der große Knall kommt, und München wird es nicht mehr geben!« Dulcan blickte zurück zu dem herankraulenden Lepkin. »Holden, halten Sie den Russen zurück!« Panische Angst schwang in seiner Stimme. »Mit Ihnen arrangiere ich mich … aber diese russische Bestie …«
    »Dulcan, Sie haben von Lepkin ein völlig falsches Bild. Er ist ein Mensch mit Gemüt. Er singt traurige Lieder, und wenn er an die Wolga denkt, werden seine Augen feucht. Ein Mensch mit ewigem Heimweh nach dem weiten russischen Himmel.« Und plötzlich hart wie ein Peitschenschlag: »Wo ist Cortone?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie Idiot!« Holden schlug wieder zu. Dreimal genügte, dann war Dulcan so schwach, daß er willenlos auf der Ruderbank lag. Während Lepkin wie ein weißer Fisch durchs Wasser schnellte, hakte Holden den Plastikbeutel vom Gürtel, riß den Reißverschluß auf und entnahm dem Beutel eine mit einer wasserhellen Flüssigkeit gefüllte Spritze. Unter Mißachtung aller septischen Vorsicht stieß er Dulcan die lange, dünne Nadel in die Armvene, nachdem er noch einmal einen wuchtigen Schlag gegen Dulcans Kinn abgefeuert hatte. Dulcan brach zusammen und nahm den Einstich kaum wahr, nur seine Nerven zuckten kurz im natürlichen Abwehrreflex zusammen.
    Holden wartete. Über Dulcans Gesicht rann plötzlich dicker Schweiß, die Hautfarbe veränderte sich rapide, sie wurde gelblich, die Gesichtsmuskeln erschlafften, es war, als falle das Fleisch von den

Weitere Kostenlose Bücher